Kapitel 1

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In unserem Leben geht es seit der Geburt nur um diesen einen Tag und er rückt immer näher, umso älter ich werde. Der Tag der Berufung. An dem Tag entscheidet sich, ob ich ein Engel oder ein Schattenwandlerin werde. Im Moment führe ich noch das Leben eines ganz normalen Teenagers. Im Moment, denn noch ein Schuljahr und ich muss zurück. Nach dem Tag der Berufung muss ich zurück in diese Welt, in der ich nur Schmerz und Angst kennengelernt habe. Nach diesem Tag werde ich verschwinden ohne eine Spur auf meine Existenz zu hinterlassen.
„Caro, kommst du? Wir sind spät dran!", rief meine Mutter von unten im Haus. Mein Zimmer war in der oberen Etage.
„Wir haben doch erst halb sechs, mein Bus kommt doch erst in einer Stunde", brüllte ich laut zurück.
„Ich hab doch gestern gesagt, du fährst heute nicht mit dem Bus!", wurde von unten zurückgebrüllt. Jetzt war ich irritiert, hatte sie das gesagt? Da musste ich wohl mal wieder geträumt haben ... Oft schweiften meine Gedanken ab und ich nehme den Rest meiner Umwelt nicht mehr war. Also musste ich wohl oder übel aufstehen und nach unten gehen.
„Ma, was hattest du denn gestern noch alles gesagt?", fragte ich zerknirscht nach und gestand damit zugleich meine Verträumtheit.
„Also Abfahrt sieben Uhr, packen sollst du soviel es geht, mitgeschrieben?", antwortet meine Mom sehr schlecht gelaunt.
„Wo fahren wir hin? Was ist mir der Schule?", fragte ich sie perplex.
„Du ziehst ins Internat um, heute.", antwortete Mom kurz angebunden, während sie auf ihrem Handy rumtippte.
„Was?! Warum? Du hast versprochen, ich müsste erst nach meiner Verwandlung zurück! Du weißt, was sie mir angetan haben! Ich will da nicht wieder hin!", schrie ich sie an.
„Und ich habe mich gestern schon gewundert, warum deine Reaktion so extrem milde war. Du hast mir kein bisschen zugehört.Also erstmal ist das nicht die gleiche Schule ...", weiter kam sie nicht, denn ich unterbrach sie.
„Aber es sind und bleiben die gleichen Menschen!", meine Stimme war jedoch brüchig und ich bemühte mich die Tränen hinunterzuschlucken.
„Und zweitens musst du doch Leute kennen bevor du auf die weiterführende Schule gehst.", erklärte mir Mom mit bedächtig leiser Stimme.
„So denkst du über mich?", fragte ich in ruhigem Ton, wobei ich die Tränen kaum zurückhalten konnte.
„Sieh doch mal Schatz, deine einzige Freundin ist Kate und auch nur weil sie dich nie in Ruhe gelassen hat.", versuchte sie sich zu erklären.
„So siehst du das also? Und was soll es mir da helfen, jetzt schon zu gehen?! Damit ich damals eins null machen kann?" fauchte ich sie an. Sie hasste mich. Ich war damals gegangen, weil ich da nicht reingepasst hatte. Viele der Kids waren reich und Arrogant und ich war das alles nicht. Also schon meine Familie war reich, aber ich nicht und so hatte ich nicht die Chance arrogant zu werden.
„Es ist beschlossen, Carona! Du wirst gehen! Du musst offener werden, dann hättest du auch mehr Freunde!", am Ende schrie Mom sogar. Ich drehte mich so schnell es ging um, damit sie meine Tränen nicht sah und rannte nach oben auf mein Zimmer. Wie konnte sie nur sowas sagen?! Es tat weh. Sehr. Ich schmiss so viele meiner Sachen wie möglich in Koffer. Die Tränen wollten nicht aufhören sich ihren Weg zu bahnen. Das schlimmste war in unserer Welt begannen die Schuljahre im Winter, was bedeutete ich kam mitten im Schuljahr ...

Auf der Autofahrt verbrachten wir die erste halbe Stunde schweigend, bis es mir zu viel wurde und ich mir die Kopfhörer in die Ohren steckte. Mit Augen zu konnte ich dann in eine ganz andere Welt eintauchen.
Jemand rüttelte mich.
„Was soll das?", blaffte ich Mom an.
„Wir sind da.", antwortete meine Mom ruhig. Erst jetzt öffnete ich die Augen und sah erstmal nur grün. Auf der anderen Seite dann sah ich sie. Die Lucifer-Academy. Ein riesiges Gebäude, sehr imposant und sehr alt. Eigentlich müsste ich mich fühlen, als würde ich nach Hause kommen, aber ich fühlte mich leer und in meinem Kopf schwirrten diese ganzen schlechten Erinnerungen an diese Menschen. Leider würde Mom sich nicht mehr umstimmen lassen, das war mir klar.
„Hallo, du musst Carona sein",  erklang eine fremde Stimme hinter mir. Ich drehte mich um.
„Caro", war das einzige, was ich erwiderte. Der Name war die reinste Hölle. Ich war nämlich nach einem Engel benannt, klar dieser Fakt allein, war nicht allzu besonders, aber seine Bedeutung lag wie eine untragbare Last auf mir. Carona war ein Schutzengel, der vor den Gewalten der Natur und der Elemente schützen soll. Ich hatte den Namen bekommen, um den Himmel zu besänftigen. Mein Vater war nämlich ein Schattenwandler, doch er war weg. Doch ich war noch da und er Rest der Familie fürchtete sich vor meinem Schicksal. Meine Familie hatte einen gewissen Ruf zu verlieren, denn wir waren einer der uralten reinen Engelsfamilien. Sie hatten Angst ich könnte fallen, da ich ein Mischblut war. Dann würde die Wahrheit ans Licht kommen, über meine Mutter, über alles ... Das was sie getan hatte, war streng verboten. Also hofften alle der Name würde mich retten, wenn dieser nicht mein Schicksal besiegelt hatte ...
„Erde an Caro, jemand zu Hause?", Mom schnippte mit den Fingern vor meiner Nase herum, ich war wohl wieder abgedriftet.
„Tschuldigung", nuschelte ich, aber anscheinend hatte man mich etwas gefragt und wartete nun gespannt auf die Antwort. Die Frau schien bemerkt zu haben, dass ich nicht zugehört hatte.
Deine Mutter erzählte mir, du seist eine begabte Künstlerin, sowas fördern wir hier und ich fragte dich, ob du Lust hättest, dich unserer Kunst-AG anzuschließen?", fasste die Frau zusammen. Mom verdeutlichte durch Krimassen und Gesten, dass ich dieses Angebot annehmen sollte. Ich zeichnete und malte jedoch nur für mich. Meine Werke waren allein für zwei Augen gedacht und das wusste Mom! Ich funkelte sie an, als ich sagte: „Nein, danke, für so viele Augen ist meine Kunst nicht bestimmt."
In meiner Stimme schwang mehr Trotz mit, als geplant, verdammt, jetzt hatte die ganze Aktion mehr was von einem trotzigen Kleinkind.
„Wenn du es dir anders überlegt, kannst du jederzeit auf mich zukommen.", sagte die Frau und zwinkert mir zu, „und ich bin im Übrigen Amanda Howls deine Schulleiterin, denn ich vermute, dass hast du vorhin auch nicht mitbekommen."
Sie lächelte zuckersüß. Das war auf jeden Fall ein Punkt für sie.
„Tut mir leid für die Verspätung, Ms. Howls", da kam ein Mädchen auf uns zugerannt und rief dies vollkommen außer Atem uns entgegen.
„Du kommst gerade recht, Heather.", sagte die Direktorin liebevoll, „darf ich vorstellen: Das ist Carona"
Als sie das sagte, machte sie ausladende Gesten in meine Richtung. Heather kam auf mich zu und hielt mir die Hand hin und sagte: „Hi, ich bin Heather."
Ihre Hand nahm ich nicht entgegen, doch antwortete monoton: „Caro"
Sie zog ihre Hand zurück und errötete. Mom schüttelte bloß den Kopf.
„Heather wird dich herumführen, ich habe euren Stundenplan angeglichen, soweit es mir möglich war, denn in manchen Fächern musst du leider noch in die Grundkurse. Es gibt dieses Jahr eine kleine Gruppe mit SchülerInnen wie du.", sagte sie, wobei der letzte Teil eher gepresst klang. Sie meinte „die Ausrutscher", Kinder, die ein irdisches Elternteil hatten, Kinder, die von dieser Welt bis jetzt verschont wurden. Mit diesen naiven und auf alles übernatürliche freuende Kindern sollte ich jetzt eine Klasse besuchen. Ich wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen.
„Hier ist dein Stundenplan. Ich verabschiede mich von Ihnen, Ms. Luxario, es war schön Sie kennenzulernen.", sagte die Direktorin noch, bevor sie schwingenden Schrittes davonging. Mom kam auf mich zu und Heather nahm vornehm Abstand.
„Caro, versprich mir, dass du dir diesmal wirklich Mühe gibst! Sie es als Neuanfang, ich meine unser Name hat schon Bedeutung in dieser Welt.", flehte sie mich leise an.
„Mach ich", antwortete ich, wie von selbst. Mom gab mir noch einen letzten Kuss auf die Wange und drückte mich nocheinmal fest an sich. Nach einer Weile löste ich mich vorsichtig aus der Umklammerung und wollte anfangen mein Kram aus dem Auto zu holen, als sich eine Hand auf meine legte. Es war die von Heather.
„Das wird für dich erledigt, komm ich zeig dir alles.", sagte sie sanft, nahm meine Hand und zog mich weg. Als wir eine Weile schweigend gelaufen waren, sah ich mir Heather zum ersten Mal richtig an. Sie hatte glatte blonde Haare, die weich ihre Bäckchen schmeichelten. Ihre Augen waren rehbraun, ok ,wir hatten alle braune Augen, aber doch jeder eine andere Farbe. Nach der Berufung wurden unsere Augen entweder golden und wir wurden vom Himmel berufen oder sie wurden schwarz wie die Nacht und die Hölle forderte unsere Schuld ein. Mom und die Direktorin hatten natürlich goldene Augen, Schattenwandler durften keine Kinder vor ihrer Berufung unterrichten, man hatte Angst, sie könnten die Kinder „verderben". Meine eigenen Augen waren sehr dunkelbraun, der Grund weshalb mein eigener Opa mir den Rücken zugekehrt hatte. Er sah mich als die Strafe Gottes für die Fehler meiner Mom.
„Caro, Caroo, Carooooo?", Heather wirbelte mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum, ich hatte wohl wieder geträumt.
„Tschuldige, was hab ich verpasst?", fragte ich gespielt aufheiternd. Aber ich musste zugeben, es klang doch ein wenig künstlich. Heather schnaubte genervt.
„Ich hatte gesagt, dass das hier der Schulhof ist. Normalerweise hätten wir jetzt Unterricht, deswegen ist hier zurzeit niemand. Komm, ich zeig dir die Mensa.", ich wurde weitergezogen. Heather hatte wohl ein ganzes Meer an Geduld. Doch sie ließ mich besser fühlen, was ich natürlich nie zugeben würde. Ich hatte Angst gehabt allein zu sein, doch ich hatte wenigstens schonmal eine Person, die mir vielleicht zuhören würde.
Die Mensa stellte sich als riesige Halle heraus, eine riesige Theke, hinter der mindestens 20 Personen arbeiteten.
„Es gibt jeden Tag zwei Gerichte, eins davon vegetarisch. Du bist doch Vegetarierin, oder?", fragte sie mich.
„Ähm, ja, bin ich, woher weißt du das?", fragte ich überrascht.
„Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, weißt du?", antwortete sie und zwinkerte mir zu. Ich musste lächeln, weil Heather nicht Zwinkern konnte, sie drückte lediglich ein Lid zu, während beide Augen geschlossen waren. Das sah echt witzig aus.
„Mein Zwinkern ist also echt nicht süß?!", entgegnete Heather ein wenig verzweifelt, „oh man, deswegen lacht Daki immer über mich, wenn ich das Vic zuwerfe."
„Nein, nein, so schlimm ist es auch nicht ...", versuchte ich sie zu beruhigen, doch weiter kam ich nicht.
„SO SCHLIMM IST ES NICHT?!", schrie Heather nun, „es ist eine Katastrophe. Das ist einer meiner Hauptgestiken. Was kann ich denn anderes machen..."
Der zweite Teil klang nur noch traurig und verzweifelt.
„Kommt es nicht sowieso ein bisschen schlampig rüber zu zwinkern?", ich hoffte, damit nicht noch mehr Drama auszulösen, andererseits konnte es wohl schlimmer kaum werden. Heather schien angestrengt nachzudenken, dann erschien ein Lächeln auf ihren Lippen.
„Du hast vielleicht recht. Danke, Caro. Du wirst schon sehen, wir werden noch beste Freundinnen.", mit den Worten nahm sie mich in den Arm und drückte mich fest, ganz zu meinem Entsetzen.
„Wer weiß", konnte ich nach diesem Überfall bloß rausbringen. Nähe war nicht so mein Ding. Ich mochte es nicht berührt zu werden oder umarmt ... Es fiel mir schwer anderen Vertrauen zu schenken.
„Ich zeig dir unser Haus. Unser Wappentier ist der Phönix. Dort zeige ich dir unseren Gemeinschaftsraum und dann unser Zimmer.", so ging die Rundtour weiter. Das Haus lag am Waldrand und der Eingang lag im Dunkeln. Das Gebäude wirkte von außen sehr alt, von innen jedoch strahlte es förmlich. Es hatte uralte Kronleuchter, golden poliert, einen Kamin im Gemeinschaftsraum einerseits und Flachbildschirme andererseits.
Das Zimmer teilte ich mir also mit Heather, was mich mittlerweile sogar freute. Das Zimmer war komplett pink gestrichen und sie hatte überall Glitzersteine hingeklebt.
„Und wie gefällt es dir?", fragte sie mich nun, ihren Stolz über diese Arbeit war kaum zu überhören.
„Sehr viel Glitzer", konnte ich dazu nur sagen. Dafür war das Zimmer sehr groß, nicht das typische Internatszimmer. Vielleicht ließ es sich hier doch aushalten. Das Klingeln riss mich aus meinen Gedanken.
„Komm ich stell dich meinen Freunden vor.", stieß Heather aufgeregt hervor und packte mich am Arm. Unsanft zog sie daran, doch diesmal beschwerte ich mich nicht, sondern stand sogar freiwillig auf, ich hatte es Mom versprochen.
Wir gingen zurück zur Mensa. Dort angekommen steuerte Heather auf einen Tisch zu. An diesem saßen ca zehn Personen, obwohl der Tisch eigentlich nur für acht gedacht war. Für mich sah das nach einer ziemlichen Quetscherei aus. Mit sowas fühlte ich mich eigentlich nicht so wohl. Es war eine gemischte Gruppe, Heather steuerte direkt auf den größten der Jungen zu. Er war sehr muskulös, hatte braune kurze Haare und sehr helle bernsteinfarbene Augen. So hätten meine auch aussehen sollen und plötzlich traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Ich kannte ihn, gut sogar. Vor mir stand Viktor. Ich hatte mit ihm zusammen Sandburgen gebaut. Ich hatte mich auf der Toillete mit einem Plastikring verlobt. Unsere Familien waren gute Freunde, bis sie die Wahrheit erfuhren. Ab dem Moment hatte er beschlossen mich zu hassen. Mich dürfte es nicht geben. Meine Existenz ist eigentlich verboten. Ich war geflohen in die irdische Welt auf eine Schule ohne Viktor.
„Hi, Schatz", begrüßte Heather Viktor und zeigte mir damit wieder einmal, dass Vertrauen kostbar ist, „Darf ich euch Caro vorstellen? Sie ist meine neue Mitbewohnerin."
Sie ließ die anderen gar nicht zu Wort kommen.
„Das ist Viktor, mein Freund. Ganz unter uns, der Beste, den man sich vorstellen kann. Das ist Daki, mit dir hab ich später noch ein Hühnchen zu rupfen. Das hier ist Jason, Amy, Danny, Raphy, Dara, Elli, Nino, Lou und Lili", erklärte sie, während sie reihum ging und auf die betroffenen Personen zeigte. Die Genannten nickten mir zur Begrüßung zu. Mir fiel auf, dass manche der Spitznamen auf jeden Fall von Engelsnamen stammten. Aber auch Namen dämonischer Herkunft konnte man erahnen. Die Augen offenbarten einem auch schon relativ viel. Dabei fielen mir Lilis Augen besonders auf. Sie waren schon jetzt sehr dunkel, noch mehr als meine. Jetzt saßen wir hier noch als eine Gruppe und alle bezeichneten sich als Freunde und dann nach diesem Jahr werden sich viele von uns nie wieder sehen.
„ ... so ist sie manchmal, weiß nicht.", hörte ich plötzlich Heather sagen. Mist.
„Tut mir  leid ", sagte ich, denn es war mir unangenehm, aber ich ließ mich leicht ablenken.
„Wir müssen jetzt sowieso zu Englisch, also man sieht sich.", dann schnippte Heather, drehte sich um und zog mich mit sich. In Englisch schien auch Heather niemanden zu kennen, doch die Ruhe tat mir gut. Ihr Geplapper nervte schon ein bisschen.
Als nächstes hatte ich Geschichte einer meiner Grundkurse und weil ich nicht die Kraft hatte Viktor noch einmal zu begegnen, erzählte ich Heather, dass ich Angst hätte den Raum nicht zu finden und ging direkt zum Geschichtsraum.
Die Stille tat mir gut, ich hörte Musik und zeichnete in meinen Skizzenblock. Ich zeichnete Viktor. Er hatte bei mir blutunterlaufene Augen, blutverschmierte Hände, in der einen hielt er ein Herz und in der anderen ein blutverschmiertes Messer. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass jemand den Raum betrat und klappte mein Skizzenblock schnell zu. Ich hatte mich in die mittlere Reihe ans Fenster gesetzt. Sie ging an mir vorbei, ohne von mir Notiz zu nehmen und setzte sich in die vorletzte Reihe. Dabei. Musste ich zu meine, Entsetzen feststellen, dass jemand hinter mir saß. Wie lange saß er da schon? Hatte er mich zeichnen sehen? Oder schlimmer, hatte er erkannt, wen ich da gezeichnet hatte? Doch der Raum füllte sich langsam und ich drehte mich wieder um.
„Hallo, ihr Lieben, ich bin euer Lehrer Mr. Cruel. Ich unterrichte die Frischlinge in Geschichte.", war Mr. Cruels Einleitung, „die meisten von euch wussten vielleicht bislang nichts über die verborgene Welt. Manche haben ihr Leben lang auf diesen Moment gewartet."
Die Stunde war gar nicht so übel, der Lehrer versuchte aktiv uns als Klasse einzubinden und zu motivieren. Ich nahm mir vor, nach der Stunde meinen Sitznachbar von hinten zur Rede zu stellen. Doch als es klingelte war dieser schneller verschwunden, als ich gucken konnte. Verloren lief ich in die Mensa, wo die anderen warteten. Heather kam mir entgegengerannt.
„Und wie war deine erste Stunde „Geschichte" in der Frischlingsklasse?", fragte sie heiter wie immer.
„Ganz okay. Bei dir?", gab ich die Frage zurück.
„Ich hasse Geschichte. Es langweilt mich zu Tode.", antwortete Heather dramatisch.
„Du wirst es überleben, meine Hübsche. Das würdest du mir doch nicht antun, oder?", mischte sich Viktor in spaßig flehender Stimme ein.
„Nein, das würde ich nicht, Schatzi", sagte Heather glücklich und küsste meinen Peiniger.
„Hat dir Caro eigentlich erzählt, dass wir uns bereits kennen", verkündete Viktor feierlich und nahm mich in den Arm, mir wurde übel und mein ganzer Körper erstarrte, „wir haben als Kinder zusammen Sandburgen gebaut. Echt riesige Sandburgen."
Er lächelte mich warm an. Ich musste mich konzentrieren, um mich nicht zu übergeben. Hatte er alles vergessen, was passiert war? Das war doch nicht möglich, oder?
„Stimmt das, Caro?", fragte Heather und strahlte wie ein . Das was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit, nur hatte er das Ende weggelassen ...
„Ja, das stimmt.", sagte ich und seufzte.
„Ist das nicht der Wahnsinn!", rief Heather aus und rannte zu den anderen, um es Ihnen zu erzählen. Doch ich konnte ihr da natürlich nicht zustimmen. Das war schlimmer, als ich erwartet hatte.
Ich lief nun ebenfalls an den Tisch zu den anderen.
„Stimmt das Caro? Du und Vic kennt euch schon ewig?", rief mir Daki entgegen.
„Ja, wir waren auch auf derselben Schule bis ich abgegangen bin.", rundete ich ab, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Die Wahrheit würden sie mir zum jetzigen Zeitpunkt doch eh nicht glauben. Aber warum tat Viktor das? Was wollte er damit erreichen?
„Aso und Caro, ich wollte dich damit nicht überrumpeln, aber heute Abend ist eine Party im Wald und jetzt da ich weiß, dass du dich ja gar nicht so fremd fühlen kannst, fände ich es eine echt gute Idee, wenn du uns begleiten würdest!", stellte Heather klar. Das sie bezüglich des Fremdfühlen völlig daneben lag, konnte ich ihr jetzt nicht sagen, dafür hatte Viktor gesorgt. Ich hatte wirklich weniger als keine Lust zu einer Party zu gehen, aber Heather war die Einzige, die mir hier blieb, bisher.
„Okay, ich komme mit.", antwortete ich deshalb. Heather stieß einen Freudenschrei aus.
„Na gut egal, wir müssen uns fertig machen", damit zog sie mich weg mit einem kurzen Stop bei Viktor.
„Vor der Party kommen wir dann noch bei dir vorbei, um dein Outfit auf meins abzustimmen", erklärte sie ihm. Er nickte bloß.
Ich zog einen Rock an, eine Leggins mit Rissen, ein ACDC T-Shirt und schwarze Vans. Heather fand mein Outfit schrecklich, aber ich ließ ,ihr da nicht reinreden. Einer dieser Eigenschaften, weshalb mein Opa der Meinung war, ich wäre verflucht. Heather zog ein enges schwarzes Glitzerkleid an und schwarze Stiefel, die bis zum Knie ragten. Dann liefen wir zusammen zu Viktor, er hatte sein Zimmer im Nachbarhaus. Er Er besaß ein eigenes Zimmer etwa dreimal so groß wie das Unsere. Dazu kam kam ein Ankleideraum. Ich hätte auch so gewohnt, hätte mein Mom nicht diesen Riesen Fehler gemacht.Wenn ich zum Engel berufen werde, werde ich auch so wohnen, doch wenn nicht, naja darüber wurde nicht gesprochen Diese Last zu trage war schwer, sehr schwer.
Es dauerte 40 Minuten, das richtige Outfit für Viktor zu finden, um genau zu sein waren es die längsten 42 Minuten meines Lebens.
Die Party entpuppte sich als wirklich gigantisch. Sie lag tief im Wald versteckt. Nachdem wir uns Getränke geholt hatten, zerstreuten sich alle, um andere zu begrüßen und plötzlich war ich allein.
„Hi, wer bist du?", kam eine Stimme hinter meinem Rücken hervor. Ich drehte mich um. Vor mir stand ein blonder Junge, seine Haare waren ein Stück zu lang, sodass sie ihm ins Gesicht rutschten. Er war das, was ich mir unserer Zeit unter einem Engel vorstellte. Am liebsten hätte ich meinen Skizzenblock rausgeholt und ihn gezeichnet, dann jedoch mit flauschig weißen Flügeln.
„Alles gut?", fragte er sachte.
„Tschuldigung", ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, „äh, ich bin Caro und du?"
„Sami", sagte er, schenkte mir ein Lächeln, bei dem ich fast vergessen hätte, zu atmen und ging dann wieder. Abseits der Party setzte ich mich auf einen Baumstamm, holte meinen Skizzenblock heraus und fing an zu zeichnen. Das Bild floss förmlich aus meiner Hand auf das Papier. Ich malte Sami von hinten, seine blonden Haare, seinen muskulösen Oberkörper und die weißen Flügel. Ein Klingeln riss mich aus meiner entfernten Welt. Jemand ging an mir vorbei, der Junge aus Geschichte, ich erkannte ihm sofort wieder. Als alle sich vorstellen sollten, hatte ich aber leider mal wieder geträumt, demnach kannte ich seinen Namen nicht. Was hatte er diesmal gesehen? Ein weiteres Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Heather hatte mir sechs Nachrichten geschickt.

Dark AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt