Kapitel 21 - Die Einleitung von Operation Darkness

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20. November 2014, Geheimbasis, Nicaragua – Mittelamerika

Jessica lehnte vornübergebeugt am Tisch, hatte einen Ellenbogen abgestützt, um wieder ihren Kopf auf ihrer Handfläche abzulegen. Die Finger ihrer rechten Hand tippelten über die Tischplatte. Sie machte einen genervten und gelangweilten Ausdruck. Ihre Mitgesellen wirkten unbeeindruckt von ihrer Ausstrahlung.

Stephanie saß gelassen am Tisch und würdige die anderen keines Blickes. Bei ihr wirkte es sogar so, als wären die anderen nicht einmal anwesend.

Hunk hingegen hatte die Beine auf dem Marmortisch abgelegt und präsentierte sich ebenso stoisch wie die Ex-BSAA-Soldatin. Jessica kam es gar so vor, als würden die beiden einen geheimen Contest austragen, wer von beiden länger das Schweigen und eine unberührte Mimik wahren konnte. Sie hingegen hatte nicht vor, sich an diesem Duell zu beteiligen, da sie es nicht erstrebend befand, sondern für totlangweilig abstempelte.

Seit Stunden warteten sie auf neue Instruktionen, doch Amelia hatte sich noch immer nicht blicken lassen. Seit Tagen war die Rothaarige im Labor und tüftelte verbissen an ihrer Kreation. Manchmal war Lawrence echt unheimlich, wie Sherawat empfand. Im Grunde genommen, traf das aber auf alle hier Anwesenden zu – sie eingeschlossen. Wobei unheimlich bei ihr nicht das treffende Wort war, sondern eher, dass sie alle ihre dunklen Seiten hatten. Jess nahm sich da nicht außen vor, denn sie wusste, dass sie oft ebenfalls nicht moralisch korrekt handelte, aber so war eben ihre Berufung und ihr Leben.

Auf wen das Wort unheimlich allerdings unfassbar zutreffend passte, war unumstritten Hunk. Er löste in Jessica eine unbefriedigte Neugierde aus, aber zugleich fand sie ihn auch äußerst suspekt. Jemand wie ihm, war sie noch nie zuvor begegnet, und in seiner schwarzen Vollmontur und mit der Maske, wirkte er ziemlich befremdlich.

Sherawat löste ihre Haltung und schlenderte rüber zu Hunk. Er drehte nicht mal den Kopf nach ihr. Auch nicht, als sie sich direkt neben ihn mit dem Rücken an die Tischkante lehnte und ihn eingehend bedachte.

„Ziemlich zwielichtig, wenn man eine solche Maske trägt und sein Gesicht verbirgt", merkte Jess beiläufig an.

„Es erfüllt seinen Zweck", antwortete der Gevatter Tod unbeeindruckt.

„Andere einzuschüchtern oder seine Identität zu verbergen?" hakte die Brünette nach.

„Beides", antwortete Hunk kurzangebunden.

Jess verschränkte die Arme und musterte ihn. Ihr brannte es durchaus unter den Fingernägeln zu wissen, wie dieser Kerl unter seiner Montur aussah. Sie fragte sich, ob die genannten Gründe wirklich die einzigen waren, oder ob da noch mehr dahintersteckte.

„Nimmst du überhaupt jemals die Maske ab? Muss ziemlich gewöhnungsbedürftig sein, oder? Andererseits beim Essen oder beim Duschen wirst du wohl kaum die Maske auflassen können", sinnierte Jessica, die großes Interesse an diesem Mysterium hegte. Hier sickerte mal wieder ihre ungehaltene Neugierde durch, die sie nur schwer zügeln konnte.

„Das alles ist nichts, was dich angeht oder kümmern sollte", gab Hunk kühl zurück.

Jessica schnalzte mit der Zunge und ignorierte seine unterschwellige Warnung. „Ich frage mich, ob mehr hinter den Beweggründen steckt. Was verbirgst du wirklich unter deiner Maske? Möglicherweise bist du nicht einmal ein Mensch und versteckst deshalb dein Gesicht, mh? Immerhin warst du Teil von Umbrella Corporation, und wir alle wissen ja, wozu diese Firma im Stande war und was sie erschaffen haben."

Hunk antwortete nicht. Jessica löste ihre Haltung und beugte sich noch weiter zu dem Mann, den alle als den Sensenmann bezeichneten.

„Was ist, wenn du in Wahrheit eine Biowaffe bist oder ein entstelltes, menschliches Experiment? Ein geschaffener Supersoldat von Umbrella. Das würde erklären, warum du vor nichts und niemanden Angst hast oder keinerlei Gefühle besitzt. Man sagt, du seist eiskalt und vollkommend emotionslos sowie gnadenlos", hauchte Sherawat und stützte sich auf der Armlehne des Stuhls, auf dem Hunk saß, ab. „Du sollst sogar nicht davor zurückschrecken, deine eigenen Teammitglieder zu ermorden, wenn es die Lage erfordert."

Operation Darkness || A Nivanfield Story [Resident Evil] - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt