19

2.1K 52 2
                                    

Maximilian stand wartend am Tresen. Wartete darauf, dass die Apothekerin mit den angeforderten Medikamenten zurück kam.
Er hatte den jüngeren übel zugerichtet, dessen war er sich mittlerweile bewusst geworden.
Rippenbrüche, Hämatome und was Thilde nicht noch alles erzählt hatte. Sie war sichtlich sauer gewesen, hatte ihn angebrüllt und , zugegebenermaßen gerechtfertigt, sogar geohrfeigt.

Der Mann schaute sich um.
Medikamente über medikamente standen aufgereiht in jedem Regal. Jede Wand war entweder mit gefüllten Regalen oder halboffenen Schubladen gespickt.
Ein geordnetes Chaos.
Neben ihm, an dem anderen Tresen ,stand ein relativ kleiner Mann mit Lederjacke und einer Art Cowboystiefeln. Türke…vermutlich.
Als dieser nun ebenfalls zu ihm herüber schaute lächelte maximilian freundlich “Guten Morgen”.
“Morgen,”brummte der türkische Mann, lächelte aber ebenfalls und nahm seinen Kauf entgegen.
“Magentabletten und Abführmittel…eine recht sonderbare Kombination, nicht?”
Der Mann grinste den kleineren an, welcher sich umdrehte und leicht nickte “Was tut man nicht alles für die Familie…”

Maximilian legte den Kopf schräg: “Mein Lebensgefährte ist ebenfalls krank…Grippe oder so…”
“Grippe? Und da kaufen sie Schmerztabletten?”, der Türke zeigte mit hochgezogener Augenbraue auf die Schachteln, die die Apothekerin gerade über die Theke schob.
Dankend bezahlte Maximilian und verließ mit dem kleineren , in ein Gespräch vertieft, den laden.
“Ähm…,” der Angesprochenen kratzte sich überlegend am Ohr, “Da haben sie durchaus recht- Es ist eine eigenartige Kombination.”
Der kleinere schaute noch immer fragend.
“Also gut…ich habe meinen Lebensgefährten über Tage im Keller eingesperrt und danach mit einem Gürtel verprügelt…”, Maximilian grinste. Umgekehrte Psychologie.
“Na ihr armer Freund, da hätten sie direkt noch Pflaster und Blumen holen können.”
“Blumen? das ist eine schöne Idee.. .sehr romantisch…”
“Aber wirklich , Schmerztabletten und Grippemittel?”
Der Mann lachte auf: “Ja…das ist eine lange Geschichte, wissen sie, ich habe mich verhoben…habe etwas zu viele Gewichte gestemmt. Knack und Tschüss…tja…so schnell kann das gehen. Aber Ihre Kombination ist ja auch nicht gerade typisch…”
Der türkisch aussehende Mann blickte auf seine Schachteln und nickte nachdenklich. “Ja, meine Frau und meine Tochter sind Krank.”
“Ohje…mein Beileid.”
“Danke”, der kleinere lächelte.
“Wenn ich fragen darf, wie alt ist ihre Tochter?”
“Fünf…warum?”

Maximilian kratzte sich am Kopf: “Naja…ich möchte auch eigene Kinder mit meinem Lebensgefährten, am Besten eine Tochter…aber…wir sind beide, wer hätte es gedacht, homosexuell, was wissen wir da schon von Frauen. Geschweige denn von der Erziehung eines Mädchens? Und was ist wenn ich ein schlechter Vater bin? Wenn …”
“Man wächst da rein als Vater…, relativ schnell und ich bin überzeugt, dass sie ein guter Vater wären.”
“Ich würde für sie über Leichen gehen…”

Der türkische lächelte versonnen: “ja..ich auch. Ich liebe meine Tochter über alles und ich würde mir auch eine Kugel für sie einfangen.”

Maximilian nickte :”Ich wüsste gerne wie es ist ein so kleines Wesen, dass man irgendwie ja selbst hergestellt hat. von ganzem Herzen zu lieben. Aber-...ich weiß nicht wie das jemals passieren soll…”
“Wie meinen Sie das ?”
“Ich fände es schön ein Kind zu adoptieren, aber…als schwules Pärchen ist es echt schwer…´normale´Familien werden da grundsätzlich erst einmal bevorzugt…auch sind mein Freund und ich noch gar nicht verheiratet.
“das ist durchaus wahr, haben sie denn schon über eine Leihmutter nachgedacht?”
“ja. Das habe ich…das haben wir, allerdings sind wir uns unsicher wer von uns dann dem Prozess der…sie wissen schon, bei helfen soll. Wissen Sie, mein Lebensgefährte ist wunderschön…er ist schlank, jung, groß, hat bildhübsche braune Augen, ist aber auch stur und sensibel…Ich bin definitiv der, der die Hosen anhat in unserer Beziehung, aber ich bin eben nicht so feinfühlig wie er…”
“Das klingt wirklich nach einer schweren Entscheidung, aber ich bin guter Dinge, dass sie beide das irgendwie wuppen werden. Sie erscheinen mir sehr reif und sympathisch, daher…”
“Danke, das kann ich nur zurück geben.”

Der kleinere nickte kurz und verabschiedete sich als sein Handy klingelte “Andrea? Ja, ich bin gleich da…ja, ist gut, Tschüs, bis gleich…”
“Frauen…,” Maximilian schüttelte grinsend den Kopf, beobachtete wie der Mann in seinen silbernen BMW steig und fuhr ebenfalls seufzend zurück.
Hoffentlich wurde sein Geliebter wieder schnell gesund. Er musste sich definitiv entschuldigen und seine weiteren neuen Einkäufe ausprobieren.

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt