kapitel 1 : noch der gleiche

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In ihrem mit Schweiß benetzten Zustand erwachte Nanami Mooncurrent in ihrem Zimmer. Die Nacht hatte sie unruhig schlafen lassen, und nun spürte sie die Müdigkeit in ihren Gliedern. Doch der Morgen rief sie beharrlich aus ihrem Schlummer. Mit behutsamen Bewegungen schwang sie ihre Beine über den Bettrand und griff nach der sanft leuchtenden Öllampe, die auf ihrem Nachttisch stand. Der warme Schein des Lichts erfüllte den Raum und verlieh der Szenerie eine geheimnisvolle Atmosphäre. Mit der Lampe in der Hand erhob sich Nanami langsam und begab sich zum Fenster. Der goldene Schimmer der aufgehenden Sonne drang durch die zarten Vorhänge und kitzelte ihre müden Augen. Sie schob die Vorhänge behutsam zur Seite und ließ das natürliche Licht in den Raum strömen. Ein Hauch von Hoffnung erfüllte ihre Brust, während sie den neuen Tag begrüßte.

Ein leises Lied entfloh ihren Lippen, ein vertrauter Klang, den ihre Mutter einst für sie gesungen hatte. Es war eine sanfte Melodie, die sie mit warmen Erinnerungen an ihre Kindheit erfüllte. Sie spielte liebevoll mit dem Anhänger ihrer Halskette, einem kostbaren Erbstück, das sie stets bei sich trug. Bei jedem leisen Klimpern des Anhängers wurde sie von einer Welle der Sehnsucht erfasst, die ihren Gedanken Raum gab. Jeden Abend versetzte sie der Anhänger in Gedanken an ihn, und sie fragte sich, wo er wohl sein mochte und ob er in diesem Moment ebenso an sie dachte.

Plötzlich durchbrach ein Klopfen an der Tür die Stille des Raums. Die Stimme einer besorgten Dienstmagd drang zu Nanami vor und brachte sie zurück in die Realität. "Miss Nanami, geht es Ihnen gut?" Die Worte der Magd waren von aufrichtiger Sorge erfüllt. Nanami spürte die Wärme ihres Herzens, als sie die Fürsorge der Bediensteten erkannte. Schnell griff Nanami nach ihrem Morgenmantel, der auf einem Stuhl lag, und hüllte sich behutsam in den weichen Stoff. Die Fragen der Magd erwiderte sie mit einem bestätigenden Nicken, während sie den Mantel um ihren zittrigen Körper verknotete. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als sie antwortete: "Ähm, ja."

Elizabeth, ihre Freundin und Schwester im Herzen, schlummerte friedlich im angrenzenden Zimmer, noch nichtsahnend von den Ereignissen, die den Tag bereithielt. Als die Magd die Vorhänge vollständig öffnete, strömte das gleißende Tageslicht in den Raum und tauchte ihn in ein sanftes Leuchten. Nanami spürte den Impuls, zu Elizabeth zu eilen, um den neuen Tag gemeinsam zu begrüßen. Sie eilte hinüber in das Zimmer ihrer Freundin und betrachtete sie liebevoll. "Schöner Tag, nicht wahr?" flüsterte sie, während sie eine Strähne von Elizabeths Gesicht strich. "Guten Morgen." Die Tür öffnete sich erneut und Mr. Swann, der sie vor einigen Jahren in sein Zuhause aufgenommen hatte, betrat den Raum. Sein vertrautes Gesicht ließ Nanamis Sorgen ein Stück weit schwinden.

"Ah, Nanami, schön dich zu sehen. Ich habe ein Geschenk für dich, Elisabeth", sagte er mit einem leisen Lächeln und nahm den Deckel von einer eleganten Schachtel. Elisabeth nahm das darin befindliche Kleidungsstück heraus und ihre Augen leuchteten auf. "Es ist wunderschön." Nanami konnte die Aufregung und Vorfreude förmlich in der Luft spüren. Der Moment war von einer Mischung aus Dankbarkeit, Überraschung und einer leisen Angst vor der Zukunft geprägt. Während sie Elizabeth beim Ankleiden half, schlich sich ein Gedanke in Nanamis Kopf: Was mochte der Anlass für dieses besondere Geschenk sein? Die Neugier erfüllte sie und sie konnte nicht widerstehen, den Worten Luft zu verleihen.

"Darf ich den Anlass erfahren?"

Mr. Swann, mit einem Anflug von Schelmerei in den Augen, antwortete mit einem warmen Lachen: "Braucht ein Vater einen Anlass, um in seine Tochter vernarrt zu sein? Nur zu." Die Gewissheit, dass sie in einem Moment des Glücks gefangen war, ließ Nanamis Herz vor Freude schneller schlagen. Doch zugleich nagte die Angst in ihr, dass dieses Glück zerbrechlich war und ließ es ebenso trauern, da ihr Vater seit langer Zeit nicht mehr so zu ihr gewesen war, als sie ihn verlassen hatte. "Ehrlich gesagt, ich, ähm... ich hatte gehofft, du würdest es bei der Zeremonie tragen, Elisabeth", fügte Mr. Swann hinzu und verriet damit einen Teil des Geheimnisses. Die Erwähnung der bevorstehenden Zeremonie weckte Elizabths Aufmerksamkeit. "Bei welcher Zeremonie?", fragte sie neugierig und zugleich skeptisch.

NANAMI || ᵗʰᵉ ᵖⁱʳᵃᵗᵉˢ ᵒᶠ ᵗʰᵉ ᶜᵃʳⁱᵇᵇᵉᵃⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt