Die Rückfahrt war der Horror! Ich wusste nicht, wie ich es überhaupt geschafft hatte, die letzten Tage zu überstehen, ohne vor Scham und Peinlichkeit zu sterben. Ich musste immer noch mit Mason in einem Raum schlafen. Allerdings verhielt er sich genau so merkwürdig wie ich. Er hatte auf dem Boden geschlafen und mir das Bett überlassen. Ich wollte das zwar nicht, aber letzten Endes war ich ihm doch sehr dankbar. Vor den anderen haben wir uns normal verhalten. Da Maggie fest daran hielt, dass wir ein Paar waren, war es bei ihr ziemlich schwer, die Fassade aufrecht zu erhalten. Sie wurde aber misstrauisch. Dad und Kate waren einfach zu glücklich, frisch verheiratet zu sein. Sie haben uns wahrscheinlich nicht mal bemerkt. Nick und Chloe waren unterwegs, da Nick ihr Miami zeigen wollte. Auch Mason und ich waren einmal mit. Doch wir waren nicht lange dort, also haben wir nicht sehr viel gesehen.
"Oh Gott, Mason. Du fährst wirklich grauenhaft", fuhr ich ihn an und riss die Autotür auf, um endlich wieder Boden unter den Füßen zu haben.
"Immerhin sind wir einige Stunden früher da als geplant", erwiderte er rasch und sah mich nicht einmal an. Er wusste, was ich nun vorhatte und er wusste auch, dass es danach alles schwieriger sein würde, aber ich bestand darauf. Ich konnte Luke nicht anlügen.
"Es wird bestimmt nicht so schlimm...", murmelte ich, obwohl ich mir selbst nicht einmal Glauben schenken wollte. Es wird schlimmer als schlimm. Luke wird ausrasten, mit mir Schluss machen und mich als Hure bezeichnen. Was er mit Mason macht, will ich lieber gar nicht wissen...
"Du träumst wohl, Kylie!", meinte Mason, der mich wohl doch gehört hatte.
"Schließ einfach die Tür auf und dann bringen wir es hinter uns!", maulte ich ihn an.
Er schloss den Wagen automatisch ab und ging dann rüber zur Haustür. Langsam fischte er die Schlüssel aus seiner Jeans und schloss die Tür auf.
Ich war sehr aufgeregt, das konnte ich nicht leugnen. Schließlich würde ich gleich meinem Freund gestehen, dass ich ihn betrogen hatte, mit seinem eigenen Bruder. Und so merkwürdig es auch klingen mochte, ich hatte Gefühle für Mason. Gefühle für Mason und für Luke. Ich konnte es mir nicht erklären. Nie zuvor hätte ich gedacht, dass das möglich sei. Doch ich war mit Luke zusammen und musste Mason vergessen. Egal wie, aber ich musste es, schließlich konnte ich nicht mit beiden Brüdern zusammen sein. Das war unmöglich. Das Problem bei der Sache war allerdings, dass Brüder ziemlich oft zusammen waren, was mir alles erschwerte. Außerdem würde ich in einigen Minuten sowieso single sein, da Luke nach unserem Geständnis sicher nicht mehr mit mir zusammen sein wollte.
Leise schlich ich hinter Mason in das große Haus und machte ich auf das Schlimmste bereit. Mason sah mich noch einmal flehend an, doch ich schüttelte den Kopf. Wir mussten es ihm sagen. Sofort. Wir machten uns leise auf den Weg zu Lukes Zimmer, aus dem merkwürdige Geräusche zu hören waren. Ich zog verwundert die Stirn kraus. Dann blieb Mason plötzlich stehen und ich knallte gegen ihn. Gerade als ich fluchen wollte, hielt er mir die Hand vor den Mund.
"Kylie, wir sollten das wann anders machen", flüsterte er und sah mir bittend in die Augen. Was war los?
Die Geräusche aus Lukes Zimmer wurden etwas lauter, was mich aufhören ließ. Was zur....
Das konnte nicht wahr sein.
Mein Herz klopfte wie wild und Adrenalin schoss in meine Adern. Wut machte sich in mir breit. Meine Augen weiteten sich, Mason sah mich panisch und mitleidig an und bat mich, wieder weg zu gehen. Sein Griff wurde lockerer, was es mir ermöglichte, mich zu befreien und auf Lukes Tür zu zu rennen. Ich ergriff die Klinge und riss die Tür mit einem Schwung auf. Was ich sah, erschauderte mich gewaltig. Ich blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen und musste meine Tränen zurückhalten. Die Szene, die ich beobachten konnte, wurde sofort unterbrochen und ein ertappter Luke schaute mich aus großen Augen an.
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One Wave
Fiksi RemajaKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...