poeten

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Doch als er aufblickte, in ihre Augen dah und sie in die seinen, fasste sie ihn plötzlich am Arm und lächelte, mit Lippen dunkel, wie aufgebrochene Feigen. Sie lachte über sein zwanghaftes Suchen nach Sprache, sein zwanghaftes Sich-Verstellen, Sich-Verbiegen, denn sie hatte sein Herz im Schimmer der Nacht bereits gesehen, wie so viele Male zuvor, und ihr eigenes war ihm verwandt.

So sprach sie jene Worte, die in ihm vergraben lagen, sprach sie laut und eindringlich, wie als spräche sie für beide Seelen und dann senkte sie ihren warmen Mund auf den seinen herab, bis er nicht mehr dachte, nicht mehr Denker war, sondern nur ein Mensch, der umsponnen war von reinsten Empfindungen, höchstem Glück.

Und die stille Wahrheit in ihm keimte weiter, keimte schnell und wuchs heran, als sie sie so laut gesprochen hatte, in der Stille der Nacht. Er vergrub die Angst, das Fremde zwischen seinen Knochen, den dunkelsten Teilen seines Körpers und lächelnd gelang es ihm, ebenfalls zu sprechen. Die Worte vibrierten in seiner Kehle, erhellten den Weiher und die Wiese. Er schloss sie in die Arme und dort im Dunkeln weinte er zaghaft in ihr Haar. Er war Denker, kein Redner und dennoch hatte er sich überwunden und sich seiner Wahrheit gestellt.

Es war der dreizehnte des Monats, der Tag an dem er vor Jahren in den Weiher gefallen war. Es war der dreizehnte des Monats als der Denker, unser stiller Poet, seine Gedanken laut in die Welt hinauswarf und für einige Sekunden zum Redner wurde, zum Schmied seines eigenen Glückes, der zu seiner Liebe sprach, die er nun in den Armen hielt.

das schicksal des poetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt