Kapitel 62

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Oben angekommen war der Kampf schon in vollem Gange. Colin riss mir die Karte aus der Hand und suchte nach Harry, Hermine und Ron. "Da sind sie", sagte er und zeigte auf drei Punkte, die kurz darauf verschwanden. "Nanu, wo sind sie denn jetzt?" "Der Raum der Wünsche ist nicht auf der Karte. Dort werden sie sein!", meinte ich nach kurzem Überlegen und wir rannten los.

Die Tür schien Stunden zu brauchen, bis sie endlich erschien. Drinnen hörten wir schon Stimmen, die miteinander redeten. Ich erkannte Draco und meinen Bruder. Leise zogen Colin und ich unsere Zauberstäbe und schlichen durch den Raum, der einer Gerümpelkammer glich. Ich spähte hinter die nächste Ecke und erkannte Draco, Goyle und einen weiteren Slytherin, die mit ihren Zauberstäben auf Harry, Ron und Hermine zielten. Ich schaute zu Colin, der mir zunickte. "Expelliarmus!", rief ich und sprang aus meinem Versteck. Draco und der Unbekannte flüchteten sofort, Goyle warf uns noch ein "Avada Kedavra!" entgegen. "Sie ist meine Freundin ihr Penner!", schrien Colin und Ron gleichzeitig und rannten den drein mit erhobenen Zauberstäben hinterher. Hermine und ich blickten uns an und mussten schmunzeln. "Also hat's bei euch endlich geklappt?", grinste ich. Hermine räusperte sich und blickte zu Harry, der einen Gerümpelhaufen erklomm.

"Was machst du da?", fragte ich. "Das Diadem. Der Horkrux ist da irgendwo", meinte Harry. Hermine und ich machten uns schnell ebenfalls an den Anstieg und suchten das verflixte Ding. "Ich hab's", rief Harry und wir stiegen den Haufen wieder hinunter. "Hier hast du den Zahn", meinte ich und reichte ihn Harry. Da hörten wir mit einem Mal Ron und Colin fluchen und rufen. Schreiend rannten sie an uns vorbei. "Goyle setzt den ganzen Laden in Brand!", rief Ron und zog Hermine mit sich. Colin packte meine Hand und zog mich ebenfalls mit sich. "Harry!", rief ich und warf einen Blick zurück. Eine riesige Feuerschlange kam um die Ecke. Harry folgte uns schnell.

Es wurde unglaublich heiß hier drinnen. Von überall her kam Feuer. Dann stolperte Ron gegen ein paar Besen und warf uns jeder einen zu. Wir flogen über die Flammen hinweg. Da sah ich Draco und den Unbekannten auf einem Haufen stehen, umgeben von Flammen. "Wir müssen sie mitnehmen!", rief ich. "Spinnst du! Die wollten uns alle umbringen!", antwortete Ron und flog weiter. Ich jedoch drehte ab und im Augenwinkel erkannte ich, dass Harry es mir gleichtat. "Komm schon!", rief ich, schebte unter Draco und er landete auf meinem Besen. Harry schnappte sich den Unbekannten und wir düsten zum Ausgang. Draußen rannten die beiden Slytherins sofort weg, auch wenn Draco mir noch einen dankbaren Blick zuwarf. "Harry, das Diadem!", rief Hermine. Harry holte aus und stieß mit dem Basiliskenzahn zu. Ron kickte ihn in den Raum der Wünsche und er ging in Flammen auf. Dann knallte die Tür zu. Keuchend lag ich auf dem Boden. Schon wieder war da dieses komische Gefühl gewesen wie unten in der Kammer des Schreckens.

"Es ist die Schlange. Nur sie ist noch übrig. Sie ist der letzte Horkrux", murmelte Harry und ich blickte zu ihm. Colin hatte sich mittlerweile neben mich gesetzt, meinen Kopf auf seinen Schoß gezogen und strich mir immer wieder über meine Haare. "Sieh in sein Inneres, Harry. Finde heraus, wo er ist. Wenn wir ihn finden, finden wir die Schlange. Wir können das beenden", sagte Ron. "Harry", murmelte ich, rappelte mich auf und robbte neben meinen Bruder. Ich nahm seine Hand. "Gemeinsam." "Gemeinsam." Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich. Ich sah ein Boot. Wasser. Die Schlange. Malfoy Senior. Er unterhielt sich mit Voldemort. Irgendwas mit Snape. Ich öffnete meine Augen wieder. "Ich weiß, wo er ist", sagten Harry und ich gleichzeitig.

Wir rannten. Rannten um unser Leben. Immer weiter. Schossen Zauber. Wichen Trollen und Riesen aus. Endlich kamen wir vom Schlachtfeld zum Bootsanleger. Ich vernahm Voldemorts und Snapes Stimmen. Sie unterhielten sich über einen Zauberstab. Den Elderstab. Und plötzlich wendete sich das Blatt. "Aber Herr..." "Nagini, töte." Ich Rumpeln und Knallen. Ich wollte aufspringen und hinein rennen, doch Colin hielt mich fest und presste seine Hand auf meinen Mund. Gedämpft schrie ich. Dann verschwand Voldemort mit der Schlange und wir liefen hinein.

"Professor!", rief ich und warf mich neben den schwerverletzten Mann. Eine Träne rann aus seinem Auge. "Fang sie auf. Bitte", murmelte Snape. Hermine reichte mir eine Phiole und ich fing die Träne auf. "Bring sie zum Denkarium. Sieh mich an. Du siehst aus wie deine Mutter, Luna." Und dann war er tot. Ich schluchzte auf. "Kommt. Wir müssen nach oben." Colin zog mich hinter sich her, während wir wieder hinauf zum Schlachtfeld eilten. Ich versuchte mich zu beruhigen und zog meinen Zauberstab. Oben angekommen, ging alles ganz schnell. "Harry!", rief ich, als ein Riese sich zwischen uns schob und wir getrennt wurden. "Wir treffen uns oben in Dumbledores Büro!", brüllte Harry über den Lärm hinweg. Dann mussten Colin und ich in eine andere Richtung, um dem Riesen auszuweichen.

Wir stolperten in einen Gang. Ich erkannte Fred am Boden. Ein Todesser bedrohte ihn mit seinem Zauberstab. "Stupor!", kreischte ich und der Zauberer flog ein paar Meter weg, wo er reglos auf dem Boden liegen blieb. "Fred? Alles ok?", rief ich panisch und hockte mich zu dem Jungen, der mich trotz der Situation leicht anlächelte. "Dank dir, ja. Hättest du keinen Freund, würde ich dich jetzt glatt küssen", grinste er. Ich schnaubte. Er hatte seinen Humor eindeutig nicht verloren. Mit einem Mal trat ein Piepen in mein Ohr und mir wurde schwindelig. Taumelnd landete ich auf dem Boden. "Luna?", fragte Colin. Dann hörten wir sie. Eine Stimme. "Ihr habt heldenhaft gekämpft, aber vergeblich. Ich wünsche all das nicht. Jeder Tropfen magischen Blutes, der vergossen wird, ist eine schreckliche Vergeudung. Ich befehle meinen Streitkräften, sich zurückzuziehen. Nutzt ihre Abwesenheit und schafft eure Toten in Würde fort. Harry und Luna Potter. Ich spreche nun direkt zu euch. Heute Nacht habt ihr zugelassen, dass eure Freunde für euch sterben anstatt mir selbst gegenüber zu treten. Es gibt keine größere Schande. Kommt zu mir in den verbotenen Wald und stellt euch eurem Schicksal. Tut ihr dies nicht, werde ich ohne Ausnahme jeden töten, der versucht euch vor mir zu verbergen, bis auf den letzten Mann, die letzte Frau und das letzte Kind."

Harry Potter und seine kleine Schwester 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt