Sketches (Hanma x Oc) (Tokyo Revengers)

Überredungskunst

Hanma war freudig beschwingt. Dass er die Zeichnerin aus dem Restaurant überhaupt wiedersehen würde, hatte er nicht gedacht. Vor allem hätte er nicht damit gerechnet, dass ihre Reaktion auf ihn weiterhin so unterhaltsam sein würde. Wie sie vor Schreck zusammengezuckt war, als er sie bei ihrem kleinen Versteckspiel erwischte. Sie konnte ihn einfach nicht in die Augen schauen, viel zu peinlich musste ihr der Vorfall im Restaurant und der wiederholte Zusammenstoß mit ihm gewesen sein. Das Grinsen in seinem Gesicht wurde etwas breiter, als er sich das in Erinnerung rief. Diese Kleine war so viel unterhaltsamer als die Frauen, mit denen er sich sonst umgab. Diese Schlampen verhielten sich allesamt voraussehbar. Keine von ihnen hatte etwas außer ihren Körper was ihn reizte, nichts was ihn lange bei Laune halten konnte. Aber bei dem Toilettenmädchen konnte er sich vorstellen, dass das anders sein würde. Zumindest hatte sie ihn jetzt schon mehr unterhalten als manch eine andere Bitch.
Seine Schritte führten ihn durch das gläserne Hochhaus, in dem Toman seinen Hauptsitz hatte. Als ein Teil der Führungsriege der ehemaligen Teenagergang hielt er sich hier öfter auf. Was mit seinem Drang nach Unterhaltung eher im Kontrast stand. Viel lieber wäre er öfter draußen. Würde ein paar säumige Schuldner einen Denkzettel verpassen oder vielleicht ein paar aufdringliche Freier in einem ihrer Bordelle ein kleines Andenken an ihn verschaffen. Aber nein er hockte meistens hier und beschäftigte sich damit Leute ran zu bekommen, die sich die Finger für sie schmutzig machten. Mittlerweile war er am Fahrstuhl angekommen und drückte den Knopf, damit dieser ihn in seine Etage bringen konnte. Nach nur wenigen Augenblicken, war seine Geduld jedoch erschöpft und er ging einige Schritte weiter zum Treppenhaus, um die Stufen nach oben zu nehmen. Irgendwie musste er sich wieder besser beschäftigen. Es würde ihn sonst wahnsinnig machen. Vor zehn Jahren, wäre er sicher schon an die Decke gegangen, aber er hatte sich mit der Zeit dahingehend wohl etwas besser im Griff. Oder aber er hatte sich an eine Menge Langeweile gewöhnt. Aber das konnte nicht so bleiben. Er war schließlich nicht so ein Pisser wie Kokonoi oder ein Hemd wie Kisaki, dem es reichte hier intern seine Strippen zu ziehen. Eins stand fest, er musste hier unbedingt raus und ein paar Leute aufmischen, egal wie.
Ein paar Treppenabsätze später kam ihm dann die Idee. Er würde Kokonoi wohl davon überzeugen müssen, dass der Geldverwalter hier besser aufgehoben war, als in einem mickrigen Verlag. Dann könnte er sich noch etwas an seinem Toilettenmädchen erfreuen. Wenn ihn nach einer Woche dann doch zu langweilig werden würde, dann könnte er wieder wieder alles Koko zuschieben.

Oben im Büro dieses Geldsacks angekommen, trat der Riese einfach ohne zu klopfen ein. Sowas scherte ihn schon immer wenig. Als würde er jetzt irgendwelche Anstalten machen. „Koko! Sei so gut und tu mir einen Gefallen!“, kam es fröhlich von Shuji.
Er war sich seiner Sache wirklich absolut sicher. Der Schwarzweißhaarige sah von seinen Papieren auf und verengte seine Augen zu Schlitzen. Das Lächeln im Gesicht des großen schwarzblonden Mannes wurde zu einem Grinsen. Er liebte es, Menschen aufzuregen. „Was willst du, Hanma? Du bekommst nicht mehr Geld oder sonst was. Ich habe im Gegensatz zu dir genug zu tun“, kam es leicht knurrend von Kokonoi.
Er war also so schon gestresst und genervt, das spielte ihm wohl mächtig in die Karten. „Was denkst du schon wieder von mir? Ich will dieses Mal kein Geld. Ich habe dir nur ein Angebot zu machen. Etwas, das dich sicher sehr interessieren würde“, kam es nun in einem viel geschäftlicher klingenden Ton. Mittlerweile kannte er Hajime gut genug, um zu wissen, dass er sich eher auf ein Geschäft einließ als auf einen Gefallen.
Eine der dünnen Augenbrauen des Schwarzweißhaarigen ging in die Höhe. Mit Skepsis hatte Hanma gerechnet. Wahrscheinlich würde auch noch vehemente Gegenwehr folgen, aber er würde ihn schon überzeugen. „Was beinhaltet dein tolles Angebot? Ich brauche keinen Auftragsmörder oder sonst was. Ich regele die Dinge auf meine Weise“, oh wie genervt Koko doch war. Das würde doch noch interessanter werden als Hanma anfangs angenommen hatte.
„Deswegen bin ich nicht hier. Jemand wie ich braucht Abwechslung. Immer das Gleiche wird ziemlich schnell langweilig und da kam mir die Idee. Wie wäre es, wenn ich die Kontrolle deines neuen Schmuckstücks übernehme?“, während er sprach, nahm er auf einem der Stühle vor dem großen Massivholzschreibtisch Platz und stützte seine Ellenbogen auf diesen. Seine Hände verschränkte er unter seinem Kinn und sah das andere Gangmitglied erwartungsvoll an.
„Du willst also die Verwaltung von Shubbansha übernehmen? Du, der keine Ahnung von Unternehmensführung hat? Da kann ich mein Geld gleich aus dem Fenster werfen. Inui übernimmt das. Such dir also einen anderen Spielplatz. Kisaki hat bestimmt was für dich“, kam es wirklich wenig überzeugt von Kokonoi.  Der Geldverwalter war wirklich leicht vorauszusehen. Aber für diese Reaktion hatte Hanma natürlich auch eine Lösung.
„Inui ist sicher mittlerweile Betriebsblind. Der wird doch die einfachsten Probleme nicht sehen. Ich dagegen bin frisch und unverbraucht, was das angeht. Ich bin also besser dafür geeignet als er!“, kam es wirklich sehr überzeugt von Shuji. Er würde Koko auf alle Fälle so lange weichklopfen, bis er seinen Willen bekam. Wie ein Kind, dass seiner Mutter so lange auf die Nerven ging, bis sie keinen Widerstand mehr leistete. Wenn es sein musste, dann wäre Hanma auch imstande, das über Tage hinweg durchzuziehen.
Ein Schnauben entkam dem Geldverwalter. „Betriebsblind? Ich bin wirklich zufrieden mit Inuis Arbeit. Da wird sich auch so schnell nichts dran ändern“, kam es trocken von Kokonoi. Der Typ war wirklich ein harter Brocken, wenn es um seine Investitionen ging. Aber ein Shuji Hanma würde da jetzt auf keinen Fall locker lassen. „Inui kannst du doch woanders viel besser einsetzen. Ich meine, was ist mit dem IT-Unternehmen? Da scheint es wohl nicht so rosig zu laufen. Wäre doch schade um die ganze Kohle. Waren 130 Millionen, wenn ich mich recht entsinne, oder?“, entgegnete Hanma selbstsicher. Wie gut, dass er auf dem Weg nach oben die Firmen, die Koko in letzter Zeit erstanden hatte, gegoogelt hatte. Die Aktien des Unternehmens waren in den letzten Tagen wirklich nach unten gegangen. Das sollte doch für jemanden wie diesen Geldarsch genügen, um seine Pläne zu ändern.
Eine kleine Ader bildete sich auf der Stirn des Schwarzweißhaarigen und Hanma grinste nur noch breiter. Gleich hatte er ihn so weit. Wie gut es doch war, wenn man den wunden Punkt seines Gegenübers kannte. „Als hätte ich das nicht schon selbst gesehen und außerdem waren es 150 Millionen und nur 130. Und jetzt geh mir nicht weiter auf den Geist, wie du weißt, habe ich sehr viel zu tun“, seine Stimme war ganz klar mit einer starken Frustration und Genervtheit getränkt. Er würde gleich klein beigeben und Hanma könnte seiner momentan echt langweiligen Routine entkommen. „Also ich an deiner Stelle würde doch, wenn du Inui so sehr schätzt, ihn den Karren aus dem Dreck ziehen lassen. Ihr seid doch so ein wunderbares Team und ich unterstütze dich in dem kleinen, süßen Verlag“, er musste nur noch weiter bohren und dann hätte Shuji Kokonoi so weit.
Hajime atmete einmal tief ein und seufzte dann resignierend: „Mach doch was du willst, wenn das schiefgeht, kommst du für den von dir verursachten finanziellen Schaden auf. Du hast einen Monat danach haben wir die andere Angelegenheit geklärt“, damit schien für den Geldverwalter das Thema gegessen zu sein. Freudig sprang Hanma von seinem Stuhl auf und grinste noch breiter, wenn das überhaupt noch ging: „Ich wusste, dass du das richtige Gespür haben wirst. Ich bin dann mal weg und schicke dir deinen Blondie.“ Das war das Letzte, was Shuji zu Kokonoi sagte und verschwand aus dessen Büro. Das lief doch bei weitem besser als er erwartet hatte. Jetzt konnte er sich einen Monat lang in aller Ruhe mit dem kleinen Toilettenmädchen beschäftigen.