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Marten wirkte fast wie versteinert, während er Mara nachsah. Er blieb noch einen Augenblick stehen und sah zum Eingang des Hotels, doch dann drehte er sich um und ging wieder zu seinem Auto. Er stieg ein, startete den Motor und fuhr los. Es war kurz nach Mitternacht, doch nach Hause wollte er jetzt noch nicht.

„Wo seid ihr?", fragte er direkt in die Freisprecheinrichtung seines Mercedes, als sein Anruf entgegengenommen wurde. „Bei den Palmen.", antwortete sein Cousin. Marten legte einfach auf und fuhr auf die Abbiegespur der nächsten Ampel. 

„Wo kommst du denn jetzt her?", fragte John, als Marten bei den bekannten Palmen ankam. „War unterwegs.", antwortete er knapp, schlug mit den anderen ein und nahm sich ein Bier.

„Marten? Ey man!", sagte Gazo lautstark und schubste ihn an. „Was denn?", antwortete er grimmig. „Samstag feiern?" „Nee man, bin zu einer Hochzeit eingeladen." Marten stand zwar die ganze Zeit direkt neben seinen Kumpels, doch er hatte ihnen nicht zugehört. In Gedanken war er immer noch bei Mara, dem Kuss und ihrem Abgang. „Was los mit dir?", wollte sein Cousin wissen, dem nicht entgangen war, wie abwesend Marten die ganze Zeit war. „Nichts. Hatte Stress. Ich hau auch wieder ab." Damit drehte er sich um und ging wieder zu seinem Wagen. Er konnte John nicht sagen, dass er quasi ebenfalls einen Korb von der Hübschen aus dem Club bekommen hatte.

In seiner Wohnung schmiss er sich, gefolgt von seinem American Bully, auf die große graue Wohnlandschaft und schaltete den Fernseher ein. Noch immer schwirrte die Situation mit Mara in seinem Kopf rum. Auch er war es nicht gewohnt einfach so von einer Frau stehen gelassen zu werden. Den Abend über war es doch offensichtlich, dass sie sich beide gegenseitig anziehend und auch sympathisch fanden. Was war also nur falsch an dem Kuss gewesen, dass sie fast schon vor ihm geflüchtet war?

Kurz dachte Marten darüber nach, warum er ihr nicht ins Hotel gefolgt war, schließlich wusste er ihre Zimmernummer. Doch er war kein Mann, der einer Frau hinterherrannte oder ihr nachstellte. Sowas hatte er noch nie nötig. Sie hatten auch an diesem Abend keine Nummern getauscht und somit konnte er Mara auch nicht fragen, ob alles ok war. Auch bei Instagram wollte er sich nicht die Mühe machen und nach ihr suchen. Wie lange sollte das denn dauern? Irgendwann hörte Marten auf, sich den tätowierten Kopf darüber zu zerbrechen und ging ins Bett.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, um mit Chopper raus zugehen, war seine Laune schon besser. Wenn eine geht, kommt eine andere, dachte er kurz und zuckte mit den Schultern. Seine nächsten beiden Tage waren ziemlich vollgepackt und am Samstag stand die Hochzeit seines alten Schulfreundes Johannes an.

Normalerweise hielt er sich von solchen Feierlichkeiten fern, nicht nur weil er sich in einen Anzug zwängen musste, sondern weil er keinen Kontakt zu seinen ehemaligen Mitschülern hielt. Johannes war allerdings einer gewesen, der immer hinter Marten stand, auch wenn es mal unschön wurde und man keinen Vorteil aus einer Freundschaft mit ihm schlagen konnte. Schon alleine deswegen würde er ihm den Gefallen tun. Außerdem sollten auch ein paar alte Freunde vom Kiez da sein. Das Einzige, was noch fehlte, war der Anzug. Also musste er noch in die Stadt, sobald er etwas Zeit zwischen seinen Terminen hatte.

Eigentlich wollte er keine Unsummen für einen Anzug ausgeben. Wie schon gesagt, er mied solche Anlässe. Allerdings würde er bei seiner Größe und Statur wohl kaum etwas von der Stange finden. Seine Entscheidung fiel also doch auf einen Herrenausstatter.

Auf dem Weg dorthin fuhr er am Mövenpick Hotel vorbei und kurz überlegte er anzuhalten. Den Gedanken schüttelte er aber sofort wieder ab. Wenn eine Frau regelrecht vor einem Kuss mit ihm flüchtet, dann hat sie eben Pech. Ausgerechnet er hatte es nicht nötig, einer Frau hinterher zu rennen. 

From Dubai with LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt