- Keir -

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Keir:

Ein leises Knacken holt mich aus der Tiefe des Schlafs. Doch es ist das Zweite, das mich die Augen aufreißen lässt. Es knackt so nah an meinem Ohr, dass es dem Geräusch eines brechenden Knochen gleicht.

Mein Blick schellt an die Stelle, an der Amaya gesessen hat. Die Flammen sind einer bedrohlichen Glut gewichen und knistern in die erneute Stille.

„Keir!" Es ist nicht Amayas Stimme, trotzdem reißt sie mich zurück in die Umgebung und ich kann im letzten Moment einem Schwert ausweichen, das auf mich prescht. Wächter!

Ich zücke meine Waffe und springe wie Talib auf die Beine. Augenblicklich stehen wir Rücken an Rücken, unsere Waffen vor uns gestreckt. Doch es bedarf nicht Talibs Pessimismus, um unsere Chancen auszurechnen. Zuerst sind es nur fünf in Schwarz gehüllte Männer, die uns umzingeln. Mit jedem Wimpernschlag verdoppelt sich die Zahl, bis zwei dutzend der Wächter der Krone um uns stehen. Mein Blick schellt von einer Seite zu anderen auf der Suche einer bestimmten zierlichen Gestalt. Erfolglos.

„Wo ist Amaya?", zischt Talib. Ich habe Schwierigkeiten, ihn über mein rasendes Herz zu versteht. Kleiner Drache, wo bist du?

„Wo ist das Mädchen?" Ich erkenne die Stimme, obwohl ich das Gesicht nicht sehen kann. „Wo ist deine Schwester?" Talib verspannt, doch ich spüre, wie auch er ausatmet. Sie haben sie nicht!

„Die Männer sind wertlos, ohne das Mädchen!" Einer der Wächter hebt seine Hand und lässt sie zur Faust geformt nach unten schellen. Beinah synchron stürmen drei Männer auf mich zu.

Metall knallt auf Metall und füllt die friedvolle Nacht mit den Tönen des Todes.

Doch nicht für lange.

Ein Schlag auf den Hinterkopf beraubt mich dem Funkeln der Sterne und dem Schimmern des Mondes. Ich werde in eine alles einnehmende Dunkelheit gehüllt und höre Talib schmerzverzerrt aufschreien.

Flieg, kleiner Drache! Flieg und bring dich in Sicherheit!

DrachenflüsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt