Der Zorn des Königs

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Kaum haben wir die Grenze überschritten, merke ich wie sich die Luft eiskalt in meine Lungen schneidet. Verschwunden ist der sommerliche Beerenduft, den ich gerade noch so genossen habe. Ich sehe zu Slavo, der schnell auf uns zugelaufen kommt.

Ein Blick in sein Gesicht reicht, um zu wissen, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Mein Blick schweift über alle die sich hier auf der Lichtung versammelt haben. Byrion und Hafftor sehen mit einem mitleidigen Ausdruck in ihren Gesichtern zu uns herüber, und fünf weitere sehen mich überrascht an, ehe sie sich tuschelnd wieder abwenden. Doch meine Augen bleiben auf Ikarus hängen, dessen Wunden jetzt nur noch vier dicke, rote Narben sind.

Wie konnte er nur so schnell heilen? Hier auf der Lichtung sind, weit und breit ist keine Heiler zu sehen, auch von meinem Vater oder seinen Wachen ist nichts zu sehen.

Er sieht mich an, ohne Hohn oder Belustigung, sondern mit einem Ausdruck in seinen Augen den ich nicht richtig deuten kann. Bei anderen würde ich behaupten, dass man so jemanden ansieht den man liebt, aber das ist Ikarus. Er ist wohl kaum in der Lage ein solches Gefühl zu empfinden.

„Freya es gibt ein Problem!", holt mich Slavo in die Wirklichkeit zurück. „Was ist los?", möchte Trybon wissen, als ich nur starr dasitze und kein Wort herausbringe. Seine Unruhe macht mir Sorgen, denn mein Lehrer ist für gewöhnlich nicht leicht aus der Fassung zu bringen, doch jetzt ist er aufgeregt und ruhelos. Was ist nur vorgefallen? „Der König...er hat irgendwie herausgefunden, dass du abgehauen bist. Noch denkt er du wärst weg, wegen eures Streites heute Morgen, aber Rixa schweigt. Er hat sie zum Seelensee schleifen lassen, und will sie vor allen bestrafen, wenn sie ihm nicht sagt wo du hinwolltest."

Verdammt, Rixa! Das kann er nicht tun! „Wann!", frage ich ihn, und rutsche ungeduldig auf Novas Rücken hin und her. „Ich denke er wird auf unsere Rückkehr warten, um sie zu bestrafen", sagt er mit einer Armbewegung, die uns alle einschließt. Ikarus, ausgerechnet er, ist aufgestanden, und setzt sich auf Remus. „Dann sollten wir schnell los!" Alle sehen ihn an, und auf seine Lippen formt sich dieses typische schiefe grinsen, welches er immer hat, wenn er im Mittelpunkt steht.

Seine Augen jedoch bleiben ernst, und fest auf mich gerichtet. Dankend nicke ich ihm zu, während ich mich frage was er sich davon erhofft, wenn er mir jetzt hilft.

„Also gut! Alle aufsetzten!", befiehlt Slavo, während er auf Laron zu geht, der sich schon nach vorne gebeugt hat.

Kurz darauf haben sich alle auf ihre Seelentiere gesetzt, und meine Frage, ob Hafftor auf seinem relativ kleinem Jaguar reiten kann, wurde mir damit auch beantwortet.

Zwei der anderen fünf haben so große Tiere an sich gebunden, damit sie drauf reiten können, und sitzen nun auf ihnen.

Ein großer, kräftiger Mann mit kurzgeschorenem Kastanienbraunen Haaren, sitzt auf einer großen Löwin mit hellbraunen Augen. Der zweite, ein kleinerer braungebrannter athletisch gebauter, mit dunkelbraunen, kurzen und lockigen Haaren sitzt auf einen Leoparden mit leuchtend grünen Augen.

Die verbliebenen drei stehen mit fragendem Blick auf Slavo gerichtet mit ihren kleineren Tieren da. Fuchs, Hyäne und eine Katze. Trotz der drei kleineren Tiere ist erstaunlich wie mächtig wir dieses Jahr abgeschnitten haben. Insgesamt sieben von zehn überlebenden haben so große Seelentiere, um darauf reiten zu können.

Slavo geht zu einem der drei Männer, und streckt ihm die Hand entgegen. Der Besitzer der Hyäne, ein mittelgroßer Mann mit kurzen Mausbraunen Haaren und dunkelbraunen Augen, ergreift sie dankend, und schwingt sich hinter Slavo auf Laron.

Ikarus nimmt einen großen rothaarigen zu sich. Der mit dem Fuchs, dieser betrachtet uns alle mit aufgeregt umhertanzenden rotbraunen Augen. Es ist wirklich verwirrend ihn direkt anzusehen.

SeelenkriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt