"Hey, lebst du noch?". Ich erschrecke mich tierisch und reibe mir völlig übermüdet die Augen, ehe ich meiner Mutter antworten konnte.
"Klar, ich bin nur so müde. Wie lange fahren wir denn noch?", Frage ich während ich mir mit meinem Pulloverärmel mein vollgesabbertes Gesicht säubere.
Es war gerade erst gestern als ich mich von all meinen Freunden verabschiedete und die letzten Umzugskartons in den Transporter räumte. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich besorgt wegen der ganzen Umstände. Neue Stadt, neues Haus, neue Schule, Freunde, eigentlich sollte alles gut werden und doch stört mich irgendetwas. Mom ist auch erstaunlich ruhig dafür das Dad uns erst vor kurzem für eine andere verlassen hat."Jetzt wo wir endlich unser neues Leben beginnen können, ist diese kurze Autofahrt doch gar nichts Schatz. Wir kommen bald an, mach dir keine Sorgen" lächelt Sie mir zu und legt ihre Hand auf die meine.
Ich greife in meine Hosentasche, hole mein Smartphone raus und checke ersteinmal Instagram - meine ganzen Freunde sind gerade auf dem Geburtstag von irgendeinem Oberstufler und ich sitze hier, fahre dem Sonnenuntergang entgegen und hoffe dass wir endlich bald da sind.
-Plötzlich, eine Vollbremsung-
Mein Handy fliegt mir aus der Hand, in den Fußraum des Transporters.
"Mom, ist alles okay?! Was zur Hölle war das"
Wir steigen beide erschrocken aus, laufen ums Auto herum und fanden...Nichts!
"Meine Güte musst du mich so erschrecken?!"
"Ich dachte echt da wäre ein Tier vorbeigelaufen. Ist denn bei dir alles in Ordnung?"
"Natürlich ist alles in Ordnung! Aber nächstes Mal kannst du mich ruhig vorwarnen" grinse ich in Erleichterung."Lass uns bitte weiter fahren, ich bin echt kaputt, komm schon, ich will mir gar nicht vorstellen wie anstrengend das für dich als Fahrerin sein muss aber je länger wir hier rumstehen desto später kommen wir an."
Zirka eine Stunde später, gegen 20:30 Uhr, halten wir bei einem alten Farmhaus an. Die Sonne ist längst untergegangen und ein kühler Schleier lässt den heißen Sommertag etwas vergessen.
"Wir sind ziemlich weit draußen Mom, bist du dir sicher dass wir hier richtig sind? Gibt es hier überhaupt Menschen, oder haben wir überhaupt Nachbarn?"
"Stell dich nicht so an! Selbstverständlich haben wir Nachbarn..einen Kilometer von hier entfernt, ansonsten musst du dich mit Bäumen und Wäldern zufrieden geben" grinst sie.
Ich rollte die Augen und nehme ihr den Schlüssel für Haus aus der Hand. Wir steigen die Treppen der Veranda hinauf und stecken den Schlüssel langsam ins Schloss.
"Wow, weißt du zufällig wie lange das Haus schon leer steht ? Das Schloss lässt sich wirklich schwer aufschließen" während ich mir einen abmühe die Tür zu öffnen.
"Also es gab hier wohl einige Vorfälle, mysteriöses verschwinden von Personen, ungeklärte Mordfälle. Pass auf dass dir hier nichts passiert sonst holt dich noch der Boogeyman" lachte meine Mutter und Schloss die Tür scheinbar ohne Große Mühe auf.
"Ha Ha, du bist ja so witzig" es jagt mir ja schon einen guten Schauer über den Rücken, aber auf ihre Provokation Falle ich nicht herein.
Wir betreten also das Farmhaus und staunen nicht schlecht. Auf allen Möbeln die wir sehen liegt dick Staub. Der Strom funktioniert nicht und die Einrichtung ist eher rustikal gehalten."Zeit für den Frühjahrsputz, Strom müssen wir auch anmelden. Das wird einiges an Arbeit Diana!"
"Toll und ich dachte hier wäre schon alles fertig. Scheinbar steht das Haus wirklich seit Jahrzehnten leer. Der Einrichtung nach zu urteilen, bestimmt schon seit über 20 Jahren. Ich hoffe wir leben nicht weiß Gott wie lange wie Höhlenmenschen"
"Du bist so eine Prinzessin! Schau dir doch erst einmal dein Zimmer an, wie wäre es damit ?" Rollt meine Mutter mit den Augen und schiebt mich schon halb die Treppe hinauf.Die Luft wird stickiger als ohnehin schon, ich kann kaum atmen.
"Mom Wir müssen definitiv lüften! Ich bekomme kaum Luft..""Ohh Herzblatt, ich glaube du hast eine starke Stauballergie, vielleicht schaffen wir es demnächst in die Stadt zu fahren um mit dir einen Allergietest zu machen." Klopfte mir Mom auf die Schulter
Wir laufen weiter den Gang entlang bis wir an einer der vielen Türen stehen bleiben. Ich drehe den Türknauf und die Tür geht auf. Zum Vorschein kommt ein altes Bett, zwei Nachttische auf jeder Seite und eine alte Standuhr mit Pendel, offenbar aus den 1920ern. Scheinbar funktioniert diese auch noch, immerhin hört man das ständige Ticken der Uhr. Ich finde das zwar ziemlich komisch dass sie nach zwanzig Jahren immer noch funktioniert, denke mir aber nichts dabei.
"Diana, wie wärs wenn du dich hier schon mal für die Nacht einrichtest, dementsprechend schon mal sauber machst und morgen räumen wir die ganzen Kisten ins Haus und packen aus."
Widerwillig stimme ich zu und beginne die ganzen Spinnweben und die dicke Staubschicht von allen Oberflächen zu entfernen. Als ich fertig bin, setze ich gerade den ersten Fuß auf die Treppe als plötzlich meine Mutter anfängt panisch zu kreischen!
Schnell springe ich erschrocken die Stufen hinunter, nehme zwei gleichzeitig und sprinte ins Esszimmer.
"Mom Was ist passiert?!""Mach die ekelhafte Maus da weg, da genau da liegt sie!!!"
Ich fange herzhaft an zu lachen, nehme das Kerblech in die Hand und entsorge die tote Maus draußen vor der Haustür. Plötzlich steigt mir ein unangenehmer Geruch in die Nase, wirklich ekelhaft. Es riecht extrem nach Verwesung, dass wird bestimmt die Maus gewesen sein, so wie die aussieht, ist die ohnehin erst vor ein paar Tagen gestorben.
Ich gehe also zurück ins Haus, meine Mutter hat sich scheinbar wieder beruhigt.
"Puhh meine Heldin! das war wirklich echt widerlich! Ich werd dich hier echt brauchen bevor du in die Schule gehst, ehe sowas nochmal passiert""Du stellst dich aber auch an. Wo ist denn unsere Bettwäsche? Ich würde wirklich gern schlafen gehen, bin echt kaputt"
Mom gibt mir mein Bettzeugs, samt frischer Bettwäsche und Lacken. Ich laufe wieder die Treppe nach oben, in mein Zimmer, beginne mein Bett zu beziehen. Zum Glück haben wir zwischenzeitlich über all Große Kerzen aufgestellt, sonst wären wir echt aufgeschmissen.
Ich lasse mich ins Bett fallen und kurz darauf fallen mir auch schon die Augen zu.
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Ich sehe was, was du nicht siehst
Horror"Diana wacht Schweißgebadet auf. Ein Blick auf ihr Handy verrät-02:59 Uhr. Die Dunkelheit in ihrem Zimmer lag wie ein schwerer Schleier, dunkle Stille die alles zu verschlingen vermag. Lediglich das Ticken ihrer Zimmeruhr ist zu hören. Doch als plöt...