97|der neue Lieblingstag

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M I R A

Da wir gleich morgen in der Früh wegfahren werden, habe ich meinen Koffer bereits wieder gepackt und die Hütte, so weit es mich begrifft, aufgeräumt.
Ich bin noch immer ganz erstaunt davon, dass ich es mit Nova ausgehalten habe. Wobei ich hinzufügen sollte, dass wir uns kaum im Zimmer aufgehalten haben, um überhaupt auf so wenigen Quadratmetern aneinander zu geraten.

Jetzt sitzen wir uns gegenüber, weil wir als Designerteam gemeinsam Essen gegangen sind -leider ohne den Chefdesigner. Ich habe keine Ahnung wo er sich gerade aufhält und es interessiert mich brennend zu wissen, was er tut, doch ich bin mir nicht sicher darüber, ob ich ihm eine SMS schicken sollte.

Nach unserem kleinen Techtelmechtel im Spa konnten wir kein Wort miteinander wechseln, weil wir im Flur beinahe sofort auf Melisa gestoßen sind. Sie ist vor ihm schon praktisch auf die Knie gesunken, um ihn anzubetteln mit ihr zu sprechen.
Ich habe keine Ahnung wieso er nicht mit er spricht und ich nehme mir vor Melisa zu fragen, was sie getan haben könnte, um ihn zu verärgern, aber vorerst muss ich mir erst im Klaren sein, ob ich ihn kontaktieren könnte ohne gleich wie eine aufgegeilte Idiotin zu wirken.

Ich stehe von unserem sechsköpfigen Tisch in der Mitte des Speisesaals auf und gehe zum Büffet um mir noch eine Schüssel Wackelpudding zu nehmen. Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche und mein Herz schlägt mir fast aus der Brust, weil ich denke, dass er es ist.
Doch es ist Alex' Name, der mir entgegenblickt.

„Hey!"
„Ich dachte schon du wärst in eine Schneelawine geraten.", sagt er zur Begrüßung und ich muss lachen, weil auch ich angenommen habe, dass mir das passieren wird. Noch sind wir hier und die Wahrscheinlichkeit ist sehr wohl präsent.
„Nein. Du rufst nur immer in ungünstigen Momenten an.", erkläre ich auf all die Anrufe von ihm, die ich nicht entgegengenommen habe.

„Ist auch jetzt ein ungünstiger Moment?"
„Ja. Ich wollte mir gerade Nachtisch holen." Er lacht tief auf.
„Ein Moment, den man auf keinen Fall stören sollte.", scherzt er und ich muss kichern, während ich zu den verschiedenen Sorten Wackelpudding gehe.
„Gut, dass du das verstanden hast. Stell dich nie zwischen eine Frau und ihren Nachtisch." Meine Stimme klingt ernst und ich höre Alex leise lachen.

Mit meiner freien Hand tippe ich mir an mein Kinn, während ich zwischen den Schüsseln herschaue und mich für die rote Portion entscheide. Eigentlich schmecken sie alle gleich, wenn man es genau nimmt.
Statt zurück zum Tisch zu gehen, trete ich an eines der mit Frost bedeckten Fenster und probiere an den Eiskristallen nach draußen zu sehen.

„Wie ist es dort? Wir konnten noch gar nicht miteinander sprechen.", fragt er,„Ich habe vorhin im Café vorbeigesehen und Aras hat mir gesagt, dass er mit dir telefoniert hatte. Da dachte ich mir, dass ich auch mein Glück probiere."
„Es ist gut hier. Nicht, wie ich erwartet hätte, aber viel schöner." Unkontrolliert muss ich lächeln, als ich an die vergangenen Tage denke und lege den Kopf am Fensterrahmen ab.

Es gibt keine Sekunde, in der ich nicht an die Wärme dieser rotbraunen Augen denke und er mir durch den Kopf schwirrt.
Auch zuvor habe ich diese banale Verknalltheit kaum unter Kontrolle bekommen, doch jetzt erscheint es unmöglich nicht an ihn zu denken und daran, was wir getan hätten, wenn wir nicht unterbrochen worden wären.

„Morgen kommst du zurück, oder?", fragt er und ich nicke, auch, wenn er mich nicht sehen kann.
„Aras wollte mich abholen und anschließend frühstücken gehen. Komm mit, wenn du möchtest.", biete ich an. Es ist nicht sonderlich schlau seinen Ex in sein gegenwärtiges Leben einzubinden. Das sage ich Yaz immer, wenn einer ihrer Exfreunde versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen, aber Alex... ich kann ihn nicht von mir stoßen.

Er war gut zu mir, bis zur letzten Sekunde... wo er es dann nicht mehr war.
Ich empfinde nichts mehr für ihn und es besteht nicht der Hauch einer Chance, dass ich jemals wieder zu ihm zurückkehre, aber das heißt nicht, dass ich ihn abgrundtief hassen muss. Er ist kein schlechter Mensch und wäre er es gewesen, dann könnte ich ihn sicherlich fernhalten. Wenn er mich betrogen und bei jeder Gelegenheit erniedrigt hätte, dann wäre es etwas anderes.

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