Die Dornen der Rose

Kapitel 1

"Das ist doch nicht dein Ernst!", gifte ich meinen Bruder an. James, mein Bruder, ist ca. 1,90 m groß, hat kurze schwarze Haare und stechend blaue Augen. Er ist ein hochrangiges Mitglied beim Rose-Clan. Dieser Clan gehört zur Mafia und gehört unserer Familie. Gerade hat er mir eröffnet, das meine Einheit, die Dornen, aufgelöst werden und ich, sowie meine Mädels, damit aus dem Kampfverkehr gezogen werden sollen.

"Doch Ruby. Es tut mir leid, aber ich kann da nichts machen." Er sieht mir in die Augen und ich sehe Mitleid in ihnen. Das kann er sich sparen. Als ob ich meine Einheit aufgebe. Die Mädchen bedeuten mir die Welt. Sie waren immer mehr Familie, als meine eigene. Ich sehe ihn noch einige Sekunden an, drehe mich um und lasse ihn stehen. Niemals.

Die Dornen sind so etwas wie die Assassinen des Rose-Clans. Wir sind in allen Bereichen ausgebildet. Kampf, Taktik, Organisation - einfach in allem. Wir sind die Spezialeinheit und ich bin ihre Kommandantin.

Schnell zücke ich mein Handy und rufe Emma an. "Operator", meldet sie sich. Ja, wir haben unsere eigenen Kommunikation. "Em wir haben ein Problem und brauchen schnell eine Lösung." Ohne Umschweife schildere ich ihr die Lage. "Sie wollen was? Das können sie nicht machen! Wer hat das beschlossen?" Aufgebracht sprudeln die Fragen aus ihr heraus. "Die Entscheidung hat der Pate einvernehmlich mit Papa getroffen. Und der Patron ist ebenfalls einverstanden. Trommel die Anderen zusammen. Wir brauchen eine Krisensitzung." Die Befehle gleiten leise, schnell und bestimmend über meine Lippen. "Geht klar. Was ist mit Maya?" Kurz überlege ich. Maya ist meine Stellvertreterin. Ich sollte sie selber informieren. "Das übernehm ich. Sag den anderen in drei Stunden erwarte ich alle im Hauptraum." Ich höre sie frustriert ausatmen. "Roger. Viel Glück." Dann ist die Leitung tot.

Ich seufze. Nun kommt der unangenehme Teil. Ich muss Maya anrufen und ihr von dem berichten, was ich gerade erfahren habe. Das 'Viel Glück' von Emma war vollkommen ernst gemeint. Ich weiß jetzt schon, das Maya völlig ausrasten wird. Aber wer kann es ihr übel nehmen? Für viele der Mädchen ist diese Einheit die Familie geworden. Sie haben sonst niemanden mehr und dann wollen sie uns auflösen. Ich wähle Mayas Nummer und werde sofort mit einem freudigen "Sonnenschein" begrüßt. "Nichts Sonnenschein, heute trifft es Gewitterwolke eher", antworte ich ihr. "Okay was ist passiert? Muss ich James verprügeln?" Lachend flüstert sie ins Telefon. Oh je. Ich weiß, was gleich passiert. "Maya, die Sache ist ernst. Der Pate und Papa wollen die Dornen auflösen. Der Parton hat sein ok gegeben. Em weiß schon bescheid und informiert alle, dass es in drei Stunden eine Krisensitzung im Hauptraum geben wird. Wirst du Vorort sein oder sollen wir dich zu schalten?" Schlagartig ist es ruhig am anderen Ende der Leitung. Das ist übrigens die Ruhe vor dem Sturm.

"Sie wollen WAS?!" brüllt Maya mir ins Ohr. Mein Ohr klingelt, aber ich bin selbst schuld. Ich habe es ja gewusst. "Ich werde da sein. Wir brauchen einen Plan. Niemand und damit meine ich auch NIEMAND löst einfach so die Dornen auf. Das können und werden wir nicht mit uns machen lassen!" Ich halte mir das Handy mittlerweile ein Stück vom Ohr weg. Sie ist wirklich sauer. Als sie fertig ist mit schreien halte ich mir das Gerät wieder ans Ohr. "Weisst du Maya, genau das ist der Grund warum du die Vize bist. Du denkst genau wie ich. Dann sehen wir uns in drei Stunden im Hauptraum." Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, lege ich auf.

Kopfschüttelnd mache ich mich auf den Weg in unser Gebäude. Mein Ziel ist mein Arbeitszimmer. Ich will schon einmal durchgehen welche Optionen wir haben, bevor wir eine Entscheidung treffen. Allerdings steht eines fest: Wir müssen Spanien verlassen. Irgendwie stört mich das. Wir alle sind hier aufgewachsen, haben hier gelernt zu kämpfen, uns hier behauptet. Und noch etwas schießt mir in den Kopf. Wir müssen untertauchen. Die Dornen müssen sich bedeckt halten, für Außenstehende nicht mehr existent sein, sonst haben wir keine Chance. Es widerstrebt mir zwar, aber nur so können wir unsere Auflösung verhindern.