Raindrops by Kupla, j'san
I could keep you safe. They are all afraid of me.
Wir sitzen da und starren aus dem offenen Fenster während der Regen immer wieder sein Glück versucht ein paar Tropfen auf uns fallen zu lassen. Der Wind spielt neue Manöver und wir starren in Stille nach draußen zum tobenden Gewitter und können kaum unsere eigenen Gedanken hören. Die Tropfen schlagen auf die Blätter wie Drumsticks auf die Snare. Und während ich mich nicht traue zu sprechen, weil der Kampf da draußen zwischen warm und kalt mich nicht aussprechen lassen wird, denke ich an Finn. Der Donner, der mir immer Angst macht und der Regen, der mich immer beruhigt. Genauso ein Gemisch ist er auch. Von Außen sieht das alles so offensichtlich aus und trotzdem werde ich immer traurig, wenn es Gewittert als würde mehr hinter diesem Geschehen stecken. Wie kann nur so viel Wasser über unseren Köpfen schweben und wir merken es gar nicht, bis es plötzlich auf unsere Schultern niederprasselt. Erst wenn wir die dunklen Schatten der Tropfen auf dem Asphalt vor unseren Füßen finden, merken wir, dass über unser Bewusstsein hinaus, vieles passiert sein muss. Dann erst sagen wir „Oh, es muss sich wohl viel Wasser angesammelt haben. Oh es regnet plötzlich." Dann sehen wir kurz zum Himmel und ärgern uns, dass wir keinen Schirm dabei haben und dann rennen wir nach Hause.
Und manchmal lesen wir in Büchern, dass der Himmel weint und denken uns aber nichts dabei. Doch was wenn es wirklich so wäre? Wenn Wolken doch eigentlich so wie wir sind? Irgendwann es einfach nicht mehr aushalten können und alles loslassen müssen als gäbe es kein „Morgen". Als gäbe es keine Konsequenzen für das viele Wasser, was alles nieder schlägt, Pflanzen umbringt und das Zuhause so vieler Tiere überschwemmt. Das alles scheint den Wolken egal zu sein, denkt man sich, wenn man klitsch nass zu Hause ankommt. Es ist eine Unannehmlichkeit und störend, dass sie ausgerechnet jetzt alles los lassen. Es passt uns nicht. Keiner steht da und glaubt, dass sie es lange Zeit versucht haben auszuhalten. Dass wir es nicht bemerkt haben, weil sie es so gut versteckt haben. Alles um uns keine Unannehmlichkeiten zu bereiten. Weil nie der richtige Moment war um zu stören. Sich bemerkbar zu machen.
Dann irgendwann weinen sie einfach, weil es nicht mehr anders geht und alles was wir machen ist fluchen und wegrennen. Sie bestrafen und alleine lassen. Deswegen erinnert mich der Regen an Finn. Er schweigt auch immer, bis er plötzlich ganz traurig ist und Sachen sagt, die sonst so gar nicht zu ihm passen zu scheinen. Er leidet auch immer im Stillen und bricht direkt in ein Unwetter aus, wenn er es nicht mehr halten kann. „Weißt du..." sage ich mit viel Kraft über den lauten Donner hinaus. Finn sieht abwartend zu mir, aber ich sehe weiter nach draußen. „So stelle ich mir vor wie es in dir aussieht. Genau so." Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen zeige ich halbherzig hoch zu den grauen, aufgetürmten Wolken. „Ich glaube, in dir regnet es auch immer. So wie heute. Ganze Ozeane." Er sieht wieder raus und ich frage mich ob er einen kritischen oder spottenden Kommentar machen wird, weil ich wieder so was poetisches von mir gegeben habe, aber er bleibt einfach still und sieht nachdenklich hoch in die Wolken. „Es regnet so sehr, dass man glaubt, es würde nie aufhören." Murmle ich. Frage mich ob er es über den lauten Regen überhaupt hören konnte, aber es war sowieso nicht für ihn gemeint.
„Ich glaube, in dir tut es das auch nicht." Ich glaube, es regnet einfach immer weiter. Lässt lange Tropfen wie unzählige Nadeln auf die Erde schießen, erschüttert alles was sich sonst so sanft im Wind wiegt. Unterbricht jede Ruhe, Klarheit und Zuversicht, die hätte da sein können. Taucht alles in ein trostloses, fast schon brutales Grau. „Es muss ganz schön anstrengend sein, so leise zu sein wie du es immer bist, wenn es in dir so laut ist." Was mir Angst macht, ist die Frage wo das Wasser hin geht, wenn es einmal gefallen ist. In Finn scheint es nie zu versickern, sondern nur immer weiter zu steigen als würde es ihn überfluten und still und leise von innen ertränken, während er nicht mal um Hilfe fragt. Er hält es lieber aus. Das Brennen in Hals und Lunge, den Schmerz im ganzen Körper. Den Drang einzuatmen, der dich nicht retten kann, wenn du doch von innen ertrinkst. Sein Herz, was immer weniger stark pumpt, weil es so hoffnungslos erscheint. Wenn es immer nur regnet und nie aufhört, wenn die Sonne nie scheint, wieso dann nicht einfach aufgeben? In so einer Welt, gibt es doch gar keine Hoffnung. Hier kann doch nichts überleben. Finn schon gar nicht.
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I Can't Tell You Who I Am
Novela JuvenilIch sehe in sein Gesicht. „Geht's dir gut?" Ein genervter Blick kommt zurück. „Seh ich so aus als würde es mir gut gehen?" „Keine Ahnung. Du zeigst ja keinem wie es dir geht." Und dann lächelt er tatsächlich. „Es geht dir gut!" Freude und Triumph...