Kapitel 23 - Schlaflos

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Pov Felix:

Ich schaute aus dem Fenster, mittlerweile ist die Sonne schon aufgegangen und ich habe keine Sekunde geschlafen. Ich lag die ganze Nacht wach in meinem Bett. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass ich gestern einen großen Fehler gemacht habe. Lou ging mir ununterbrochen durch den Kopf und alles was ich wissen wollte war, ob es ihr gut geht und ob sie meine Entscheidung irgendwie nachvollziehen konnte. Ich war ja nicht mal ehrlich zu ihr, aber ich wollte nicht, dass sie sich in mich verliebt und ich dann alles kaputt mache, weil ich kaum Zeit für sie habe. Wie soll das überhaupt laufen? Seitdem ich mit Comedy erfolgreich bin, hatte ich keine feste Beziehung mehr. Ich habe mich die letzten Jahre nie auf was Festes eingelassen und bin abgehauen, bevor es ernst werden konnte. Aber diesmal war es anders. Ich wusste, dass ich mich selber anlog. Ich hatte Gefühle für sie und wahrscheinlich war auch genau das, dass was mir so Angst macht. Ich rieb mir meine Augen und schaute auf mein Handy. Es war inzwischen 12 Uhr. Morgen beginnt die Tour. Ich fühle mich gar nicht bereit dafür, am liebsten würde ich die Premiere auf eine Woche verschieben, aber die Lobrecht Jünger und Jüngerinnen würden mich umbringen, geschweigenden mein Team. Ich muss mich irgendwie aufraffen und versuchen auf andere Gedanken zu kommen. Ich stehe auf und gehe unter die Dusche. Das warme Wasser prallt an meinem Körper ab. Ich lasse meinen Kopf hängen und verweile ein wenig in dieser Position, bis ich wieder aufatme, mir meine Haare wasche und aus der Dusche steige. Mein Badezimmer ist komplett vernebelt, ich hab gar nicht gemerkt, dass ich so lange geduscht habe. Ich trockne mich ab und ziehe mir eine Jogginghose und einen Hoodie an. Anschließend mache ich mir einen Kaffee und genieße diesen zusammen mit einer Zigarette auf meiner Terrasse. Von oben aus beobachte ich ein Pärchen auf der Straße, wie sie für meinen Geschmack etwas zu glücklich miteinander rummachen. So küsst du nicht seine Freundin, dachte ich und ging genervt wieder in die Wohnung, das kann ich mir jetzt echt nicht geben. Ich schmeiße mich wieder aufs Sofa und sitzt einfach so da. Mein Handy habe ich in der Nacht auf Flugmodus gestellt, ich wollte jetzt von niemandem irgendwas hören. Schließlich werde ich die nächsten 3 Monate kaum meine Ruhe haben, da muss ich wenigstens jetzt nochmal die Stille versuchen zu genießen. Meine Gedanken kreisen wieder. Ich wünschte, ich hätte all das gestern nicht gesagt und Lou würde jetzt hier mit mir liegen und wir würden unseren letzten Tag zusammen verbringen. Aber nicht in dem Gedanken, dass erstmal unser letzter Tag sein wird, sondern einfach zusammen chillen und unsere Anwesenheit genießen. Mit ihr konnte ich einfach so dasitzen und nichts machen. Ich brauchte keine Nebenbeschäftigung, sie reichte mir. Und wenn wir uns morgen früh verabschieden würden, dann würde die Vorfreude auf das nächste Mal, wenn wir uns sehen noch größer sein. Fuck ey, ich hätte sie jeden Abend angerufen und ihr von meiner Show erzählt, am liebsten hätte ich sie in die erste Reihe gesetzt, so dass sie all das Live erleben kann und sie danach mit in den Backstage genommen und zusammen gefeiert. Oder ich wäre an meinen Off-Tagen sofort zurück nach Berlin gekommen und hätte Zeit mit ihr verbracht. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Ich hab mich wie das letzte Arschloch benommen und sie verletzt. Ich wusste, dass sie sich gestern nicht anmerken lassen wollte, wie nah ihr das ging. Sie wollte nicht mal, dass ich sehe, wie sie weint. Irgendwie sind wir ziemlich ähnlich was das angeht. Wenn sie verletzt ist oder es ihr schlecht geht, lässt sie niemanden an sich ran und blockt komplett ab, genauso wie bei mir. Ich hasse es, dass ich dafür verantwortlich bin, dass es ihr schlecht geht. Ich hoffe trotzdem, dass sie irgendjemanden an sich ranlässt und darüber reden kann. Solange es nicht dieser Ali ist. Fuck, darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Ich wette, dass der Typ wieder aufschlägt, sobald sie wieder arbeitet und wenn das so ist, bin ich nicht da, um ihr zu helfen. Bei dem Gedanken schnürt sich meine Brust zu und ich spüre, wie es in mir wieder beginnt zu kochen. Ich könnte Lena schreiben und sie fragen, ob sie sich um Lou kümmern kann, Kawus hat bestimmt ihre Nummer. Aber wenn ich das jetzt mache, verwirre ich sie bestimmt noch mehr und ich will nicht noch mehr Unruhe in die Situation bringen.

Mein Kopf dröhnt, ich lege mich wieder ins Bett und versuche nochmal die Augen zu schließen, schließlich muss ich morgen fit sein. Ich wälzte mich hin und her, bis ich schlussendlich in einer bequemen Position liege. Ich verweile so und versuche an gar nichts zu denken. Laut Tommi soll das ja die beste Möglichkeit sein, um einzuschlafen.

Schreckhaft wache ich auf, mein Körper ist gelähmt, ich kann ihn nicht bewegen. Mit aller Kraft versuche ich meine Finger zu bewegen, aber ich schaffe es nicht. Ich schließe wieder meine Augen und versuche mich zu konzentrieren, bis ich kurze Zeit später meine Hand heben kann und aus der Schlafparalyse aufwache. Schweißgebadet liege ich da und starre an die Decke. Das hab ich verdient, dachte ich und bleibe noch eine Weile im Bett liegen. Erholsam war der Schlaf jetzt nicht gerade, aber vielleicht klappt es ja heute Abend besser. Ich schaue wieder auf mein Handy, inzwischen ist es 16 Uhr. Ich schalte den Flugmodus wieder aus und beobachte, wie die Nachrichten auf meinem Display erscheinen. Alle wollen wieder irgendwas von mir, aber am liebsten hätte ich nur eine Nachricht von ihr bekommen, egal was, einfach ein Lebenszeichen, aber dafür war es nun wohl zu spät. Tommi hat mich zweimal versucht zu erreichen, was könnte jetzt so wichtig sein? Ich öffne unseren Chat und spiele die Sprachnachriten ab. Genervt verdrehe ich die Augen. Warum fragt er mich jetzt, wann wir nächste Woche aufnehmen wollen? Ist doch alles egal. Julian hat auch versucht mich zu erreichen, wahrscheinlich wollte er klären, wann wir morgen losfahren. Ich antworte nicht und verlasse den Chat. Ich scrolle etwas runter, bis ich auf Lous Chat bin. Ich öffne ihn und überlege kurz, ich halte es kaum aus ohne sie, vielleicht kann ich es ja doch noch irgendwie wieder gut machen? Ich tippe eine Nachricht ein und lösche sie wieder. Plötzlich reißt mich ein klingeln an meiner Haustür aus meinen Gedanken und ich zucke zusammen. Hoffnungsvoll blicke ich zur Tür, was wenn das Lou ist?

Nachts in Berlin (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt