Kapitel 58 - Ein neuer Anfang

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*** Gibt es einen Zauber, mit dem man von den Toten wieder aufstehen kann?

Wie findet man jemanden, der nicht gefunden werden will? ***

Narzissa, Hogwarts, kurz nach der Schlacht

Er ist am Leben! Ich habe meinen einzigen Sohn nicht in einer Schlacht verloren, gegen die ich seit seiner Geburt mit all meinen Mitteln ankämpfe.

Nein, ich spüre das Band. Jenes Band ums Herz, das nur Mütter spüren können. Es war beschädigt und gedehnt aber vorhanden und es zog mich unermüdlich voran.

Ich rannte durch die zerstörte Schule, über den Westhof. Als ich in der Dunkelheit der Ländereien ankam, erschien aus der Ferne, dort wo ich den Kampf vermutete, ein blendend helles Licht. Ich hielt inne, weil es unmöglich war, wegzusehen und schirmte meine Augen gegen das Licht ab. Ich hatte nie zuvor in meinem Leben einen derart mächtigen, weißen Zauber gesehen und mir wurde sofort klar, dass dies das Ende des Dunklen Lords war.

Darum beschleunigte ich meine Schritte. Es war soweit. Wir könnten friedlich miteinander als Familie leben. So, wie ich es mir immer erträumt hatte.

Ich entdeckte ihn als dunklen Schatten am Ende der Schlossgründe. Es war nicht mehr als eine schwarze Kapuzengestalt, doch an seiner Haltung und seinen Schritten erkannte ich sofort, dass es sich um meinen Sohn handelte.

Er hatte beinahe die Grenze erreicht, von der aus er disapparieren konnte. Ich kannte seine Gründe nicht, doch mir wurde sofort klar, dass er vorhatte, von der Bildfläche zu verschwinden. In meiner Verzweiflung zog ich meinen Zauberstab und schockte ihn, sodas er der Länge nach ins Gras fiel.

Er wälzte sich gequält stöhnend auf den Rücken. Als ich nähertrat, zuckte ich bei seinem Anblick heftig zusammen. Er hatte am ganzen Körper starke Verbrennungen. Es war ein Wunder, dass er sich überhaupt rühren konnte.

Panisch ließ ich mich auf die Knie fallen und stützte seinen Kopf. "Draco, was ist passiert? Wo willst du hin?"

"Weg... ich muss schnell weg...", sagte er mit schmerzverzerrter Stimme. Er wirkte wie im Fieberwahn.

"Wohin willst du denn?", fragte ich verständnislos. "Euch steht nichts mehr im Weg. Kimberly ist krank vor Trauer. Wenn sie erfährt, dass du lebst..."

Diese Worte schienen ihn so sehr aufzuregen, dass er versuchte, sich aufzusetzen. Ein gewaltiger Hustenanfall streckte ihn nieder. Fluchend sank er ins Gras und ich konnte kaum mit ansehen, wie sehr er sich quälte. Entschlossen packte ich trotz seiner Proteste sein Handgelenk und disapparierte in ein Zuhause, das endlich eines für ihn sein konnte. Und es würde alles gut werden.

Kimberly, Fuchsbau, vier Monate nach der Schlacht

Freds Bett roch, wie es immer gerochen hatte - nach Laub und einer Art Schießpulver. Die letzten Monate war eine neue Note hinzugekommen - meine eigene.

Nach unserer Rückkehr nach Hause hatte ich das Zimmer bezogen als wäre es das Natürlichste der Welt. Das war meine Art zu trauern und ich hatte das Gefühl, meinem toten Bruder so wieder nahe sein zu können.

Ich hatte nichts verändert. Die Wände des Raumes waren noch immer tapeziert mit rotgoldenen Gryffindorbannern, Postern verschiedener Quidditchteams, hier und da leicht bekleideten Hexen sowie Anleitungen zur Herstellung diverser Feuerwerkskörper. Neben zwei großen Kleiderschränken, von denen nun einer meine Sachen enthielt, befand sich im Raum noch ein kleiner Schreibtisch, ein Teppich mit diversen Brandflecken und ein halbes Dutzend Kartons mit Inventar aus Weasleys Zauberhafte Zauberscherze, den Laden, den George nun zusammen mit Lee Jordan führte.

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt