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Ich blieb den gesamten Vormittag bei Jisung im Krankenhaus. Bis irgendwann seine Mutter kam und er endlich entlassen wurde. Da ich meiner Mutter nicht gesagt habe wann ich nach Hause komme begleite ich Jisung noch bis nach Hause.
Während wir unterwegs waren viel mir ein das ich noch nicht bei Jisung zuhause gewesen bin. Ich bin neugierig wie es bei ihm aussieht.

Bei Jisung zuhause angekommen stellt seine Mutter das Auto ab und wir steigen aus. Gemeinsam betraten wir das Haus und ich sah mich erst eine Weile um. Es ist wirklich hübsch hier. Alles sehr schlicht gehalten, jedoch durch die vielen Pflanzen und Bilder sehr gemütlich. Wenn ich ehrlich bin habe ich mir Jisungs zuhause ganz anders vorgestellt. Viel bunter und ausgefallener. Wobei ich hab ja sein Zimmer bis jetzt noch nicht gesehen.

„Ich mach uns etwas zu essen. Minho bist du auf irgendetwas allergisch?" fragt mich Frau Han während sie in die Küche geht. Ich verneine ihre Frage schnell worauf ich nur noch ein 'sehr gut' zu hören bekomme, was mich auflachen lässt. Diese Frau ist echt speziell. Wobei Jisung ist ebenso speziell wie sie also habe ich mir sowas schon gedacht. Denn Jisung hat das ja nicht von irgendwo her.

„Wir gehe in mein Zimmer. Komm mit." Jisung geht vor und ich laufe ihm wie ein Hund hinterher. Jisung öffnet eine der drei Türen und tritt hinein. Was ich zu sehen bekomme wundert mich mal so überhaupt nicht.
Die Möbel waren bunt zusammengewürfelt und gefühlt der halbe Kleiderschrank Inhalt lag auf dem Fußboden. Hier und da lagen ein paar Papiere auf dem Boden, nur sein Schreibtisch war Picobello aufgeräumt. Seine Bücher waren auf diesem nach Größe und Farbe sortiert. Außerdem sind seine Stifte sorgfältig eingeräumt und es gab mehrere kleine Papierstapel.

Die Tatsache das sein Zimmer an sich das totale Chaos ist, sein Schreibtisch jedoch wie geleckt aussieht lässt mich verwundert eine Augenbraue heben. Sowas ist eigentlich nicht wirklich normal. Entweder alles ist ordentlich oder alles ist unordentlich. Aber so halb/halb hab ich noch nie gesehen.

„Ich hatte noch keine Zeit aufzuräumen." kommentiert Jisung meinen fragenden und prüfenden Blick. Verstehend nicke ich und sehe mich weiter um. Er hat viele Bilder von sich und Felix an einer Wand hängen. Daneben hing ein Kalender. Verwirrt lege ich den Kopf schief als mir etwas ins Auge sticht. Für gestern steht mit einem dicken rot geschrieben 'Es Felix sagen'.

„Was wolltest du Felix sagen?" stellte ich die Frage in den Raum ohne mich vom Kalender abzuwenden. Im Augenwinkel konnte ich sehen wie sich Jisung erst verwirrt zu mir dreht sich seine Augen dann jedoch geschockt weiten, sobald er bemerkt hatte das ich vor seinem Kalender stehe.

„Nichts wichtiges!" meint Jisung direkt.
„Hm das scheint mir nicht so. Schließlich hast du es mehrmals umkreist." Ich drehe mich zu Jisung und erschrak, da er plötzlich nur wenige Zentimeter neben mir steht. Mein Herz hatte einen kleinen Aussetzer, nur um danach mit doppelter Geschwindigkeit gegen meine Brust zu hämmern. Jisung und ich kamen uns sonst nie so nahe, weshalb ich nervös wurde.

„Nichts was du zur Zeit wissen musst." sagt er mir ein weiteres mal. Ich muss ein paar mal blinzeln um wieder klar denken zu können.
Noch immer sieht Jisung mich an und ich würde lügen wenn ich sage das es mir nicht gefallen würde. Jisung hat so unglaublich schöne Augen das man sich in ihnen nur verlieren kann. Man hat keine andere Chance als in ihnen unter zu gehen.
Dann fällt mir eine kleine Narbe an seiner Augenbraue auf, welche kaum zu sehen ist. Aus reiner Spekulation würde ich sagen das sie von der Prügelei mit Daehwi stammt.

Vorsichtig hob ich meine Hand um sie an Jisungs Kopf zu legen, damit ich mit dem Daumen über seine kleine Narbe streichen konnte. Jisung zuckt ein wenig zusammen und sieht mich aus großen Augen an.
„Ist das deine einzige Narbe?" meine Frage war nicht lauter als ein hauchen, da ich durch die anhaltende Stille nicht lauter sprechen konnte.
„Naja bald habe ich noch eine zweite." auch Jisung sprach relativ leise. Während er sprach fasste er sich an die Stelle an welcher er die Verletzung hat.

„Das macht dich nicht weniger schön." sprach ich aus ohne darüber nachgedacht zu haben. Jisung sieht mich überrascht an und sucht in meinem Gesicht nach Anzeichen dafür das ich einen Scherz gemacht habe. Doch dieser Satz war mein voller ernst. Jisung ist wunderschön und nur wegen einer Narbe ist er nicht weniger schön.
Als er zu bemerken schien das ich es ernst meine senkte der seinen blick und wird rot.
Ich strich ihm durch die Haare und hätte ihn in dem Moment am liebsten einfach nur geküsst. Aber ich lies es bleiben, denn ich weis nicht ob er das auch wollen würde und ich möchte nicht riskieren zu verlieren was wir mittlerweile aufgebaut haben. Die Beziehung zu Jisung ist mir sehr wichtig und ich möchte das nicht alles wegen einem Kuss wieder zerstören.

„W-wir... wir sollten nach unten gehen meine Mutter hast bestimmt schon das E-Essen fertig." stottert Jisung ein bisschen und ist noch immer rot im Gesicht. Mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht nicke ich nur, nahm seine Hand und ging mit ihm die Treppe herunter. Kurz bevor wir die Küche beraten löse ich meine Hand wieder von seiner. Ich habe Jisung heute schon oft genug in Verlegenheit gebracht, da muss ich es nicht auch noch tun wenn seine Mutter dabei ist.

Tatsächlich war das Essen schon fertig weshalb wir direkt anfangen konnten mit essen. Ich unterhalte mich durchgehend mit Jisungs Mutter während er selbst ziemlich abgelenkt wirkt. Jisung stochert hauptsächlich nur auf seinem Teller herum und hat kaum etwas gegessen, was mich ein wenig Sorge bereitet.

„Schatz stimmt etwas nicht? Du hast deinen Teller kaum angerührt." fragt nun seine Mutter besorgt nach. Überrascht sieht Jisung auf und räuspert sich kurz bevor er antwortet.
„Oh eh... ich hab nur nicht wirklich Appetit." Er versucht zu lächeln was jedoch nicht lange hält, da er sofort wieder in seinen Gedanken versinkt.

Nach dem Essen bis ich nach Hause gegangen weil meine Mutter mich schon gefragt hat wo ich denn so lange bleibe. Ich verabschiedete mich also von Jisung und seiner Mutter und bin nach Hause gelaufen.

„Du hast deinen Tag auf freiem Fuß ja echt noch ausgenutzt." kommt es sofort von meiner Mutter, da hatte ich die Haustür grade erst geöffnet.
„Das musste ich doch, schließlich werde ich für einen ganzen Monat hier eingesperrt."
„Das hast du dir selbst zuzuschreiben."
„Ich weiß."

Endlich im Bett dachte ich noch einmal über den heutigen Tag nach.
Ich war das erste mal bei Jisung zuhause.
Ich bin ihm näher gekommen.
Ich habe ihn als Schön bezeichnet.
Und fast hätte ich ihn geküsst, wenn nicht meine Vernunft und meine Angst eingeschritten wären.

Ich großen und ganzen war das ein gelungener Tag.











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Liebe auf Umwegen // Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt