Ein einziges blondes Haar

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Wie versprochen rief ich beim Fahren über die Freisprechanlage eine Reinigungsfirma an, um die Küche säubern zu lassen, danach hatte ich leider nichts mehr zu tun außer den Wagen zu steuern, das bedeutete das mein Verstand mir aufzeigte was alles schief gehen könnte.

Nicht nur mit Sherlock, oh nein, da machte ein Geist wie meiner nicht halt, ich erdachte mir alle möglichen Krisensituationen die sich noch vor Umsetzung meines Planes auftun könnten. Von Anschlägen, Rückfällen, Krankheiten, Verletzungen bis hin zu Todesfällen.

Für einiges davon war die Wahrscheinlichkeit zugegebenermaßen gering dafür ging sie bei anderen grade zu durch die Decke. Ich musste in jedem Fall Wachsam bleiben, der kleinste Fehler und dieses Kartenhaus von einem Plan würde über uns zusammenbrechen.

Nein, das durfte nicht geschehen, ich hatte wahrlich zu viel zu verlieren, die einzigen Menschen die mir etwas bedeuteten und welchen ich, im Gegenzug wichtig war. Noch dazu würde Mommy mir niemals verzeihen wenn ich meiner Pflicht als großer Bruder nicht nachkäme und zuließe das Sherlock etwas geschah.

Und Sherlocks Kind, Gott wie bizarr sich dieser Gedanke anhörte und doch war es die Wahrheit, mein Bruder, der selbsternannte Soziopath auch bekannt als die Jungfrau (wer zuletzt lacht Miss Adler) würde Vater werden. Das war eine Variable die selbst ich nicht eingerechnet gehabt hatte. Wie auch, er hatte niemals Interesse an derlei Dingen oder Beziehungen gezeigt.

Doch nun wo ich Miss Kingsley (Becca) näher kennen gelernt hatte ergab es irgendwie Sinn. Da war eine nicht greifbare und doch so präsente Liebe in ihren Augen wenn sie an Sherlock dachte oder nach ihm fragte, so markant und selten, einzig in den traurigen Augen meines Bruders erblickte ich etwas vergleichbares.

Zugegebenermaßen verstand ich das Konzept der Liebe auf dieser Ebene zwischen zwei Menschen kaum besser als es mein Bruder getan hatte aber zumindest hatte ich Erfahrungen mit den mechanischen Aspekten dieser Verbindungen.

Sherlock hingegen hatte sich bis über beide Ohren, weit über seinen logischen Verstand hinaus verliebt. Nicht freiwillig und doch schien es unumgänglich gewesen zu sein.

Nunmehr würde aus dieser Liebe jedoch etwas sehr lebendiges entstehen und ich wagte nicht einmal zu ergründen was geschehen würde wenn diese Tatsache zum falschen Zeitpunkt ans Licht käme, ein Schauer durchfuhr mich, nein, ich würde alles tun was nötig wurde um das Kind meines Bruders sicher zu wissen, immerhin war es ein Teil von ihm.

Das war meine Aufgabe, mein Sinn und etwas das ich wohl niemals ablegen würde:

Jeden Teil meines Bruders zu beschützten.


*


Unruhig wippte ich mit meinem Bein als ich auf dem Sofa lag und die Decke ansah. Mein Kopf schmerzte bei dem Gedanken an Sherlock und dem Zustand in dem er sich befinden musste, es konnte nichts Gutes bedeuten dieser Anruf, was war bloß los mit dem ein Armeedoktor nicht fertig wurde.

Ich legte eine Hand auf meinen unteren Bauch, Baby Holmes war der einzige Grund warum ich nicht wie ein Tiger im Käfig durchs Wohnzimmer lief. Einmal am Tag umzukippen war genug, ich hatte es mir nicht anmerken lassen wollen aber nunmehr machte ich mir auch Gedanken deswegen.

Was wenn der Sturz und meine Nachlässigkeit dem Baby geschadet hatten? Immerhin stand in allen Büchern und Internetseiten das man auf sich achten musste und das es tausend Dinge gab die schief gehen konnten. Oftmals musste ich die Recherche abbrechen weil ich diese Überlegungen kaum ertragen konnte.

Doch selbst diese Sorgen waren winzig im Vergleich zu den anderen Dingen die mein Herz in einem Würgegriff hielten. Gefahr war nichts neues für mich, ich kannte sie noch bevor ich zu Rebecca Jane Kingsley geworden war, irgendwo in den Untiefen meines Verstandes war dieses Gefühl begraben, als Suvi Padar war ich in Lebensgefahr gewesen seit ich meinen ersten Atemzug genommen hatte.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt