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Ein letztes Mal blickte ich über meine Schulter, lächelte und winkte. Zwei Wochen waren wir noch geblieben, hatten unsere Beziehung offizielle gemacht und uns besser kennengelernt. Doch selbst wir, so blöd ich diese Tatsache auch fand, mussten wieder zurück in unseren Alltag.

„Ich werde sie vermissen.", gestand ich mir seufzend ein und richtete meinen Blick wieder nach vorne. Auch vermisste ich mein zuhause, meinen Bruder und die anderen. Nur waren mir die Menschen hier genauso schnell ans Herz gewachsen wie beispielsweise Harry und Kyle.

Liebevoll, als wäre es schon immer so gewesen, legte mir Sean eine Hand auf den Oberschenkel, strich leicht drüber und drückte sanft zu um mir seine Gegenwart zu vermitteln.

„Wir können sie bald wieder besuchen... wenn du willst.", schlug er nach einiger Zeit der Stummheit vor und sah für den Bruchteil einer Sekunde zu mir rüber. Wir fuhren noch nicht lange, aber New Orleans hatten wir schon hinter uns gelassen.

„Das ist eine tolle Idee.", stimmte ich ihm schmunzelnd zu. Mir gefiel der Gedanke sie wieder zu sehen, nicht nur weil ich sie so gerne mochte, auch weil sie eine Lücke in mir füllten.

Sie behandelten mich als wäre ich ein Teil der Familie, gaben mir das Gefühl von Geborgenheit welches mir meine eigenen Eltern nicht gewährt hatten. Besonders Ella freute sich, einerseits weil Sean glücklich war und andererseits weil sie meinte, dass ich eine prima Schwiegertochter wäre.

Ein Mädchen wie dieses solltest du dir besser aufheben!, hatte sie zu ihrem Sohn gesagt. Es sollte einen Spaß darstellen, doch man sah ihr an wie sehr sie litt. Der Gedanke ihre Kinder könnten irgendwann genauso alleine sein wie sie wirkte beängstigend auf sie.

Ihr Mann hatte sie verlassen, einfach so gegen eine jüngere eingetauscht und ersetzt. Chiara stand jahrelang zwischen den Fronten, wusste nicht zu wem sie sollte und entschied sich am Ende doch für ihre Mutter. Trotz dessen besuchte sie ihren Vater regelmäßig, nur war bei ihrem letzten Besuch einiges vorgefallen weshalb der Kontakt abbrach.

Mein Blick war starr aus dem Fenster gerichtet. Die Scheiben waren von der Wärme hier drin und der Kälte dort draußen beschlagen und mit einem Lächeln auf den Lippen zeichnete ich ein Herz an das kalte Glas. Innerlich wusste ich natürlich wie sehr es Sean ärgern würde.

Er liebte sein Auto, hasste aber Schmierereien.

Ein Grummeln war zu vernehmen und grinsend wandte ich mich in die Richtung aus der es kam: „Ist etwas?", fragte ich scheinheilig und zuckersüß nach. Es war offensichtlich was ich hier tat, doch mein wundervoller Begleiter schenkte mir nur ein Augenrollen und schaltete das Radio lauter.

Schmollend lehnte ich mich im Sitz zurück, spürte wie meine Augenlider schwerer wurden und ich immer mehr ins Land der Träume überging.

Mit einem Ruck wachte ich wieder auf und sah mich panisch um. Meine Atmung ging flach und beruhigte sich erst, als ich den Kürbis ausmachen konnte wie er mich trug. Die angespannte Haltung wich von meinen Muskeln und sorgenlos sah ich zu ihm auf.

Bis jetzt hatte er mein Erwachen nicht bemerkt weshalb er wie gebannt auf einen unsichtbaren Fleck weiter weg starrte. Wieder einmal fragte ich mich, was in seinem Kopf vorging, worüber er nachdachte oder sich sorgen machte, was ihn bewegte.

„Wie wollen wir es ihnen sagen?", ich schreckte bei dem plötzlichen Klang seiner Stimme zusammen, konnte aber deutlich das fiese Grinsen in seinem Gesicht ausmachen weshalb ich ihm auf den Oberarm schlug. Er wollte mich erschrecken und hatte nur auf den richtigen Moment gewartet.

Benebelt von seinem Duft zuckte ich die Schultern, spürte kurz darauf wieder festen Boden unter meinen Füßen und sah die altbekannte Haustür durch welche ich schon so oft gegangen war. Dieses Mal aber war es etwas anderes, ich würde dieses Haus nach drei Wochen wieder betreten, mit einem Mann an meiner Seite den ich über alles liebte.

Unter der Fußmatte zog ich den Schlüssel hervor, öffnete die Tür und trat ein. Anders als erwartet war es still im Gebäude weshalb ich weiter hinein lief und nach den Jungs rief. Ich wartete auf eine Antwort, ein Lebenszeichen, bekam aber keins weshalb ich stirnrunzelnd in die Küche ging.

Hey ihr zwei Turteltauben,

wir hoffen für euch ihr habt es endlich geschafft und seit jetzt zusammen.

Da wir noch zwei Wochen frei haben sind wir spontan verreist.

Stellt nichts an und treibt es nicht zu wild!

Damon, Kyle & Harry xx

Bei dem zweideutigen Kommentar am Ende wurde ich rot. Noch nie hatte es mir etwas ausgemacht wenn jemand pervers dachte oder sprach, doch seit neustem hatte ich immer wieder Bilder im Kopf die einfach nicht verschwinden wollten. Ob es wohl daran lag, dass ich frisch verliebt war?

Arme schlängelten sich um mich und ein kribbelndes Gefühl machte sich bemerkbar. Mein Rücken lehnte an seiner festen Brust während mir sein Duft in die Nase stieg und ich die Augen schloss. Von mir aus könnte es für immer so bleiben, so perfekt und sorgenlos.

Küsse verteilten sich auf meinem Hals und Schlüsselbein. Ein Schauer nach dem anderen jagte mir den Rücken hinunter und kichernd drehte ich mich zu Kürbiskopf um. Seine braunen Augen hatten einen dunklen Ton angenommen und man konnte Begierde aus ihnen lesen.

„Denk dran, nicht zu wild!", erinnerte ich ihn belustigt und küsste ihn flüchtig auf die Lippen. Ihm genügte dies nicht, denn er zog mich näher zu sich und vertiefte die ganze Sache.

Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt