Quiet places

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Die nächsten Tage fokussierte ich meine gesamte Energie darauf den Inhalt der Kiste nach und nach durchzugehen. Es war immer noch mühsam, aber langsam fiel es mir leichter die alte Sprache zu lesen. Ich fand immer mehr Briefe von meinen potentiellen Vorfahren, die mich alles andere als beruhigten. Sie waren alle ähnlich und die meisten endeten in Wahnsinn. Cora bat mir ihre Hilfe an, aber ich fühlte mich schlecht dabei meine beste Freundin auch noch in die Sache mit reinzuziehen, also lehnte ich ab und sagte ihr, dass ich schon fast durch war. Meinen anderen Freundinnen hatte ich erzählt, dass ich an einem Projekt über meinen Stammbaum arbeitete. Das hatte zwar zu einigen hochgezogenen Augenbrauen geführt, weil meine Freundinnen ganz genau wussten, dass ich keinerlei Interesse am Stammbaum meiner Familie hatte, aber sie fragten nicht weiter. Sie wussten, dass ich nicht gerne über solche Dinge sprach und ich war ihnen dankbar, dass sie mich in Ruhe ließen. Irgendwie war es ja auch gar keine Lüge. Irgendwie betrieb ich hier ja doch sowas wie Ahnenforschung.
Sirius kam so oft er konnte und half mir. Ich wusste, dass er sich mehr Sorgen um mich, als um das was in den Briefen stand machte, aber ich konnte nicht anders, ich musste das hier jetzt endlich herausfinden. Ich hatte Angst, dieses Foto in dem Buch das ich aus der London Library gestohlen hatte machte mir Angst, diese Briefe machten mir Angst. Aber ich konnte auch nicht aufhören zu lesen. All diese Frauen in diesen Briefen schrieben von Magica. Und je mehr ich las desto sicherer war ich mir, dass das hier nicht einfach ein Märchen oder ein verrückter Kult war. Magica Robur hatte wirklich existiert, wie und wo war eine andere Frage. Aber es hatte sie gegeben. Da war ich mir sicher.

Die Woche verging so schnell, dass es sich anfühlte wie ein paar Minuten. Ich war unglaublich müde und ausgelaugt und eigentlich wollte ich mich einfach nur noch in mein Bett legen und den Rest dieser Kiste durchgehen. Aber wir hatten Cora versprochen ein gemeinsames Hogsmead Wochenende zu verbringen und ich wusste, dass sie sauer wäre würde ich jetzt absagen. Und ganz ehrlich, viele Hogsmeadwochenenden gemeinsam mit meinen besten Freundinnen würde ich nicht mehr haben. Also quälte ich mich Samstagmorgen aus dem Bett, obwohl ich mal wieder nicht mehr als ein paar Stunden geschlafen hatte. Ich schlüpfte in eine enge Jeans und einen schlichten Strickpulli, band meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und lächelte mir selbst probeweise im Badezimmerspiegel zu. Es sah aus wie eine verrutschte Maske. Seufzend zuckte ich mit den Schultern. Besser würde es wohl nicht mehr werden.

Meine Freundinnen waren bereits wach und ziemlich gut gelaunt, als ich das Badezimmer verließ. Ich setzte mich auf die Kante meines Bettes und sah Mary dabei zu wie sie versuchte sich für eins ihrer vielen Haarbänder zu entscheiden.
„Was ist unser Plan?" fragte Lily gutgelaunt. „Ich muss unbedingt eine neue Feder kaufen, meine sind alle ganz abgenutzt."
„Ich dachte wir drehen eine Runde decken uns mit Süßigkeiten, Federn und was wir so alles brauchen ein und gönnen uns dann ein Butterbier in den drei Besen?" erwiderte Cora.
„Genau wie in alten Zeiten" grinste Mary. „Hey Alice, meinst du Frank schafft es auch einen Nachmittag ohne dich?"
„Er geht eh nicht nach Hogsmead" meinte Alice ernst. „Frank wollte lieber in die Bibliothek. Er macht sich Sorgen wegen seiner UTZ."
„Wenigstens einer der vernünftig ist" murmelte Lily.
„Ruhe jetzt, heute wird nicht über Prüfungen geredet, das Thema ist ab jetzt tabu" Schnitt Mary ihr das Wort ab, bevor Lily noch in einen Panikmonolog verfallen konnte. Das passierte in letzter Zeit auffallend oft und ich wollte gar nicht wissen wie es werden würde, wenn die Prüfungen wirklich kurz bevor standen.
„Wollen wir dann los?" fragend sah ich meine Freundinnen an. Schnell zog mich Mary vom Bett hoch und hakte sich bei mir unter. 
,,Eine exzellente Idee." 

Wir machten es genau so wie Cora vorgeschlagen hatte. Zuerst drehten wir eine Runde durch das Dorf und stoppten an allen Läden, die uns interessant vorkamen und dann machten wir uns voll beladen mit Federn, Süßigkeiten und diversen Scherzartikeln, auf den Weg zu den drei Besen. Wir hatten uns gerade an einen Tisch niedergelassen, Cora hatte ihn uns mit vollem Einsatz ihrer Ellenbogen erkämpft, denn das Wirtshaus war mal wieder brechend voll, als die Tür aufschwang und vier sehr bekannte Gestalten nach drinnen entraten.
,,Na wenn das nicht die Hühner sind" grinsend bahnte sich Sirius einen Weg durch die Menge und schubste ein paar Zweitklässler aus dem Weg. 
,,Na wenn das nicht die Idioten sind" Cora verdrehte die Augen und ich bekam auf einmal Flashbacks in eine Zeit die wirklich nicht all zu lange her war und mir trotzdem wie Jahrzehnte vorkam. 
„Setzt ihr euch zu uns?" fragte Alice milde lächelnd. Sie schien das gleiche zu denken wie ich. 

I might be crazy but at least I'm free - Blood is thicker than waterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt