Das magische Leben von Varyla Giganta

Kapitel 1

Die Welt wird bedroht, das spüre ich. Als Nachfahrin der großen Runa Giganta liegt es in meinem Blut. Doch ich wollte den Tag nicht vor den Abend loben. Deswegen hatte ich eine Ratsversammlung angekündigt, weil ich die Meinung anderer ebenfalls hören wollte.

„Herzlich Willkommen zur ersten Ratsversammlung dieses Jahres", kündetete ich an.

Es gab auf Gigantara nur selten überhaupt Ratsversammlungen, weil der Friede auf der Welt eigentlich stets stabil blieb. Doch der Hohe Rat bestand trotzdem, genau aus den Gründen des Notstands.

Anführer Logarah sah interessiert zu mir hinunter. In seiner linken Hand hielt er seinen Zepter, den er zu seinem eigenen Schutz immer bei sich trug, damit ihn nicht jemand aus dem Hinterhalt angreifen konnte.

„Schon seit einiger Zeit überkommt mich ein unwohliges Gefühl, dass auf dieser Welt nichts mehr in Ordnung ist. Eine Gefahr kommt auf uns zu, die wohl von großer Wichtigkeit sein könnte."

Die meisten Mitglieder des Hohen Rats fingen an zu lachen. Sie glaubten nicht an die Fähigkeit der Gigantas. Ich wurde in den Kreis auch nur aus Tradition aufgenommen, weil Runa die Welt vor dem Untergang bewahrt hat und die Monarchie aufgelöst hat, die all die Zeit herrschte. Wir hatten immer noch im Gesetzbuch stehen, dass es eine Monarchie noch gibt, aber dies auch nur im Falle eines Notstands. Weil man im Notfall nicht auf die Stimmen des Volkes warten konnte. Der Feind ist meist schneller.

Der Anführer klopfte mit seinem Zepter auf dem Boden und sank die Atmosphäre, sodass die anderen mit ihrem Gelächter aufhörten. „Ich habe auch dieses Unheil gespürt, also hört auf euch über Ratsmitglied Varyla lustig zu machen. Als Drache habe ich die gleiche Fähigkeit wie sie. Nur mit dem Unterschied, dass ich die Gefahr erst riechen kann, wenn sie in der Nähe ist."

Drachen sind die weisesten Wesen auf Gigantara. Sie waren aber auch nicht perfekt mit ihren Fähigkeiten. Wie gesagt, konnten sie - im Gegensatz zu mir - nur die Gefahr riechen, während ich sie spüren kann.

Die Ratsvorsitzende Kara stand von ihrem Platz auf. Ihre prächtigen Locken passten sehr gut zu ihrem Status. Sie war auch in der Gesellschaft sehr beliebt. Es fehlte nur an Höflichkeit, dann hätte sie vielleicht auch die Chance gehabt, Anführerin des Hohen Rats zu werden. „Dann sollten wir dringlichst den Notstand aufrufen!", empfahl sie und sah in die Runde. „Wer ist dafür?"

Ich hob instinktiv meine Hand, Logarah tat es mir gleich. Die anderen Mitglieder waren sich sehr unschlüssig, ob sie uns wirklich trauen sollten, meldeten sich aber trotzdem, weil ihr Anführer schließlich auch dafür gestimmt hatte. Die letzte Stimme fehlte aber. Die Stimme von Kara.

„Wie ich sehe, sind die meisten dafür", teilte sie mit. „Dann wäre es somit beschlossen." Sie hob ihre Hand und kündete damit den Notstand auf.

Der Diener kam herbei mit einer Pergamentrolle, wo vermutlich die Notstandserklärung stand, die nur noch unterschrieben werden musste. Kara zögerte nicht lange und unterzeichnete. Ebenfalls Logarah.

Ich holte meine Schreibfeder aus meiner Tasche heraus und las mir vorher alles durch.

Notstandserklärung

1. Die Welt steht in Gefahr und es kommt zum Notstand.
2. Die Monarchie wird wieder eingeläutet.
3. Das Volk untersteht dem Monarchen.
4. Die Gigantara Defense Force (GDF) wird allarmiert.

Ich erkläre mich damit einverstanden.

Ich unterzeichnete und stempelte das Wachssiegel meiner Familie neben meiner Unterschrift.

👑👑👑

Kurz darauf stand Anführer Logarah von seinem Platz auf. Er betätigte einen Knopf auf seinem Zepter, das eine Treppe zum Pult erscheinen ließ. Kurz räusperte er sich und sah uns besorgt an. „Somit haben wir Plan A in der Hand, welches uns wahrscheinlich zum Erfolg führen wird." Er hob seine Hand. „Doch wir sollten nicht zu voreilig sein."