Chilln in der Dunkelheit?

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Das letzte mal hatte mich ein inneres Drängen in die richtige Richtung geführt. Auf dieses hoffte ich auch dieses Mal. Wenn es damals wirklich Gott war, dann könnte er sich doch heute damit bestätigen. Ich schickte tatsächlich ein kurzes Gebet zum Himmel. Denn wenn Gott allwissend ist und bei jedem auf dieser Welt, dann wusste er auch wo Rob jetzt gerade war.

Bei jeder Kreuzung fühlte ich in mich hinein, um herauszufinden wo ich abbiegen sollte. Auf diese Art und Weise ließ ich mich bis zu einer abgelegenen Straße führen, wo es auf der anderen Seite tief in den Straßengraben runter ging.
Das gleiche Gefühl ließ mich am Rand parken und aussteigen.

Das Einzige Licht war nun nur noch das Licht einer Laterne circa 50 Meter entfernt und weit im Hintergrund das Leuchten der Stadt.

Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich in die Dunkelheit. Gerade wollte ich die Straße überqueren, da kam ein Auto. Doch das Auto fuhr nicht wie erwartet an mir vorbei, sondern hielt einfach an der Straße an. Als es direkt vor mir zum Stillstand kam, erkannte ich, dass es ein Polizeiauto war.
Ein Mann am Beifahrersitz ließ die Scheibe runter.

„Was machen Sie hier draußen alleine?“

Ich verstand die Frage nicht so recht. Sah ich aus wie ein kleines Kind, das sich verlaufen hatte?

„Ich schnappe nur etwas frische Luft.“, antwortete ich knapp.

Mir war in diesem Moment durchaus bewusst, dass ich gerade die Polizei anlog. Es fühlte sich schrecklich an.

„Kein guter Zeitpunkt, um frische Luft zu schnappen. Geben Sie auf sich Acht. Es ist ein Verbrecher hier irgendwo unterwegs.“

Meine Augen wurden groß.

Hätte mir das jemand noch vor ein paar Wochen gesagt, wäre ich total in Panik ausgebrochen, sofort wieder ins Auto gesprungen und so schnell wie möglich gefahren, um mich in Sicherheit zu bringen. Doch weil ich den Verbrecher persönlich kannte, war von Angst keine Spur. Nun konnte man wirklich keine Alternativen mehr finden, dass sie NICHT auf der Suche nach ihm waren.

„Okay danke für die Info“,
gab ich gespielt entsetz von mir und sie fuhren weiter.

Nach dieser Begebenheit atmete ich erstmal tief ein und wieder aus.
Wie schräg war das hier bitte alles? Ich kam mir wirklich vor wie in einem Film. Und der war um einiges spannender als der, in dem ich in Wirklichkeit mitspielte.

Schließlich überquerte ich wie schon gewollt die Straße, um in den tiefen Straßengraben zu schauen.

Das Licht der Straßenlaterne reichte nicht bis in den Graben, weshalb es unglaublich schwarz da unten war. Kaum erkannte ich etwas. Meine Handytaschenlampe jedoch einzuschalten, fand ich viel zu auffällig.

„Rob, bist du hier irgendwo? Ich bin’s, Lia.“,
sagte ich sanft mit leiser Stimme in die Nacht.

‚Gott, nach links oder rechts?‘, fragte ich ihn erneut.

Das Gefühl nach rechts gehen zu müssen, ließ mich weiter Schritte weg von der Laterne machen. Die nächste würde erst in 100 Metern oder so wieder kommen.

So ging ich langsam den Straßenrand entlang und rief leise immer wieder seinen Namen.

Plötzlich brachte mich mein inneres Gefühl dazu stehen zu bleiben, begleitet von dem Gedanken, dass er sich nicht melden würde.
So starrte ich intensiver in den schwarzen Graben. Meine Augen brauchten etwas, um sich noch mehr an die Dunkelheit zu gewöhnen und so erkannte ich immer mehr Umrisse. Etwas länger starrte ich auf etwas Zusammengekauertes, bis ich mir sicher war, dass dies kein Stein, Busch oder Müllsack war.

„Rob?“

Vorsichtig stieg ich in den Graben hinunter. Es war unglaublich rutschig, aber ich kam sicher unten an.
Eine Etage tiefer zog sich mein Herz jedoch zusammen. Das was ich hier tat war nichts für schwache Nerven. Ich war alleine, es war Dunkel und ich stieg in einem steilen tiefen Straßengraben herum, um einen Verbrecher zu suchen. Bis gerade eben fühlte ich mich mutig, aber etzt...
So gut ich konnte versuchte ich mich nicht von diesen angstmachenden Gedanken beherrschen zu lassen, denn ich konnte diese nun hier so gar nicht gebrauchen.

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