Shadow and Ice: Der Tod als Begleiter (Loki ff)

64. Wir holen sie zurück...

Ich verliere beinahe das Gleichgewicht, als ich wieder in normaler Grösse auf der Plattform stehen.

Sofort lassen alle ihre Anzüge verschwinden und ich höre Rhodey fragen: «Haben wir alle? Heisst das es hat echt funktioniert?»

In diesem Moment kommt Natasha in den Raum gestürmt.

Gehetzt huscht ihr Blick über uns.

«Natasha?», fragt Steve verwirrt und blickt zu mir.

Noch immer stecke ich in dem Anzug.

Langsam lasse ich ihn verschwinden und trete stumm neben Clint.

«Hallo Leute...», verlässt es schliesslich heiser meine Kehle.

Fassungslos blicken mich alle an.

Vorsichtig schiele ich zu Tony...

Noch immer fürchte ich mich davor, wie er reagieren wird.

Plötzlich steht jedoch Pietro vor mir und nimmt mich kräftig in den Arm.

Erschrocken zucke ich zusammen, bevor ich noch etwas zögerlich meine Arme um ihn schlinge.

Schliesslich vergrabe ich mein Gesicht an seiner Schulter und ein Schaudern durchfährt mich.

Als wir uns wieder voneinander lösen, haben wir beide Tränen in den Augen.

«Raven, wie ist das möglich? Du bist... Du warst tot...», fragt er leise.

Sein Blick ist nun wieder hell und klar, und jegliche Trübheit daraus verschwunden.

Ich schüttle beschämt den Kopf.

«Ich...», beginne ich zögernd, «Ich war nie tot... Nachdem Thanos geschnippt hat, bin ich bloss abgehauen. Ich konnte nicht mehr helfen, also habe ich mich zurückgezogen. Vor einigen Tagen habe ich jedoch dann per Zufall Scott gesehen und mich an ihn erinnert. Ausserdem erinnerte ich mich daran, seinen Namen auf den Tafeln gesehen zu haben, weshalb ich mich dazu entschied ihm zu folgen und nun... Naja, und dann habe ich euch beobachtet und mich dazu entschlossen euch zu helfen die Steine zu besorgen...»

«Warum hast du dann nichts gesagt?», will Steve wissen, seine Augen strahlen dabei noch immer diese seltsame Kälte aus, wie als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.

«Ich hatte Angst...», gebe ich kleinlaut zu und schiele dabei wieder zu Tony.

Dieser bemerkt es und ringt sich ein kleines Lächeln ab.

Jedoch ist auch sein Blick kalt und hart, und ich kann noch immer eine Spur seiner Wut darin erkennen.

Danach dreht er sich um, flüstert Bruce etwas zu und die beiden verschwinden.

Rocket folgt ihnen gleich darauf.

Ich bleibe etwas überfordert stehen...

Unter den bohrenden Blicken der anderen wird es mir dann doch etwas zu viel und mit einem unverständlichen Gemurmel, verlasse ich ebenfalls die Halle.

Sogleich mache ich mich auf den Weg zu Tonys Bar und schnappe mir einen Whiskey.

Dabei ignoriere ich krampfhaft den Schatten, den ich in meinem Augenwinkel sehen kann.

Es ist er...

Ich sehe ihn immer, wenn ich einigermassen nüchtern bin.

Eilig setzte ich an der Flasche an und nehme mehrere grosse Schlucke.

Kraftlos rutsche ich an der Bar hinunter und bleibe auf dem Boden sitzen.

Mit glasigen Augen nippe ich weiter an der Flasche.

Ich erschrecke mich, als plötzlich Pietro vor mir steht, denn ich habe ihn nicht kommen höre.

«Hier bist du also», stellt er lachend fest.

Seine Miene wird jedoch ernster, als er den Alkohol und meinen trüben Blick sieht.

«Hey, wir werden sie alle zurückholen. Okay?», versucht er mich aufzumuntern.

Ich zwinge mich dazu ihm ein Lächeln zu schenken.

Er weiss es nicht...

Niemand weiss es.

Ausser Clint, Thor und der Waschbär, falls er sich noch daran erinnert.

Mühsam erhebe ich mich und folge Pietro, der irgendwo hin geflitzt ist.

Gequält verziehe ich das Gesicht und fasse mir an den Kopf.

Der Alkohol hat nichts genützt...

Jetzt da meine Selbstheilung wieder einwandfrei funktioniert, wischt sie den Alkohol schneller aus meinem Blut, als ich ihn zu mir nehmen kann.

Erneut werde ich erschreckt, diesmal ist es jedoch Natasha.

«Raven, warte!», ruft sie mir hinterher.

Zögerlich bleibe ich stehen und drehe mich zu ihr um.

«Ja?», frage ich unsicher.

Sobald sie mich erreicht hat, umarmt sie mich kräftig und nuschelt: «Danke...»

«Wofür?», hacke ich unsicher nach.

Sie löst sich wieder von mir und blickt mir tief in die Augen.

«Dafür, dass du meinem besten Freund das Leben gerettet hast», erklärt sie schlicht.

«Komm», fährt sie heiter fort und zieht mich mit sich den Gang entlang, «Tony und die anderen haben den Handschuh fertig gestellt. Wir holen die anderen zurück...»