55. Besuch von der anderen Seite

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Zwei Jahre später:

Mit einer leeren Whiskey Flasche in der Hand torkle ich durch die Strassen, auf der Suche nach einem alten Supermarkt, in dem ich vielleicht noch ein wenig Alkohol finde.

Ja, ich trinke.

Jetzt schon seit fünf Jahren.

Also genau genommen, seit Thanos die Hälfte aller Bewohner einfach so ausgelöscht hat.

Eine Zeit lang, habe ich in unserer alten Hütte gelebt, doch dort lauerten einfach zu viele Erinnerung...

Erinnerungen an ihn.

Damit kam ich nicht klar und so habe ich, nur um zu vergessen, zu trinken begonnen.

Und es hilft.

Zumindest für eine kurze Zeit.

Danach muss halt einfach eine neue Flasche her...

Ich bin nicht einmal wählerisch, sondern trinke so gut wie alles, was ich in die Finger bekomme und mich wenigstens für ein paar Stunden vergessen lässt.

Das tut immer gut.

Jetzt geht es mir jedoch gerade eher nicht so gut...

Genau genommen fühle ich mich miserabel.

Ich finde kaum noch Läden mit Alkohol, was heisst, dass ich nun schon eine ganze Weile nichts mehr getrunken habe.

Das bekommt mir nicht gut, obwohl ich erst, seit ein paar so richtig Stunden wieder nüchtern bin.

Der Alkohol ist raus aus meinem Blut und sobald dies geschieht, kommen jeweils wieder diese schrecklichen Erinnerungen hoch.

Manchmal auch schöne, aber selbst die schmerzen mich...

Gerade biege ich um eine Ecke, als ich einen Mann mit einer kleinen Schubkarre erblicke, welche bis zum Rand mit Kartons gefüllt ist.

Nachdenklich lege ich den Kopf schief, denn ich bin mir sicher den Typen von irgendwoher zu kennen...

Und dann fällt es mir wieder ein.

Das ist Scott!

Scott Lang, der uns damals geholfen hat zu fliehen.

Der Ameisentyp.

Seltsam, er scheint irgendwie ein wenig verloren zu sein.

Aus einem Gefühl heraus verfolge ich ihn unauffällig.

«Kleiner! Hey, Kleiner!», ruft er laut einem vorbeifahrenden Jungen nach.

Kritisch hält dieser an.

«Was zur Hölle ist hier passiert?», will Scott wissen.

Mit einem undeutbaren Blick fährt der Junge weiter und lässt Scott ratlos stehen.

Als nächstes folge ich ihm zu den Tafeln.

Die vielen riesigen Tafeln, auf denen alle Namen derjenigen stehen, die vor fünf Jahren verschwunden sind.

Verzweifelt beginnt er durch die Tafeln zu rennen.

Er scheint einen Namen zu suchen...

Unbemerkt schiele ich hinter einer der Tafeln hervor und blicke ihm über die Schulter.

Jetzt erkenne auch ich die Ursache für sein plötzliches Innehalten.

Genau in der Mitte der Tafel steht es.

Scott Lang.

Aber er ist doch hier!

Wie ist das möglich?

Ist er etwa zurückgekommen?

Das ist noch nie passiert...

Ich meine mein Name steht zwar auch auf einer dieser Tafeln, da mich seit der Sache mit Thanos, keiner mehr zu Gesicht bekommen hat und alle denken ich sei ebenfalls zu Staub geworden, doch der Mann vor mir scheint offensichtlich keine Ahnung zu haben, was passiert ist.

Ich beeile mich ihm so unauffällig wie möglich zu folgen, als er durch die Strassen rennt und danach stürmisch gegen eine der Haustüren klopft und klingelt.

Zögernd öffnet eine junge Frau, die ihm sofort weinend um den Hals fällt.

Es handelt sich bei ihr um seine Tochter.

Ihr Anblick ist rührend und zugleicht reisst er alte Wunden auf...

Versuchsweise führe ich die leere Flasche zu meinem Mund und warte bis auch der letzte kleine Tropfen in meinem Mund verschwunden ist, was jedoch nicht einmal reicht, um meine Zunge zu befeuchten.

Genervt schmeisse ich die Flasche weg, wo sie klirrend zerbricht.

Scott bekommt das zum Glück nicht mit...

Shadow and Ice: Der Tod als Begleiter (Loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt