Kapitel 9

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Pov.Lunois

"Jetzt beeil dich endlich. Wir sind schon viel zu spät dran", drängte mich Nathaniel ungeduldig, als wir die Unterkunft verließen in der wir die Nacht verbracht hatten.

Gestern Abend kamen wir nach einer längeren Autofahrt in einem kleinen Städtchen an, dass in der Nähe des Waldes lag in dem wir uns umsehen sollten. 
Ich wäre ja am liebsten sofort gefahren, als wir den Auftrag erhalten hatten. Aber zu meinem Glück bestätigte sich Nathans Vorraussagung, das ich mir eine Erkältung eingefangen hätte leider. Weshalb wir erst eine ganze Woche später aufbrechen konnten als eigentlich geplant. 
Uns wurde eine Karte zugeschickt, auf der mehrere Orte markiert waren an denen angeblich die Angriffe stattgefunden hatten.
Für den Moment war unsere Aufgabe lediglich uns die Orte anzusehen und Spuren zu sichern, damit wir uns ein ungefähres Bild der Lage machen konnten. Und um herauszufinden wer für die Angriffe verantwortlich war. 
Die Organisation hat uns aufgetragen uns vorerst komplett raus zu halten und ihr alle Informationen mitzuteilen die wir erfuhren. Nur im äußersten Notfall sollten wir eingreifen.
Zum glück waren die markierten Stellen alle tief im Wald, so war die Wahrscheinlichkeit das Menschen davon mitbekamen äußerst gering, was auch wesentlich weniger Arbeit für uns bedeutet. 

Ich überprüfte noch ein letztes mal meine Ausrüstung und schulterte anschließend meinen Rucksack.
"Ich komm ja schon", gab ich leicht genervt zurück. 
Wir stiegen zusammen ins Auto und fuhren zu einem kleinen Rastplatz der quasi direkt an den Wald angrenzte. Hier gab es noch keine Anzeichen von einem Angriff, alles war so wie es sein sollte. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten in den Bäumen und ein paar Kinder spielten auf einem Spielplatz. 
Allerdings mussten wir ab hier zu Fuß weiter, da man die Stellen die wir suchten nicht mit dem Auto erreichen konnte. 
Wir holten noch schnell unsere Sachen aus dem Kofferraum, Nathan schloß den Wagen ab und wenig später standen wir auch schon vor dem Wald.
"Na dann wollen wir mal", sagte ich enthusiastisch, als wir schließlich in den Wald aufbrachen. 

Wir waren jetzt schon eine ganze Weile unterwegs. Der Tag war schon halb vorüber und das Dickicht schien mit jedem Schritt heimtückischer zu werden. Man musste wirklich aufpassen nicht zu stolpern oder umzuknicken. 
"Wie lange müssen wir noch laufen?", fragte ich Nathaniel, der mit der Karte vor mir lief.
Er sah kurz auf die Karte und dann zu mir. "Also, wenn wir mit dem Tempo weitergehen kommen wir vielleicht in eineinhalb bis zwei Stunden an."
"So weit noch?"   
"Laut der Karte schon", gab er mir knapp als Antwort. 
Ein seufzen verließ meinen Mund. Warum musste dieser Wald auch nur so groß sein? Wahrscheinlich war das ganze nur wieder ein Fehlalarm weil wieder irgendwelche jugendlichen oder Gangs meinten sie müssten mal randalieren oder gestohlene Autos anzünden. Nur um zu zeigen wer der stärkste und krasseste ist. Und wir haben wieder die Drecksarbeit am Hals. Leicht genervt trottete ich einfach weiter Nathan hinterher. Dieser Wald schien bisher auch völlig ungefährlich. Ja, es gab ein paar Wolfsrudel und noch einige andere Wesen von denen wir wussten, aber es gab hier vorher nie irgendwelchen Streitereien oder ärger.
Man hörte das Laub im Unterholz rascheln, die Vögel zwitscherten und flogen umher, genau so wie in jedem anderen Wald auch.

Nach einer Weile blieb ich stehen. "Nathan?"
Er kam auch zum stehen und drehte sich fragend zu mir um. "Ja?" 
"Können wir vielleicht kurz eine Pause machen? Wir laufen jetzt schon seit Stunden und ich hab langsam echt Hunger."
Er überlegte kurz, doch nickte dann. "In Ordnung, wir machen eine halbe Stunde Pause, dann laufen wir weiter", beschloss er.
Lächelnd setzte ich mich auf einen Stein und er ließ sich auf einem umgefallenen Baum neben mir nieder. 
Genüsslich aßen wir die belegten Brötchen, die ich heute morgen noch gemacht hatte. 
"Wo genau sind wir jetzt eigentlich?", fragte ich Nathan als ich aufgegessen hatte.
Daraufhin breitete er die Karte auf dem Baumstamm aus und deutete darauf. 
"Ungefähr hier", beantwortete er meine Frage. Ich sah auf die Stelle auf die er zeigte und erkannte das sie wirklich mitten im Wald lag. Aber wir waren auch nicht mehr so weit entfernt von der ersten markierten Stelle die wir aufsuchen sollten.
Ich nickte als Antwort und erhob mich.
"Bin gleich wieder da", sagte ich noch zu Nathan, bevor ich hinter ein paar Büschen verschwand um meine Blase zu entleeren. Nachdem ich das getan hatte wollte ich wieder zurück gehen, jedoch viel mir in der Ferne etwas auf. 
Einige Meter weiter schien durch das Blätterdach des Waldes viel mehr Licht als im restlichen Wald. Beim genaueren hinsehen erkannte ich dort so gut wie gar keine Bäume standen, so als ob der Wald einfach aufhören würde. Aber laut der Karte sollte hier eigentlich gar keine Lichtung sein. Hatten wir uns etwa verlaufen?
Ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, doch ich wusste nicht wirklich warum.

Getötet, Besessen und BefreitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt