„Schaut euch mal das hässliche, kleine Schweinchen an!", fingen meine Mitschüler an. Ich konnte es nicht leiden, wenn sie das taten; sich für etwas Besseres hielten, als sie eigentlich waren. Jeden Tag dieselben Sprüche, die gleichen Beleidigungen. Ich war es absolut leid, ständig als Opfer ihrer Mobbingattacken dar zustehen. Und trotz allem gingen mir die Beleidigungen jedes Mal näher, als sie es eigentlich sollten.
Als kleines Kind sah die Welt noch ganz anders aus. Alles war toll, jeder war mit dir befreundet und du hast nicht darüber nachgedacht, ob dich jemand mag oder eben nicht. Du warst einfach du selbst und hast nicht das getan, was andere von dir verlangt haben. Du musstest weder auf dein Aussehen, noch auf dein Verhalten achten. Niemand hat dich beleidigt, nur weil es ihm Spaß macht.
Ohne schöne Kindheitserinnerungen hast du einen Großteil deines Lebens verpasst. Ich würde so gerne haben, dass es endlich alles aufhört. Wenn ich nur fest genug daran glaubte, würden die grotesken Gestalten vor mit vielleicht verschwinden.
Ich hörte eine Welle von Gelächter zu mir rollen. Fragend schaute ich Antonia, die Anführerin, an, die schon zu einem miesen Spruch ansetzte.
„Habt ihr das gehört, Leute?", fragte sie in Richtung ihrer Gefolgschaft, „Oberstreberin möchte, dass wir verschwinden."
„H-habe ich das gerade etwa laut gesagt?", verunsichert wich ich einen Schritt nach hinten. Antonia kam mir mit einem schnellen Schritt hinterher. „Dummes, kleines Ding. Würde ich Scherze machen, wenn es um dich geht? Auf gar keinen Fall."
„Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte", meinte ich etwas lauter, als beabsichtigt und war selbst überrascht, woher der plötzliche Mumm kam, „Du machst immer Witze über mich."
Ein Grinsen erschien auf den Gesichtern, die mich anstarrten. „So solltest du lieber nicht mit mir reden!"
Antonia riss meine Bluse auf und ein paar Knöpfe sprangen durch den Schulflur, bevor sie irgendwo liegen blieben. Erschrocken riss ich meine Augen auf und war mehr als nur froh, heute Morgen ein Top daruntergezogen zu haben. Trotzdem wurde ich rot, wie bei jeder einzelnen Demütigung zuvor auch.
„Haltet doch einfach mal euren Mund!", fuhr ich sie an. Ich hatte zwar keine Angst vor ihnen, mich getraut etwas zu erwidern, hatte ich mich allerdings auch noch nie. Dazu war ich sonst einfach viel zu schüchtern und zurückhaltend. „Habt ihr keine Hobbys oder ein Leben? Wenn ihr mich so hässlich findet, dann sprecht mich doch erst gar nicht an und ignoriert, was ich tue."
Ich war selbst von dem verwundert, was ich gesagt hatte; aus dem einfachen Grund heraus, dass sie mich jetzt nur noch mehr mit Beleidigungen zuschütten würden. Ich kannte Antonia und Gesellschaft schon seit der fünften Klasse und wusste beinahe schon genau, was sie jetzt tun würden. Sie waren einfach so berechenbar. Durch die ständigen Wiederholungen ihrer Taten konnte ich fast ganz genau sagen, was diese Tussis als nächstes vorhatten.
Und ich war einfach nicht bereit. Ihre Beleidigungen, ihre ständigen Demütigungen flossen wie Gift durch meinen Körper und versenkten ihn von innen heraus. Meine Seele und mein Herz waren schon mehr als nur angeschlagen, beinahe zerstört und ich hatte auch schön öfter als einmal darüber nachgedacht, ob der Tod nicht die einfachste Lösung wäre. Doch dann würde ich schwach wirken, weil ich dem Druck nicht standhalten konnte. Und alle würden sich an mich erinnern alleine mit dem Gedanken, dass sich dieses Mädchen umgebracht hat, obwohl sie doch schon vorher wusste dass es nicht viel nützen würde. Außerdem würden sich Antonia und ihre Gesellschaft bestimmt drüber freuen, wenn ich tot wäre und diese Genugtuung würde ich ihnen garantiert nicht verschaffen.
„Sorry, Fetti, aber du bist unser Hobby und dich fertigzumachen, macht viel mehr Spaß, als dich zu ignorieren." Sie schenkte mir eins von ihren gefälschten Lächeln. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich war kurz davor loszuheulen, doch meine Wut hielt mich glücklicherweise zurück. „Schau mal", meinte Antonia mit Ekel in der Stimme, „diese Kuh platzt fast - vor Wut."
Sie fing an zu lachen und ihre Gefolgschaft stieg mit ein. Ich konnte nicht mehr, ich musste hier raus. Weg von diesen behinderten Kindern, weg von der Schule, am besten weg aus der Stadt und nie wieder zurückkommen. Ich duckte mich unter ihrem Arm hindurch und fing an zu rennen. Und so rannte ich, einfach immer weiter, durch die Schule, auf die Straße. Meine Sicht war verschwommen, die Tränen rollten mir wie Sturzbäche die Wangen hinunter.
Die andauernden Demütigungen waren ein solch abgekarrtes Spiel und diesen ganzen dummen Kindern machte es auch noch Spaß mich runterzumachen, ja, sie hatten sogar ihre helle Freude daran. Ich konnte sie einfach nicht verstehen, ihre Beweggründe, das zu tun, waren einfach nicht vorhanden. Antonia verhielt sich einfach wie ein Biest, wollte alles, bekam alles und regierte ihren eigenen, kleinen Hofstaat an der Schule.
Ein Hupen holte mich aus meinen Gedanken. Ich schaute und sah, wie ein Auto auf mich zu fuhr. Wie angewurzelt stand ich da und konnte mich nicht bewegen, so geschockt war ich. Ich stand mitten auf einer der Hauptverkehrsstraßen und alle weit und breit schrien mir zu, ich solle von dort verschwinden. Doch ich wollte alles auf eine Karte setzten. Mal sehen, ob ich noch eine zweite Chance bekommen könnte und wenn nicht, dann war das eben so, ich würde es auch nicht mehr ändern können. Es knallte ziemlich laut und ich spürte wie ein stechender Schmerz von meiner Hüfte hinauf in mein Gehirn zuckte. Ich fiel in eine unendliche Leere und hörte Stimmen um mich, teils besorgte, teils mitfühlende Stimmen. Doch ich bekam kaum noch etwas mit. Es fiel mir immer schwerer zu atmen und ich schlief ein, ohne zu wissen, ob ich jemals wieder aufwachen würde.
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Hey :)
Wenn euch der erste Teil gefallen hat, dann schenkt mir doch Süßigkeiten! Schokolade wäre gut, Gummibärchen auch.
Wers nicht verstanden hat
Schokolade → Kommentare
Gummibärchen → VotesHabe euch lieb ♥
Alles Liebe, Teddy
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Heartbeat *Slow Updates*
Jugendliteratur!! Es wird eine Klischeé-Story. Höchstwahrscheinlich...!! Emily ist das Mobbingopfer an der Schule, jeder hasst sie. Weder die Lehrer, noch ihre Eltern bemerken davon etwas. Als sie von einem Auto angefahren wird, ziehen ihre Eltern mit ihr in eine...