Da lag sie nun. Im hohen Gras des Gartens. Solange hatte ich sie gesucht und gehofft, dass sie noch am Leben wäre, wenn ich sie vorfinden würde. Wieso war ich nicht überrascht? Das Universum reisst die Menschen, die du liebst aus deinem Leben und das ohne eine Vorwarnung. Das weiss ich jetzt. Ich beugte mich über ihren leblosen Körper und schaute in ihr bleiches Gesicht. Ihr Kopf war leicht zur Seite gedreht und ihre Augen geschlossen. Ihre linke Hand lag flach auf ihrem Bauch. Ich kniete mich neben die Leiche und betrachtete den Garten voller verschiedenen Blumen, Sträucher und Büschen. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen, die Sonne scheint, die leichte Sommerbrise durchwehte das Gras und es schien fast schon so als wäre die Welt in Ordnung. Ich schmunzelte und starrte dabei in ihr Gesicht. Eine Träne verliess mein Auge und kullerte über meine Wange. «Was gefunden?», hörte ich die Stimme meines Kollegen aus der Ferne rufen. «Ja.», antwortete ich mit einem stumpfen Unterton und blickte dabei erneut auf sie hinab. Da lag sie nun. So friedlich und vollkommen. Ich wusste, wenn ich sie jetzt hierlasse, würde dieser Frieden enden. Ich hörte die Büsche rascheln und die Panik übergriff meinen Verstand. «Ach nein, ist nichts!», rief ich zu meinem Kollegen, der gerade auf der anderen Seite des Hauses die Nachbaren befragte. Was war wohl geschehen? Niemand hat auch nur eine Ahnung und von dem Menschen, der das getan hatte, ist keine Spur weit und breit. «Los, komm, wir gehen!», hörte ich wieder die Stimme meines Kollegen. Ich geriet in eine hektische Panik und tat etwas, was ich mir sonst nie erlaubt hätte. Im Schuppen neben der grossen Eiche holte ich mir eine Plane und rollte die Leiche des Mädchens darin ein. Kurzdarauf erblickte ich die dichten Büsche hinter dem Gartenhaus. Da tat ich es. An diesem Tag, in dieser Sekunde, betrog ich mich und meine Mitmenschen, riskierte meinen Job und das alles nur um meinen eigenen Schmerz unterdrücken zu können. Es vergingen einige Monate und ich hatte damit gerechnet, dass die Polizei sie eh finden würde. Aber nein, sie wurde nie gefunden. Machte mich das zu einer Mittäterin? Trotzdem fragte ich mich Tag für Tag, was wohl mit ihr passiert war. Wer oder Was hat ihr das Angetan? Sie war doch noch so jung. Die Polizei hatte schon lange aufgegeben. Meine Kollegen sagten, ohne die Leiche gäbe es keine Chance auf tiefergehende Ermittlungen. Ich beschloss meinen Fehler rückgängig zu machen und der Familie des Mädchens endlich die Erlösung zu schenken. Was war ich nur für ein Herzloser Mensch? Ich kehrte zum Tatort zurück und schlich in den Garten des Anwesens. Das Haus stand schon seit Jahrzehnten leer. Ich fuhr jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit daran vorbei und trotzdem war es mir nie aufgefallen. Keiner wusste, was damit gesehen war. Man sagte, die Besitzerin lebte dort mit ihrer Familie bis diese ermordet wurde. Scheint als wäre dieses Haus verflucht. Aber was hatte das Mädchen dort zu suchen?
DU LIEST GERADE
Dead Flowers Don't Bleed
Short StoryEine Kurzgeschichte über einen mysteriösen Mord an einer jungen Frau. Der Hauptcharakter versucht das Geheimnis über das Verschwinden des Mädchens aufzuklären, scheitert jedoch. Was hat das ganze mit dem unheimlichen und trotz so friedlichen Garten...