Kapitel 8: Folge deinem Herzen

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Mit schnellen Schritten und gesenktem Kopf huschte Yoongi durch die Menschenmasse. Er hasste es abgrundtief durch die belebte Innenstadt zu laufen. Am liebsten würde er ja jeglichen Kontakt vermeiden. Es reichte ihm schon der Weg von der Universität nach Hause. Da musste er sich auch schon mit genügend Menschen in den Bus quetschen, die auch keinen Sinn für persönlichen Freiraum hatten.

Aber wenn er sich jetzt nicht dazu überwandte, wann dann? Es war wohl auch genug emotionale Aufregung für Jungkook seinen Weg hierher zu finden. Sie waren beide nicht sonderlich von ihren Mitmenschen begeistert. Doch was machte man nicht alles füreinander.

Tatsächlich war er fast schon ein wenig von sich selbst überrascht. Immerhin hatte er Jungkook gefragt, ob er sich mit ihm treffen wollte. Sie pflegten schon seit einer Weile eine bloße Online-Freundschaft. Damals war diese Distanz genau das, was sie brauchten. Es war, als könne man jemand Fremden sein Herz anvertrauen, ohne sich zu schämen.

Doch die Zeiten änderten sich. Jungkook schien durch diesen Taehyung aus sich herauszukommen. Die schmerzvollen Tage würden nie vergessen sein, aber er schien bereit dafür zu sein, voranzugehen und mehr in seinem Leben zu sehen, als der Verlust all seiner Hoffnungen.

Auch Yoongi hatte sich in den letzten Wochen ein wenig geändert. Wahrscheinlich konnte er diesen Schritt auch nur wegen einer gewissen Person wagen. Jimin hatte ihm etwas Mut eingepflanzt, den er jetzt nutzen wollte, um einen Schritt auf jemanden zuzumachen, der ihm ziemlich viel bedeutete.

Als er das Café von Weitem sah, machte sich sogar ein bisschen Vorfreude in ihm breit. Es war wohl wirklich so weit. Als er in das heimliche Innere trat, drang ein warmer Kaffeeduft durch den Stoff seiner Maske, die sein Gesicht verbarg. Er war erleichtert, dass kaum Leute zu Besuch waren. Da musste er nicht ständig das ekelhaft kribbelnde Gefühl auf der Haut haben, wenn er fürchtete von anderen angestarrt zu werden.

Trotzdem ließ er ein wenig nervös die Augen durch den Raum gleiten, bis sie an einem Tisch hängenblieben. Zwei Jungs unterhielten sich angeregt, wobei ihm klar war, dass es sich bei einen von ihnen um Jungkook handelte und nicht nur deswegen, weil ein Rollstuhl durch die Tischbeine durchschimmerte. Schließlich hatte er ihn bisher nur von Hüfte aufwärts gesehen.

„Stör ich bei eurem Date?" Es war schon süß zu sehen wie die beiden Jüngeren reagierten, wobei der eine noch aufgeregter zu sein schien. Er vermutete, es handelte sich hierbei um Taehyung. Dieser schien es darauf angelegt zu haben, sich so schnell wie möglich vom Acker zu machen, so schnell wie er von seinem Platz aufsprang. Natürlich ging er nicht, ohne sich vorher bei Jungkook verabschiedet zu haben.

Ihm wurde bei dem Anblick der beiden warm ums Herz. Sie hatten einen so unkomplizierten Umgang miteinander, teilten ihre eigenen Witze und Sticheleien. Dennoch lag in ihren Worten solche Sanftheit... und Yoongi fragte sich ein wenig, ob es auch mal jemanden geben würde, der ihn mit solcher Vertrautheit ansehen würde.

Erst als dieser Junge mit dem Kastengrinsen verschwunden war, setzte sich Yoongi auf den Platz gegenüber. Ehrlich gesagt war er ziemlich erleichtert, dass Jungkook nicht ohne ein Wort jemand anderen noch mitgebracht hat. Er hätte nicht gewusst wie er mit einem weiteren fremden Gesicht hätte umgehen sollen. Egal wie sehr er Jungkook auch mochte, es kostete ihn genug Mühe, ihm das erste Mal gegenüberzustehen... mit ihm zu reden. Denn es plagten ihn noch immer die Zweifel, ob er ihn auch so tatsächlich mögen würde.

Seine Sorgen waren aber vollkommen unbegründet. Jungkook scheute sich nicht im Geringsten, ihn auf die Schippe zu nehmen. Sie benahmen sich fast wie alte Freunde. Aber naja. Vielleicht bestand doch kein Unterschied zwischen ihren Onlinetreffen und dieser Begegnung hier.

„Seid ihr eigentlich zusammen?" Normalerweise wollte er sich eigentlich nicht in die Beziehungen anderer einmischen, trotzdem konnte er nicht verleugnen, dass ein Stück weit die Neugierde in ihm geweckt wurde. Der Jüngere hatte ihm doch schon einiges über Taehyung erzählt. „Er ist ziemlich niedlich und müsste doch eigentlich voll dein Typ sein."

Da Capo al Fine - Yoonmin (Sidestory zu Perfectly Imperfect)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt