Kapitel 76 - Erwachsen werden

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Die Nacht war der Horror. Ich tat kein Auge zu, weil ich stündlich damit haderte, ob ich meinem Verlangen nachgeben und zu Draco hinüber gehen sollte. Schließlich siegte wie so oft mein Stolz, in dem ich mir einredete, dass wir es langsam angehen lassen wollten.

Doch mit dem nächsten Morgen fragte ich mich, was das überhaupt bringen sollte. Das hatte nicht allein mit meiner Müdigkeit zu tun. Irgendwie war es zwischen Draco und mir verfahren, seit sich die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft auftat. Scheuten wir uns, weil es ernst wurde? War das der wahre Grund und wir versteckten uns nur hinter den Fehlern der vergangenen Monate?

Als es an meiner Tür klopfte, fühlte ich mich überfordert mit allem. "Herein."

Zu meiner Erleichterung war es Narzissa. Wie immer schien sie meine Stimmung mit nur einem Blick wahrzunehmen. "Und ich hatte gehofft, du würdest dich in deinem neuen Zimmer etwas wohler fühlen."

"Das ist es nicht", sagte ich schnell. "Es ist wundervoll und ich danke dir."

Sie schloss leise die Tür und setzte sich neben mich aufs Bett. "Es ist wegen Draco, oder?"

Ich nickte betroffen. Was sollte ich ihr sagen? Sie war schließlich seine Mutter.

"Doch im Moment bin ich auch deine Freundin", sagte sie lächelnd. Ich starrte sie an und sie lachte leise. "Mein Sohn ist nicht der einzige, der Legilimentik beherrscht, weißt du nicht mehr?"

Ich seufzte und es brach einfach aus mir heraus, weil es das erste mal überhaupt war, dass ich mich in dieser Sache jemandem anzuvertrauen wagte. "Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll und wo wir stehen. Alles ist so verfahren. Ich kann nicht behaupten, dass es jemals einfach war, aber jetzt... ich weiß nicht. Er gibt sich alle Mühe und ich fühle mich so..." hilflos hob ich die Schultern.

"Kimberly, was du fühlst ist völlig normal. Denke nicht, ich wüsste nicht, was Draco getan hat. Ich habe getobt und ihm die Meinung gesagt, aber er war bis zuletzt überzeugt davon, dir damit einen Gefallen zu tun."

Ich nickte. "Ich weiß, warum er es getan hat. Alles. Ich bin auch nicht böse, nur... verletzt? Unsicher? Es liegen so viele Monate zwischen uns als Paar und dem was wir jetzt sind. Ich weiß nicht einmal, was wir jetzt sind."

Sie legte ihre Hand auf meine und sah mich an. "Ihr seid das, was ihr schon immer ward. Das ist ja das besondere bei Seelenverwandten. Komme was wolle, sie bleiben verbunden. Das war so vor eurem ersten Kuss und das wird in alle Ewigkeit so bleiben."

"Woher - ?"

"Es mag nicht immer so wirken, doch Lucius und ich waren genauso. Ich sehe so viel von mir in dir und Draco ist genau wie sein Vater. Er braucht eine starke Frau, ein festes Gegenüber, die in den richtigen Momenten schwach sein kann. Das herauszufinden ist der schwerste Teil an der Sache."

Ich schwieg und sah zu Boden, sie ließ mir Zeit, ihre Worte zu verarbeiten, bis sie wieder sprach. "Ich weiß, du hast Angst. Es wäre verrückt, wenn du keine Angst hättest, dein Leben mit jemandem wie Draco zu teilen. Mir ging es damals ganz genauso. Wenn du ganz ehrlich zu dir bist, Kimberly, steht nichts anderes zwischen euch als deine Angst."

Bewegt von ihren Worten war ich unfähig, länger ruhig sitzen zu bleiben. Ich stand auf und trat ans Fenster, sah auf die schneebedeckten akkuraten Gärten hinaus. Und sah in meinem Geist eine erwachsene rothaarige Frau in teurem Gewand über den sommerlichen Rasen schreiten. "Du machst diese Bilder in meinem Kopf."

"Entschuldige, wenn ich zudringlich war" Sie trat neben mich. "Aber es sind deine Bilder. Ich habe sie in meinem Geist gesehen. Du unterdrückst sie, umso offensichtlicher sind sie für die, die empfänglich sind."

Der Zauber um Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt