Ich schreckte aus dem Schlaf, weil der Geruch nach Verbranntem unter meine Bettdecke kroch wie Kälte im Winter.
Ich wollte nicht aufstehen, weil mein Bett besser war als alles andere. Am liebsten hätte ich den ganzen verdammten Tag im Bett verbracht, aber jemand musste das hier unter Kontrolle halten. Also stand ich auf und warf mir eine Strickjacke über.Was war jetzt schon wieder passiert?
Ein Blick auf meinen Wecker sagte mir dass es noch nicht mal sechs Uhr morgens war, und die Sonne bahnte sich gerade erst ihren Weg durch die Gardinen. Es würde ein warmer Junitag werden. Normale Leute würden sich über die Sonne freuen, sich mit ihren Freunden treffen und Eis essen gehen oder ins Schwimmbad.
Aber ich war nicht normal. Mein ganzes verdammtes Leben war nicht normal. Am allerwenigsten meine Mutter. Was hatte sie diesmal verbrannt?
Ich hielt mir einen Pullover vors Gesicht während ich in unsere winzige Küche lief. Der Ursprung all des Qualms war der Ofen. Die ganze Küche war stickig und meine Augen tränten.
Meine Mutter war nicht zu sehen.
Während ich mir die Augen zukniff griff ich nach einem Geschirrtuch und öffnete die Ofenklappe. Noch mehr schwarzer Rauch stieg mir entgegen, und ich musste husten.
,,Verdammt, Mum, was soll das?!" fluchte ich, und hustete erneut, in dem Versuch den Rauch aus meinem Hals zu vertreiben.
Im nahm die Kuchenform aus dem Ofen und ließ sie in die Spüle fallen um mich nicht daran zu verbrennen.
Nachdem ich alle Fenster in der Küche geöffnet hatte suchte ich nach meiner Mutter. Aber sie war nicht im Wohnzimmer wo sie normalerweise auf unserer schäbigen Couch schlief, und auch nicht vor der Tür um zu rauchen.
Auf der Couch war das einzige was ich fand ein unordentlich verpacktes Päckchen und eine Karte.
Das Geschenkpapier war das selbe wie letztes Jahr, und die Karte hatte sie noch von früher. Eine Pusteblume war darauf abgebildet, mit zarten Pinselstrichen aufs Papier gezaubert. Die Karte war aus einer anderen Zeit, aus einer glücklichen Zeit.
Als Mum noch jung und glücklich gewesen war, einen Freund gehabt hatte und kein Kind um dass sie sich immer kümmern musste. Auf der Karte standen nur wenige Worte, geschrieben in Mums schnörkeliger Schrift.Happy Birthday.
Ich hab dich lieb, mein Engel.
Als ich das Päckchen und die Karte nahm um damit in die Küche zu gehen sah ich eine Kondompackung in einer Sofaspalte stecken.
Mum war also nicht allein gewesen letzte Nacht, hatte anscheinend ihren Spaß gehabt. Und trotzdem war sie nicht hier wenn ich Geburtstag hatte.Dann ging ich zurück in die Küche. Mittlerweile war es nicht mehr so rauchig, roch aber immer noch verqualmt.
Ich nahm den Kuchen aus der Spüle und stellte ihn auf den Tisch. Er hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einem Kuchen. Es war einfach ein hässlicher verkohlter Hügel in der alten verrosteten Kuchenform.
Ich steckte eine Kerze in die Mitte des Kuchens und zündete sie an. Dann schloss ich die Augen und pustete die Kerze aus. Den Kuchen warf ich mitsamt der Kuchenform in den Müll.
Im dem Päckchen war ein hellgelbes Kleid, bestickt mit winzigen schwarzen Blumen. Ohne es ganz aufzufalten wusste ich dass es Träger hatte und kurz über den Knien endete.
Es war das Kleid welches meine Mutter auf dem einzigen Foto trug welches ich von ihr und meinem sonst unbekannten Vater kannte.
Augenblicklich hatte ich das Bild vor meinem inneren Auge, ich hatte es mir oft genug angesehen.
Mum saß auf der türkisblauen Vespa meines Vaters, ihre langen Haare wehten im Wind und ein Lächeln erstrahlte ihr Gesicht. Hinter ihr saß mein Vater, er hatte die Hände um ihre Hüften gelegt und ein warmes Lächeln auf dem Gesicht. Mum trug das Kleid welches ich nun besaß.Was war nur aus meiner glücklichen, vor Leben strotzenden Mum geworden? Wohin waren ihre strahlenden Augen und ihre roten Wangen verschwunden?
Bevor ich zu sehr in diese Trauerstimmung verfallen konnte schloß ich die Fenster, zog mir eine Jeans und ein abgetragenes T-shirt an und machte mich auf den Weg zur Schule.
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Life How I Want It
Teen FictionJady hat genug von allem. Von ihren falschen Freunden, dem Druck immer perfekt sein zu müssen, und ganz besonders von ihrer alkoholabhängigen Mutter. Als ihre Mutter an Jadys Geburtstag nicht auftaucht, beschließt die nun 16-jährige ihr Leben selbs...