† Vergangenheit

304 11 0
                                    

Ich saß in sicherer Entfernung zum Ziel und beobachtete die Lage.
Um mich herum lagen zerfetzte Körperteile meiner Kameraden und der Ekel packte mich, aber auch gleichzeitig Trauer und Wut.
Ich dachte an zuhause, an meinen kleinen Bruder den ich kaum kannte und der allmählich immer mehr zu einem Mann heran wuchs. Vater ließ ihm keine Zeit seine Jugend zu genießen, stattdessen schleppte er ihn von einer Sitzung zur nächsten um ihn so immer tiefer in die Geschäfte einzuführen.

So erging es mir auch.

Vater war einer der Gründe weshalb ich von der Familie Abstand nahm. Ich wollte nicht so werden wie er aber am allerwenigsten wollte ich, daß Paolo so wird. Ich erinnerte mich wie Vater tobte als er erfuhr das ich ins Ausland ging um zu dienen. Er war wenig begeistert, er schrie und drohte aber er konnte mich nicht aufhalten meinen Weg zu gehen.

Nun lag ich hier mit meinem Scharfschützen Gewehr, mit Casey, der letzte des Trupps und wartete auf ein Zeichen von ihm. Ich war ruhig, auch wenn in mir ein Sturm tobte. Der gesamte Trupp wurde von einer Bombe zerfetzt und ich konnte es nicht verhindern. Casey und ich sicherten von hinten ab und wir waren ein gutes Stück entfernt als sie hoch ging. Ich dachte, ich würde sterben und auch wenn ich noch atmete, tat ich es irgendwie.

Ich versprach mir, Paolo unter meine Fittiche zu nehmen wenn ich hier lebend raus kommen sollte und allein der Gedanke hielt mich auch am Leben. Bis zu dem Tag als ich nach Hause zurück kam, mit dem Seesack auf dem Rücken.

Alles schien still zu stehen als ich die unsichtbare Blase, die das Heim meines Vaters umgab, betrat. Ich hatte diesen Mann noch nie weinen sehen, bis zu diesem Tag. Er beugte über dem Leichnam meines Bruders, dessen Gesicht überhaupt nicht mehr so aussah, wie ich es in Erinnerung hatte.

In diesem Moment wusste ich, daß ich Rache wollte. Das ich denjenigen, der ihm das angetan hatte in Stücke reißen und auf seinem Grab tanzen wollte.

Der Schmerz zerfraß mich, ließ mich betäubt und kalt zurück.

Die darauffolgenden Jahre trainierte ich fast täglich, lief stundenlang und übte am Schießstand damit ich nicht einrostete. Für Vater ein gefundenes Fressen. Sein Hass über den Mord an Paolo schwang auch auf mich über und ließ es zu das er mich formte.

Es dauerte nicht lange bis ich die richtige Knöpfe drückte um Informationen zu bekommen ; ich wusste welche Familie hinter alledem steckte und war wenig verwundert als heraus kam das es die Calare's waren. Der oberste Don der Mafiosi ohne dessen Einverständnis kaum etwas zustande kam. Der Don der West - und Ost Küste unterstanden ihm, was meinem Vater noch nie in den Kram gepasst hatte.
Durch Calare verlor er schließlich viele Routen und eine Menge Geld, das dem fehlenden Netzwerk welches Vater aufbauen wollte, zugrunde lag. Calare blockierte vieles, sperrte sich vor dem Menschenhandel und der Prostitution.

Ich erinnerte mich an Vaters Blick als er es auch erfuhr - für einen Moment waren wir uns einig. Ich versprach Paolo zu rächen und so setzte mich Vater in dieselbe Position wie er es einst mit Paolo tat ;
Ich wurde zum Spion.

Wochen der Vorbereitungen, die im speziellen Straßenkämpfe beinhalteten, aber auch Abende an denen ich einfach nur auf jemanden aufpasste, legten den Grundstein. Die Leute die mich engagierten waren alle sichtlich begeistert und zufrieden und so war es ein leichtes von mir reden zu machen.

Der Name Verento verschwand schnell von all meinen Dokumenten, sodass ich am Ende nur noch Keaton King war. Kaum einer wusste von den eigentlichen Doppelnamen, denn King war der Familienname meiner Mutter. Hin und wieder erlaubte ich mir die Familiengruft zu besuchen um mit ihr zu sprechen.

Schließlich kam der Tag an dem ich mit anderen jungen Männern die etwas aus sich machen wollten auf dem Weg zum Anwesen der Calare war. Das protzige Haus war von einer wilden, wunderschönen Landschaft umgeben. Wir standen in einer Reihe, über eine Stunde, bis Calare endlich auftauchte. Doch er sagte nichts. Es schien als würde er auf etwas warten. Dank meiner Sonnenbrille konnte ich mich ungehindert umsehen und mir im Geiste Notizen machen.

Dann kam sie. In ihren Lederhosen und dem farblich passenden Oberteil wirkte sie dominant und unnahbar. Ihr blondes Haar war zurecht gebunden, ließ sie sogar etwas strenger erscheinen. Jeder Mann in der Reihe bemerkte sie, manche von ihnen flüsterten Dinge, die sie gerne mit ihr anstellen wollten.
Ich blieb ruhig und nach außen hin unbeeindruckt, beobachtete wie sie jeden genau musterte aber letztendlich bei mir hängen blieb.

Jackpot.

Wieso einen alten Mann umbringen, wenn man ihm doch die selben Schmerzen zufügen konnte, die er anderen zufügte?
Ich würde diese Schönheit dazu kriegen sich mir zu unterwerfen.

Alle bekamen ihre Aufgaben, nur ich nicht. Für mich war etwas anderes vorgesehen und so folgte ich Calare und dessen Tochter, die er als Isabella vorstellte. Der Name fühlte sich seltsam an in meinem Mund.

Durch meine Vorarbeit stieg ich direkt auf als persönlicher Leibwächter dieser Frau. Calare hatte Angst bekommen, weil er wusste das die Dons der Küsten sich allmählich gegen ihn auflehnten. Er sah Isabella in Gefahr ohne zu ahnen das die Gefahr näher war als ihm lieb sein konnte.

Ich vergesse niemals ihren Blick von ihr als ihr Vater mir auftrug sie auf Schritt und Tritt zu bewachen.

Ihr Blick änderte sich als ich aufstand, meine Brille abnahm und versicherte sie zu beschützen. Sie starrte mich regelrecht an.

Kurz darauf folgte ich ihr und bemerkte schnell das sie mich los werden wollte ; die Unterkünfte der Security waren viel zu weit weg von ihrem Zimmer. Ich musste nur Einwand erheben und so führte sie mich wütend aber trotzdem noch höflich zu einem Zimmer das fast direkt neben ihrem lag.

Perfekt.

Sie verließ das Zimmer und ich nutzte die kurze Gelegenheit um Vater eine Nachricht mit einer Idee zu senden, ehe ich mich wieder zu ihr gesellte.

Ich hatte eine Idee, einen Plan. Aber vor allem hatte ich ein klares Ziel.

K I N G × Geliebter Feind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt