Kapitel 58

469 17 2
                                    

"Ich möchte gern zu Xenophilius Lovegood", platzte Hermine am Abend heraus. "Warum?", fragte ich und runzelte leicht meine Stirn. Hermine faselte irgendwas von Dumbledore, Grindelwald und Zeichen. "Was für ein Zeichen?", fragte ich und Hermine zeigte es mir in einem Buch. Während ich das Zeichen genau betrachtete, diskutierten die anderen drei weiter. Schließlich beschlossen wir zu Xenophilius zu gehen.

Es war ein schräges Haus, an dem fliegende Papierdrachen hingen und das ganz nach Luni Lovegood aussah. Leicht lächelnd klopfte ich an der Tür. Luni selbst würde jetzt entweder in Hogwarts sein oder ihr Vater hatte sie hier behalten. Dann würden wir uns wiedersehen. Bei dem Gedanken musste ich noch etwas breiter grinsen.

Mr Lovegood öffnete die Tür. "Luna! Es freut mich, dass wir uns einmal persönlich treffen. Meine Tochter hat schon viel über dich erzählt. Wollt ihr nicht hereinkommen?" "Gerne. Wo ist Luni denn?" "Luna? Die kommt bald." Ok, das war schon etwas merkwürdig. Mr Lovegood führte uns ins Wohnzimmer und kochte uns Tee. Dann kam Harry auf die Frage nach dem komischen Symbol zu sprechen. "Wir wüssten gerne, was das ist." "Nun, das ist das Zeichen der Heiligtümer des Todes." "Der was?", fragten wir alle vier gleichzeitig. "Der Heiligtümer des Todes. Sie kennen doch sicher alle das Märchen von den drei Brüdern?" "Nein", meinte Harry und ich, während die anderen beiden mit ja antworteten. "Ich hab es dabei", warf Hermine ein, zog ein Buch aus ihrer Tasche und begann zu lesen.

"Es waren einmal drei Brüder, die in der Abenddämmerung eine einsame, gewundene Straße entlangwanderten." "Mitternacht. Bei Mom was es immer Mitternacht", warf Ron ein und er und Hermine zickten sich kurz an, bis Hermine endlich weiter vorlas. "Es waren einmal drei Brüder, die in der Abenddämmerung eine einsame, gewundene Straße entlangwanderten. Nach einiger Zeit kamen sie an einen Fluss, der zu tückisch war, um ihn zu durchqueren. Doch die Brüder waren der magischen Künste kundig, also schwangen sie einfach ihre Zauberstäbe und ließen eine Brücke erscheinen. Doch ehe sie hinübergehen konnten, trat ihnen eine Kapuzengestalt in den Weg. Es war der Tod. Er fühlte sich betrogen, denn für gewöhnlich ertranken Wandersleute in dem Fluss. Doch der Tod war gerissen. Er tat, als würde er den Brüdern zu ihrer Zauberkunst gratulieren und sagte, weil sie so klug gewesen seien ihm zu entrinnen, verdiene jeder von ihnen einen Lohn. Der Älteste verlangte einen Zauberstab, der mächtiger war als alle anderen. Also formte der Tod einen aus dem Holz eines Elderbaumes der am Ufer stand. Da beschloss der zweite Bruder, den Tod noch mehr zu demütigen und verlangte nach der Macht, geliebte Menschen aus dem Grab zurück zu holen. Also nahm der Tod einen Stein vom Flussufer und überreichte ihn dem zweiten Bruder. Schließlich wandte sich der Tod an den dritten Bruder, einen bescheidenen Mann. Er bat um etwas, das es ihm erlauben würde von dannen zu gehen, ohne dass der Tod ihn verfolgte. Und der Tod übergab ihm, höchst widerwillig, seinen eigenen Umhang, der unsichtbar machte. Der erste Bruder reiste in ein fernes Dorf, wo der, den Elderstab in der Hand, einen Zauberer tötete, mit dem er einst gestritten hatte. Trunken von der Macht, die ihm der Elderstab verlieh, prahlte er mit seiner Unbesiegbarkeit. Doch in derselben Nacht stahl ein anderer Zauberer den Elderstab und schnitt dem Bruder obendrein die Kehle durch. Und so machte der Tod sich den ersten Bruder zu eigen. Der zweite Bruder wanderte nach Hause, nahm den Stein und drehte ihn dreimal in der Hand. Zu seinem Entzücken erschien das Mädchen, das er einst hatte heiraten wollen, ehe es ein früher Tod ereilte. Doch bald schon wurde sie traurig und kühl, denn sie gehörte nicht in die Welt der Sterblichen. Wahnsinnig vor unerfüllbarer Sehnsucht tötete er sich, um wirklich bei ihr zu sein. Und so machte der Tod sich den zweiten Bruder zu eigen. Den dritten Bruder jedoch suchte der Tod viele Jahre lang, ohne ihn jemals zu finden. Erst, als er ein hohes Alter erreicht hatte, legte der jüngste Bruder den Tarnumhang ab und schenkte ihn seinem Sohn. Dann begrüßte er den Tod wie einen alten Freund und ging zufrieden mit ihm. Und ebenbürtig verließen sie dieses Leben."

"Da haben wir es. Dies sind die Heiligtümer des Todes", sagte Mr Lovegood. "Tut mir leid, Sir. Ich versteh's noch nicht so ganz." Ich musste mir ein Schnauben verkneifen. Harry war so schwer von Begriff wie eh und jeh. Mr Lovegood holte Papier und Stift heraus. Er zeichnete einen Strich. "Der Elderstab. Der mächtigeste Zauberstab aller Zeiten." Darauf folgte ein Kreis. "Der Stein der Auferstehung." Zu guter Letzt ein Dreieck. "Der Umhang, der unsichtbar macht. Diese drei bilden die Heiligtümer des Todes. Diese drei machen ihren Besitzer zum Bezwinger des Todes." "Dieses Symbol war auf einem Grabstein in Godrics Hollow. Mr Lovegood, hat die Familie Peverell etwas mit diesem Symbol zu tun?" Wer waren denn die Peverells? Und warum waren Harry und Hermine in Godrics Hollow gewesen? War das nicht unser Geburtsort?

"Oh, der Tee ist kalt geworden. Ich bin sofort zurück." "Danke, Sir. Aber wir müssen sowieso weiter." "Nein das geht nicht!", schrie Mr Lovegood und ich zuckte zurück. Harry griff nach meiner Hand und drückte sie beruhigend. Was hatte der alte Mann denn plötzlich? Er stellte sich vor die Tür und schaute uns finster an. "Sie sind meine einzige Hoffnung. Die waren wütend, verstehen Sie? Die waren wütend wegen meiner Artikel. Da haben sie sie geholt. Sie haben meine Luna geholt." "Was?", kreischte ich und Tränen traten mir in die Augen. Nicht Luni! Nicht Luni!

Harry zog mich in eine feste Umarmung. Dann ging alles ganz schnell. Die Todesser krachten durch das Haus. Wir vier warfen uns auf den Boden. Harry hielt mich umklammert und griff nach Rons und Hermines Hand. Wir disapparierten.

Harry Potter und seine kleine Schwester 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt