Ein dünnes Seil, einen schmutzigen Verband und eine halbvolle Flasche Wasser im Rucksack verstauen, das Messer am Gürtel befässtigen und dann schnell raus hier, bevor mich jemand sieht.
Die kleinen Gassen sind Menschenleer, und doch muss ich vorsichtig sein. Ein Fehler könnte den Tot bedeuten.
Eine Ratte huscht zwischen den Trümmern umher. Ich überlege ob ich sie fangen könnte, aber nein, wer weiß welche Krankheiten sie sie hat. Lieber esse ich garnichts, als an irgendeiner ekeligen Krankheit zu sterben.Das vom Krieg zerstörte Haus, in dem ich die Nacht verbracht habe, unterscheidet sich nicht wesentlich von den umliegenden.
Kalte graue Wände, halb eingestürzt, die Fenster längst zersplittert.
Es ist eine hässliche Gegend, aber die sicher. So sicher wie es in einer Stadt ohne Ordnung sein kann.
Die zerstörten Häuser und schmalen, von Schutt versperrten Gassen halten die Gangs fern, die seit dem Krieg die Stadt beherschen.
Sie halten sich in den Teilen der Stadt auf, die weitgehend von den Bomben verschont wurden.
Eine brutaler als die andere, stehen sie im ständigen Konflikt ums überleben.Auf der Suche nach etwas essbarem klettere ich über einen Trümmerhaufen.
Jeden Tag wird es schwieriger etwas zu finden.
Ich habe seit 3 Tagen nichts richtiges mehr gegessen. Auch mein Wasservorrat ist sogut wie aufgebraucht. Was bedeutet das ich heute an den Fluss muss, der am Rand des gefährlichen Gebietes liegt.
Am besten gehe ich wenn die Sonne hoch am Himmel steht.
In der Mittagshitze halten sich die meisten im Schatten der Häuser auf.Doch wenn ich jetzt nichts zuessen finde bin ich nachher vielleicht nicht stark genug um zum Fluss zu rennen.
Überleben ist mein einziges Ziel.
Was sollte es auch sonst sein?
Es gibt keine Schulen, keine Berufsaussichten und keine Sportvereine.
Es gibt nur mich und meine Hoffnung.
Eine surreale Hoffnung, aber vielleicht, ganz vielleicht ist da draußen noch irgendwas, irgendjemand der diesen Krieg überlebt hat. Irgendjemand der mich hier raus holen kann.
Und wenn dieser jemand kommt um mich zu retten, dann warte ich.
Ich werde warten, ich werde überleben, ich muss überleben.Wie immer esse ich das wenige gefundene Essen allein.
Ich bin immer allein, denn hier kann ich niemandem vertrauen.
Jeder könnte zum Feind werden, ich muss vorsichtig sein.
Besonders auf dem bevorstehenden weg zum Fluss. Eine große freie Fläche am Rand dieser brutalen, tötlichen Welt.In einen halbwegs erhaltenen Hauseingang geduckt beobachte ich die schwarz gekleideten Gestalten auf der anderen Seite des Flusses.
Gangmitglieder, die sich, von der Hitze vertreiben, nach und nach zwischen die Häuser zurück ziehen. Ich warte noch einige Zeit, auch als ich niemanden mehr sehen kann.
Zu groß ist die Gefahr gesehen und erschossen zu werden. So wie die Leichen die vereinzelt auf dem Weg runter zum Fluss liegen.In meiner Eile stolpere ich den Anhang runter und kauere mich im Schutz eines Busches ans Wasser.
Ich schöpfe Wasser in meine Hände und nutze die Verschnaufpause um zu trinken und mir das Gesicht zu waschen.
Als ich grade meine Flaschen wieder aufgefüllt habe und mich aufrichten will, ertönt ganz in der Nähe ein Schuss.
Mich packt die Angst und ich ducke mich noch weiter hinter den Busch um Bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen.Mit hälftig pochendem Herzen warte ich ab, in der Hoffnung, dass ich mir die Schritte, die am Ufer entlang eilen, nur einbilde.
In meinen Ohren rauscht es.
Eine Stimme in der Nähe, ich höre sie, sie ist nah, viel zu nah und doch kann ich nicht verstehen was sie sagt.
Ich wage es nicht den Kopf zu heben, doch ich habe das Gefühl, das sie direkt über mir stehen.
Wie erstarrt warte ich ab.
Vielleicht, ja ganz vielleicht sehen sie mich nicht. Vielleicht gehen sie ja weiter.Aber nein, das werden sie nicht. Das spüre ich deutlich.
Das ist das Ende, das ist mein Ende.
Ein weiterer Toter in dieser kaputten, brutalen Welt, nur ein weiterer Toter.
Nur eine Leiche unter vielen.
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Eine Leiche unter vielen (Kurzgeschichte)
Short StoryNach einem Krieg ist die Welt völlig zerstört. Aus den Überlebenden haben sich Gangs gebildet die Angst und schrecken verbreiten. (Eine Dystopie die ich für den Deutschunterricht schreiben musste)