Wut

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Schülermaßen strömten wie ein wilder Fluss durch die überfüllten Gänge, sie kicherten, lachten, unterhielten sich lautstark oder tuschelten so auffällig, dass man es kaum ignorieren konnte. Es schien, als sei das Auftauchen Lord Voldemorts persönlich immer noch Thema Nummer eins, oder, dass eben dieses nie passiert war. Wie leicht Menschen sich doch verunsichern lassen konnten. Darüber schüttelte ich nur verzweifelt den Kopf, während die Schüssel Cornflakes vor mir langsam ebenso flüssig wurden, wie die Milch, die sich ebenfalls in der überfüllten Schüssel befand.

Immer noch unzufrieden zupfte ich an dem dunkelgrauen Faltenrock, welcher sich perfekt an meine Haut angepasst hatte. Ich hasste Röcke, ich verstand beim besten Willen nicht, wieso ein Wesen diese freiwillig tragen sollte. Sie flatterten stets herum, wie es ihnen lieb war, und wenn man nicht richtig aufpasste, entschieden sie sich für die Höhe. Außerdem verliehen sie allen etwas nervig mädchenhaftes, was meinem persönlichen Kleidungsstils ganz und gar nicht ähnlich war.

Während ich tief in meinen Gedanken immer noch eifrig in die unnütze Argumentation gegen Röcke als verpflichtende Schuluniform vertieft war, hatte ich gar nicht gemerkt, wie sich eine rothaarige Gestalt vor mir niedergelassen hatte. Erst, als ich ein leises Räuspern vernahm, schoss mein Kopf in die Höhe.

„Hey Saphira, schön, dass du bei uns im Haus bist. Ich habe dich gestern beim großen Festessen gar nicht gesehen", lächelte mich Ginny an, und ihre positive Ausstrahlung war wie Balsam für meine ausgelaugte Seele.
„Ja, ich wollte nicht so einen Wirbel machen, also wurde ich im Nachhinein eingeteilt und hier bin ich nun", grinste ich zufrieden, während ich die Hände leicht anhob.

Wie sich während unseres lockeren Gesprächs herausstellte, verstanden die Weasley und ich uns bestens. Das frohe Grinsen konnte ich gar nicht mehr von meinem Gesicht bannen, so aufregend war es, endlich soziale Kontakte zu haben.

Leise beugte sich Ginny über den Tisch, ihre vertrauenswürdigen Augen spiegelten eine Ungewissheit, die ich zuvor nur bei mir selbst gesehen hatte.
„Glaubst du eigentlich, dass er zurückgekehrt ist?", fragte sie stockend, ihr Blick huschte unruhig über mein Gesicht.
„Ja", erwiderte ich klar, für mich war es nie eine Frage gewesen, ob das, was Harry von sich gab, eine bloße Lüge war.
„Ja, ich bin der Auffassung, dass Voldemort zurückgekehrt ist, und es ist mir total egal, was das Ministerium dagegen einzuwenden hat. Sie können die Wahrheit möglicherweise nicht realisieren, wollen nicht annehmen, dass eine der größten Bedrohungen noch mächtiger als zuvor zurückgekehrt ist, doch das Verschließen unserer Augen wird uns nur noch tiefer ins Unglück reiten. Wir müssen jetzt hinschauen, denn desto mehr Zeit verstreicht, in der wir dies nicht tun, desto härter wird es uns treffen, wenn die unvermeidbare Wahrheit ans Licht kommt."

Ein erleichtertes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, nichts als unendliche Hoffnung und Glück spiegelte sich in ihrer Mimik wider.
„Dann sitzen wir wohl im selben Boot."

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Gelangweilt tippe ich mit meinen nachtschwarzen Fingernägeln auf der rauen Tischoberfläche herum, während mein leerer Blick gemächlich durch die vielen Personen hindurchwanderte. Gesichter kamen mir in den Kopf, verblassten allerdings schon nach wenigen Sekunden, wilde Gesprächsfetzen flossen von einem ins andere Ohr, ohne mich zu erinnern, welches Thema in dem Fokus stand. Geistlich war ich da, hier, in diesem überfüllten Raum, diesem eintönigen Unterricht, doch meine wirren Gedanken traten immer weiter weg.

Bisher war der Tag mehr als langweilig verlaufen. Schon jetzt hatte ich für mich beschlossen, dass Geschichte der Zauberei mein meist verhasstes Fach bleiben würde, denn so spannend und geschichtlich wertvoll die Themen auch sein mochten, so eintönig wurden sie erzählt. Schon nach wenigen Minuten hatten die zunächst noch tuschelnden Schüler schläfrig ihre Köpfe auf die harten Tische gebettet und wenn ich mich nicht täuschte, konnte ich mich sogar noch ein leises Schnarchen meines Nebensitzers erinnern. Die Einzige, die der einschläfernden Stimme scheinbar standhalten konnte, war Hermine Granger, eine von Harry Potters besten Freunden und, wenn ich mich nicht täuschte, war sie neben Lehrerliebling und Jahrgangsbesten auch noch neue Gryffindor-Vertrauensschülerin. Sie hatte, im Gegensatz zur restlichen, bereits dösenden Schülermasse, angeregt mitgeschrieben, sodass ich ihrer flinken Feder kaum mit den Augen folgen konnte.

Und auch, wenn sie dem ganzen anscheinend tatsächlich einen Funken Begeisterung schenken konnte, war mir sogar noch der steife Unterricht von Professor Snape lieber als diese unendliche Höllenqual der dunklen Vergangenheit. Nun kam die Stunde, die mich schon den ganzen Tag angespannt durch die Gänge zur nächsten Stunde hat wanken lassen. Verteidigung gegen die dunklen Künste, unterrichtet von keiner anderen als Professor Umbridge. Sie war mir bereits suspekt, als mein Blick das erste Mal auf ihrer flauschigen rosa Strickjacke geruht hatte. Sie, die vom Ministerium in dem sonst so abgeschotteten Hogwarts untergebracht und eingeschleust wurde, dasselbe Ministerium, welches der Wahrheit nicht ins Auge blicken konnte, konnte einfach keine guten Absichten haben.

Und meine Vermutung sollte sich bewahrheiten, denn die Aufforderung ihrerseits, unsere Zauberstäbe von den Tischen zu räumen, wurde mit finsteren Blicken kommentiert. Meine Augen hingegen kniffen sich kaum merklich zusammen, kritisch, ebenso wie die auffällig grünen eines bekannten Schwarzhaarigen. Als auch noch der Schriftzug
‚Verteidigung gegen die dunklen Künste
Eine Rückkehr zu den Grundprinzipien'
wie von Zauberhand an der Tafel erschien, wurde anscheinend auch weiteren Klassenkameraden klar, dass dieser Unterricht nicht wie geglaubt verlaufen würde.
Wiederum driftete ich samt der Theorien und Lösungen, die tausende Male in meinem Kopf widerhallten, immer weiter ab, die Wörter der pinken Kröte zogen an mir vorbei wie ein rauschender Zug.

„Ich möchte eine Auskunft über ihre Kursziele", riss es mich da wiederum aus meiner verstrickten Welt, und ich hob langsam den Kopf, nur, um in ein paar braune Augen blickte. Hermine, ihr kampfbereiter Blick traf den ebenso sturen der Professorin.
„Ist das nicht vollkommen klar?", fragte die Lehrerin mit einer lieblichen Stimme, wobei sich eine unangenehme Gänsehaut über meine Haut schlich.
Ich mochte sie nicht. Nein, ganz und gar nicht.
„In diesem Buch wird nicht einmal erwähnt, wie ich die defensiven Zauber anwende, Professor."
Die Stimme des sonstigen Lehrerlieblings war messerscharf, die Köpfe wandten sich abermals zur beschriebenen Tafel, wo sich mittlerweile weitere Zeilen ordentlich untereinander befanden.
Ein gespieltes Lachen Umbridges hallte durch das Klassenzimmer.
„Wieso sollte es denn eine solche Situation erfordern, die Zauber defensiv anwenden zu müssen, wird hier definitiv keine Notwendigkeit darstellen. Erwarten sie etwa, hier irgendeiner Gefahr ausgesetzt zu sein, Miss Granger?"

Ein rothaariger Junge, ebenfalls Mitglied des Trios, wurde nun ebenfalls aktiv in dieser verbitterten Unterhaltung. Eine Diskussion brach aus, weitere Schüler beteiligten sich, doch ich blieb weiterhin still, wie ich es immer war. Doch in meinem Inneren ratterte es, wie in einer hoch entwickelten Maschine. Nur die Theorie würde uns niemals weiterbringen, sie würde uns nicht vor der Gefahr schützen, die enormer nicht sein könnte. Mit Theorie wären wir dem einfach nicht gewachsen.

„Dort draußen erwartet sie nichts, Mister Potter."
Eine unbändige Wut umgab Harry, ich konnte fast schon spüren, wie sein Blut kochte.
„Wer sollte Sie denn angreifen?", fragte sie wiederum, die liebliche Fassade trug sie weiterhin stolz wie eine Königin.
Eine unehrliche, dreiste Königin.
„Hm, wie wäre es mit ... Lord Voldemort?", stieß der Potter aus, die Stimme gespielt nachdenklich.
Einige Schüler schnappten erschrocken nach Luft, andere wurden kreidebleich, wieder andere wirkten, als würden sie sich gleich auf dem Boden wiederfinden. Doch mein Fokus lag allein auf der pinken Professorin, die nicht einmal mit der Wimper zuckte. Ihre Mimik jedoch hatte sich schlagartig verdunkelt, Grimmigkeit umgab sie wie ein durchsichtiger Schleier.
„Dieser dunkle Magier ...ist tot. Manche sagen, er würde weiterhin sein Unwesen treiben. Aber das ist eine Lüge."
Und damit war das Fass auch für mich übergelaufen.
„Das ist keine Lüge", ließen Harry und ich wie aus einem Munde verlauten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 08, 2022 ⏰

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