7. Jungfrau

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Elize

Ich starre immer noch auf den Strich als meine Mum an die Badezimmertür klopft. Ich bin aber zu schockiert als das ich mich bewegen könnte. Nach dem zweiten klopfen öffnet meine Mum langsam die Tür und da ich immer noch nichts sage, nimmt sie mir einfach den Teststreifen aus der Hand.

Ich höre, wie sie einmal scharf die Luft einzieht während sie ebenfalls die zwei Striche begutachtet.

›Ich überlege fieberhaft, wann ich denn wirklich meine Tage zum letzten Mal hatte, da fällt mir ein, dass ich zu diesem Zeitpunkt die Einladungskarten für meinen Geburtstag verteilt habe. Ach du heilige Scheiße, das ist über sieben Wochen her.‹

„Verdammt! Ich bin seit drei Wochen überfällig!“, entkommt es mir entsetzt. Meine Mutter sieht mich liebevoll an und nimmt mich gleich darauf in die Arme. Sie umarmt mich so stark, dass ich kaum mehr Luft bekomme. ›Vermutlich muss auch sie sich erstmal selbst beruhigen.‹

„Die meisten Frauen bemerken ihre Schwangerschaft in der sechsten bis achten Schwangerschaftswoche, es ist also alles okay“, erklärt meine Mum mir und ich weiß nur, das gar nichts okay ist.

Meine Mum seufzt auf. „Jetzt müssen wir uns aber erstmal, um ein anderes großes Problem kümmern!“

„Um welches andere Problem?“ Ich kann mir gar nicht vorstellen, das es noch ein größeres Problem geben könnte als diese zwei Striche.

„Dein Vater!“, wirft meine Mum schlicht ein.

Noch mehr entsetzten mach sich in meiner Magengegend breit. „Mist, müssen wir es ihm ›jetzt‹ schon sagen?“

„Ja ›jetzt‹, sonst merkt er es erst, wenn du den Kinderwagen vor dir herschiebst und das könnte diesmal einen Herzinfarkt bei ihm auslösen, auch wenn er ein Werwolf ist“, meint meine Mutter scherzhaft und zieht mich bereits in Richtung Treppe.

Mein Vater sitzt immer noch am Frühstückstisch und begutachtet gerade skeptisch seine Eier. „So verbrannt sind sie nun auch wieder nicht!“, meint er gespielt beleidigt.

Ich ringe mir ein kleines Lächeln ab, bevor ich mich mit an den Tisch setzte. Meine Mum sieht mich abwartend an aber ich habe nicht vor, ihm die frohe Botschaft zu übermitteln und das ist meiner Mum jetzt wohl auch klar, denn sie ergreift die Initiative und wirft meinem Vater unvermittelt den Schwangerschaftstest vor den Frühstücksteller.

Mein Vater nimmt irritiert den Test in die Hand und begutachtet ihn ganz genau, bevor seine Augen erstaunlicherweise anfangen vor Freude zu strahlen und sich ein Lächeln um seine Mundwinkel bildet.

„Wir bekommen noch ein drittes Baby?“, fragt er und schaut meine Mum dabei an.

Meine Mum verdreht genervt die Augen und fährt sich einmal mit der Hand langsam über das Gesicht, dann setzt sie sich ebenfalls an den Tisch und schaut meinen Dad einfach nur an.

›Ich weiß, das die beiden jetzt per Mindlink miteinander kommunizieren und ich hasse DAS! Schon als Kinder, wenn Aidan oder ich etwas ausgefressen hatten, haben sich die beiden über unsere Bestrafung per Mindlink ausgetauscht und geredet. Es ist einfach nur unfair und auch unhöflich, wenn man vor anderen so Geheimnisvoll labert! Ich werde nie verstehen, welchen Sinn das hat!‹

Jetzt huschen die Augen meines Vaters langsam zu mir und sein Mund klappt auf.

„Du bist schwanger?“, fragt er mich vorsichtig.

Ich nicke.

„Aber ich dachte, du bist noch Jungfrau!“, stellt er verwirrt fest.

Meine Mum lacht kurz auf. „Was glaubst du trifft eher zu, das ich der Weihnachtsmann bin oder das unsere Tochter noch Jungfrau ist?“

Mein Nerd, sein Kater & ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt