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»Was ist so schlimm daran, dass ich euch nix von dem Stück erzählt hab?!«

Isi hatte ihre Zimmertür einen Spalt breit geöffnet und lauschte der Diskussion. Umut stritt mit ihrer Mutter in der Küche.

»Ich trete sowieso gar nicht auf! Alles was ich mache, sind Scheinwerfer zu bedienen!« »Aber deine beste Freundin tritt auf, wir würden auch gerne wegen ihr kommen!« »Das stimmt überhaupt nicht.« »Vielleicht sollten wir uns alle mal-«, versuchte Isis Vater, doch er wurde von Umut unterbrochen. »Du warst wirklich gut darin, dich aus meinem Leben rauszuhalten.«, erwiderte Umut bitter. »Wieso interessierst du dich jetzt auf einmal dafür? Ist dir langweilig geworden, weil Isi nicht mehr auf deine Hilfe angewiesen ist? Weil sie jetzt ohne dich zurechtkommt?« Isi schluckte schwer. »Hast du keine Ideen für dein Buch?« Oh mann. »Mehmet, würdest du uns bitte alleine lassen?« Isi wusste, dass seine Mum es todernst meinte, sobald sie den Namen von seinem Vater sagte. »Liebling, bist du sicher, dass-« »Mehmet!«

Isi seufzte schwer. Their Vater ging aus der Küche und schloss die Tür.

»Worüber reden die?«, wollte Isi wissen. Sein Vater seufzte. »Die haben 'ne Menge zu bereden. Nichts davon betrifft uns.« Er betrat Isis Zimmer. Isi schloss die Tür. »Wie wäre es, wenn wir auf deine Insel in Animal Crossing ziehen?«

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Später am Abend war Isi in der Küche, um sich Tee aufzukochen. Seine Mutter und sein Bruder hatten den ganzen Tag über nicht miteinander geredet.

Dann traute sich Isi die Stille zu brechen: »Sehen wir uns das Stück zusammen an?« Umut sah nicht gerade glücklich aus. »Ich weiß nicht so Recht, ob das so spannend für dich wäre.«, sagte Ela. »Du würdest dich wahrscheinlich nur langweilen.«, meinte Umut. »Ich würde an deiner Stelle lieber für dein Physikreferat lernen.«, antwortete Ela und nippte an ihrem Kaffe. »Gehst du mit Baba hin?« »Baba gidecek. Und ich bleibe zu Hause, damit du nicht allein bist.« Umut lachte ungläubig. »Ist das jetzt deine Bestrafung, oder was?« »Falls du es vergessen hast, du wolltest ursprünglich, dass ich nicht komme.« »Aber ich will, dass du kommst, jetzt wo du Bescheid weißt!«, sagte Umut aufgebracht.

Irgendwas stimmte hier nicht. »Ihr verschweigt mir irgendwas.« »Nein.«, sagte Umut trocken. Isi sah ihren Bruder an. »Söyle bana, was hier los ist!« »Es ist nichts!« »Hör auf mich zu yalan söylemek!«

Isi und Umut konnten ein leises Miauen hören. Die orientalische Katze Aylin trottete zu ihnen. Sie sah gar nicht gut aus.

Ela betrachtete das Tier besorgt. »Aylin, Süße?« Aylin miaute gequält. Sachte trat Isis Mutter auf die Katze zu und hob sie vorsichtig hoch. Sie fauchte. Und dann kratzte sie Ela an der Hand. Sie zischte auf. »Autsch! Lanet olsun!« Isi klopfte Umut auf die Schulter. »Hol das Telefon«, murmelte er hastig. »Ruf beim Tierarzt an.« Umut rannte in den Flur und Isi trat auf ihre Mutter und das Tier zu. Sie konnten hören, wie Umut am Telefon sprach. Aylin hatte die Augen geschlossen. Besorgt strich Isi mit ihrer Hand über ihren Kopf. »Isi, hol bitte die Transportbox«, murmelte Ela. Umut lief zu seiner Mutter, während Isi die Transportbox holte.

Ein paar Minuten später waren Isi, ihre Mutter und Umut im Auto, auf dem Weg zum Tierarzt. Ela hatte Mehmet angerufen; er würde gleich beim Tierarzt auf sie warten. Die Praxis war nicht weit von seiner Arbeit.

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Bekümmert sah die Familie Inci der Katze zu, wie sie auf dem Untersuchungstisch lag. Der Tierarzt hatte den Raum verlassen, damit die Familie in aller Ruhe Abschied nehmen konnte.

Mit zittrigen Fingern strich Isi über Aylins Fell. Umut hielt währenddessen seine Hand fest. »Aylin ölmeli, oder?«, murmelte Umut traurig. Ela rieb sich ihre feuchten Augen und Mehmet seufzte schwer. Er sah seinen Sohn bekümmert an. »Ja.« Umut konnte fühlen, wie eine kleine Träne über sein Gesicht rollte. Er schniefte leise.

Be yourself. || 𝑬𝒊𝒏𝒆 𝑫𝒓𝒖𝒄𝒌-𝑭𝒂𝒏𝑭𝒊𝒌𝒕𝒊𝒐𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt