36. Misstrauen

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Die Wachen von Asgard sind echt zu nichts zu gebrauchen.

Schon wieder habe ich mich unbemerkt in das Schloss geschlichen und schliesse gerade lautlos die Balkontüre, durch das ich jeweils mein Zimmer verlasse und auch wieder betrete.

Erleichtert atme ich auf und drehe mich um.

Erschrocken erstarre ich...

«Schöner Ausflug gehabt?», fragt mich Loki sarkastisch, der entspannt auf meinem Bett sitzt.

Gelangweilt spielt er mit einem meiner Dolche, den ich immer auf meinem Nachttisch liegen habe.

Schweigend beobachte ich, wie er ihn wieder an seinen Platz zurücklegt.

«Willst du mir endlich sagen, was los ist? Wo gehst du jede Nacht hin? Und lüg mich nicht an! Das kannst du wahrlich gut, aber ich bin noch immer der Gott der Lügen. Also? Lass hören...», fordert er mich auf und ich kann deutlich die Angespanntheit in seinen wunderschönen Augen erkennen.

Jedoch rieche ich auch...

Angst?

Unsicher gehe ich einige Schritte auf ihn zu, während seine Kiefer zu mahlen beginnen.

Und dann fällt es mir, wie Schuppen von den Augen.

«Du denkst ich würde dir fremd gehen», platzt es aus mir heraus.

Ungläubig starre ich ihn an.

Lokis Miene verhärtet sich bei meinen Worten leicht.

«Ich habe gehofft nicht, aber was sollte ich sonst annehmen, was du jede Nacht treibst? Du bist manchmal Stunden weg! Ich dachte immer irgendwann kommst du gar nicht mehr zurück...», flucht er, wobei seine Stimme am Ende des Satzes bricht.

Blitzschnell knie ich mich vor ihm aufs Bett und lege meine Hände an seine Wangen.

«Du hast keine Ahnung, nicht wahr?», staune ich.

«Keine Ahnung wovon?», fragt Loki gereizt, dessen Nerven anscheinend vollkommen am Ende sind.

«Was in Asgard vor sich geht. Wie es deinem Volk ergeht», antworte ich schlicht.

Zögernd und leicht beschämt schüttelt er seinen Kopf.

«Nein habe ich nicht. Wie auch. Sie verabscheuen mich», flüstert er gebrochen.

Es schmerzt mich, ihn so zu sehen.

«Das stimmt nicht Loki...», widerspreche ich ihm heftig, «Sie lieben dich Loki. Sie wollen dich auf dem Thron sehen. Sie sehen die Zukunft in dir!»

«Was?!», fragt Loki verwirrt, «Wie...?»

Mit einem sanften Lächeln drücke ich ihn auf meine Matratze und lege mich neben ihn.

Dabei drehe ich mich so, dass ich ihm in die Augen sehen kann.

Langsam beginne ich zu erzählen: «Weisst du noch das Gespräch, das ich mit Odin hatte? Ich habe gesagt ich würde das Volk nicht im Stich lassen. Ich habe mich darangehalten. Jede Nacht, wenn ich weg war, war ich in der Stadt und habe nach Leuten Ausschau gehalten, die Hilfe brauchen. Wie ich gesagt habe, ich setze mich für die Schwachen ein. Dabei hat sich herumgesprochen, dass ich es bin, die vor allem den Frauen, die von, meistens betrunkenen, Mannen bedrängt werden, hilft. Heute erst habe ich wieder ein Mädchen von drei betrunkenen Typen gerettet. Sie hat es mir selbst erzählt. Das Volk von Asgard will uns auf dem Thron sehen. Sie sehen in uns die Retter des Volks. Sie glauben an uns!»

Kopfschüttelnd erwidert Loki: «Nein. All das sehen sie in dir. Nicht in mir...»

Wütend tippe ich ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust.

«Loki Laufeyson, du hörst mir jetzt mal zu. Wenn ich sage, die Leute wollen uns auf dem Thron sehen, dass meine ich auch uns und nicht nur mich. Sieh in meine Erinnerungen. Sieh es dir selbst an, wenn du mir nicht glaubst», zetere ich.

Zögernd legt er seine Finger an meine Schläfen und schliesst konzentriert die Augen.

Sofort liege ich wieder in den Armen des Mädchens und höre erneut, wie sie über uns schwärmt.

Sobald ich mich an der Tür von ihr verabschiede, verlässt Loki meine Gedanken wieder und ich öffne meine Augen.

Erstaunt blinzelt er.

«Wow, das... Das ist unglaublich...», stottert er.

Ich sehe wie sich Tränen in seinen Augen sammeln.

Ich hatte ja keine Ahnung, wie viel ihm dies bedeuten würde.

Glücklich streiche ich ihm über die Wange und presse meine Lippen auf seine.

«Es ist alles gut. Okay? Nichts passiert...», flüstere ich.

«Ich liebe dich...», haucht Loki sanft, während er mich an sich zieht und langsam beginnt mir die Klamotten, die ich für meine nächtlichen Ausflüge trage, auszuziehen und mich gleichzeitig leidenschaftlich mit Küssen übersät.

Geniesserisch schliesse ich meine Augen und gebe mich ihm hin...

Shadow and Ice: Der Tod als Begleiter (Loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt