Bei der Raumkapsel angekommen blieb Bulma vor der geschlossenen Tür stehen und musste sich noch einmal gut zureden. //Mach dich nicht verrückt, mach dich nicht verrückt...//
Schließlich öffnete sie die Tür und lugte vorsichtig in den Raum hinein. Und schon auf den ersten Blick erkannte sie, dass Vegeta überhaupt nicht zugegen war und zog ein dementsprechendes Gesicht. Sollte das etwa ein Anflug von Enttäuschung sein, den sie da verspürte? Auf was hatte sie denn gehofft? Dass er sich ihr im Adamskostüm auf dem Schaltpult präsentierte?
//Oh Gott, weg mit diesen Gedanken! Weg! Weg!//
Sie schüttelte den Kopf und lief dann geradewegs auf das mittig gelegene Schaltpult zu. Dort stellte sie ihren Werkzeugkasten ab, wobei ihr Blick auf die Haftnotiz fiel, die Vegeta ihr hier hinterlassen haben musste.
Alles was darauf stand war: ‚Kaputt'. Toll, wirklich ausgesprochen hilfreich.
Seufzend begann Bulma sich dann an die Arbeit zu machen. Es dauerte auch gar nicht lange, bis sie den Fehler gefunden hatte - jedoch stellte sich dessen Behebung leider als weitaus größere Herausforderung dar, als sie zunächst annahm. Mal passte ein Teil nicht, dann war das richtige Werkzeug nicht auffindbar oder die Elektronik spielte verrückt.
Und so werkelte sie bis in den späten Nachmittag hinein an dem blöden Schaltpult herum.
...
Mit dem Schraubenschlüssel kratzte sie sich seufzend am Kopf.
„Das gibt's doch wohl nicht...", fluchte sie dabei leise vor sich hin.
Und dann zuckte sie zusammen, als jemand plötzlich genau dieselbe Phrase hinter ihr schmetterte, nur bedeutend lauter: „Das gibt's doch wohl nicht! Du bist ja immer noch hier!"
Grummelig blickte Bulma über ihre Schulter zurück.
„Ich hatte gehofft, du bist fertig, wenn ich zurückkomme", fügte Vegeta noch hinzu und alles, was sie ihm darauf zu antworten hatte, war ein genervtes: „Nun, wie du siehst, bin ich es nicht!"
All ihr vorangegangenes Engagement war inzwischen gänzlich verflogen und sie hatte schon gar kein Verlangen mehr danach, irgendjemandem zu gefallen. Sie war schmutzig und müde, in ihrem Haar klebte Schmierfett und sie hatte Kopfschmerzen.
Und auf Vegetas gebieterisches Naturell konnte sie nun gut und gerne verzichten.
„Sieh zu, dass du das heute fertigkriegst", verlangte der doch tatsächlich von ihr. „Ohne die 400-fache Schwerkraft nützt mir mein bestes Training nichts."
Bulma hatte bis eben noch auf dem Boden gekniet und stand nun mit einem energischen Ruck auf.
„Tja, das tut mir leid für dich", erwiderte sie sarkastisch. „Aber ich mache Schluss für heute."
„Was?" Vegetas Augenbrauen zuckten aggressiv.
Bulma rollte zwar mit den Augen, war dann aber schwer um einen etwas freundlicheren Ton bemüht: „Morgen kriege ich das hin. Versprochen."
„Aber... ich darf keine Zeit verlieren!"
„Es ist nur ein Tag", sagte sie beiläufig, während sie sich den Staub von der Hose klopfte. „Reg dich ab."
Als sie jedoch in sein zorniges Gesicht sah, wurde ihr etwas mulmig zumute, denn selbst aus der Entfernung konnte sie die dicke Vene auf seiner Stirn pochen sehen. Seine Augen waren verengt und durch die leicht geneigte Kopfhaltung wirkte sein Blick nun umso finsterer. Da war keine Andeutung eines koketten Schmunzelns mehr in seinem Gesicht zu sehen. Vegeta verstand gerade überhaupt keinen Spaß.
Und wie es schien, würde er sich auch keinen Millimeter von der Tür wegbewegen. Er stand da wie eine Betonmauer.
Daher fügte Bulma mit geschlossenen Augen maulig hinzu: „Was ist? Willst du mich etwa zwingen, das blöde Pult heute noch zu reparieren? Ich warne dich, treib es bloß nicht zu weit..."
Da sie plötzlich einen leichten Windzug verspürte, öffnete sie ihre Augen wieder - und ihre Pupillen zogen sich schlagartig zusammen! Denn Vegeta war direkt vor ihr aufgetaucht und knallte nun seine Hand gegen die Außenwand der Gravitationsmaschine. Vor Schreck war Bulma zurückgezuckt und musste reflexartig zwinkern. Vegeta jedoch starrte sie durchgehend an und sein Blick war zornerfüllt.
„Treib DU es lieber nicht zu weit, mickrige Erdenfrau", drohte er ihr.
Aus dem Augenwinkel linste Bulma auf sein Handgelenk, welches sich unmittelbar neben ihrem Gesicht befand. Dann lenkte sie ihren argwöhnischen Blick seinen Arm hinauf, bis sie in seine zornigen, schwarzen Augen sah. Er mochte nicht von überragender Körpergröße sein, aber sie musste dennoch ein Stück zu ihm aufsehen. Und allein seine Nähe, so aggressiv er sich ihr auch präsentieren mochte, ließ in ihr wieder diese merkwürdige Aufregung aufflammen. Die Müdigkeit war verflogen, die Kopfschmerzen ebenfalls.
Und dann entspannte sich ihre Mimik plötzlich und sie begann innerlich über ihre perfide Idee, ihn nun gänzlich aus der Bahn zu werfen, zu grinsen.
„Und du glaubst, dass mich das jetzt beeindruckt?", spottete sie auf einmal. Dann verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und schloss die Augen. „Weißt du, was mich wirklich beeindrucken würde? ...Wenn du mich jetzt küssen würdest."
Auf einmal durchzuckte Vegetas zornige Mimik ein jäher Schrecken. „Was...?!"
„Aber ich wette, das traust du dich nicht", sprach Bulma einfach weiter, wobei sie ihre überhebliche Mimik beibehielt.
Dicht neben ihrem Ohr konnte sie hören, wie seine Fingernägel über die Metallwand schrappten, denn er ballte seine Hand nun zur Faust. Die andere geballte Faust hob er vor sein Gesicht.
„D-Das will ich auch gar nicht!"
„Oh bitte!" Bulma wendete ihm wieder ihren Blick zu. „Die ganze Zeit über hast du mich junges, hübsches Ding hier vor Augen! Und da willst du mir erzählen, du hast noch nie darüber nachgedacht...?"
Vegetas Ausdruck verriet deutlich, wie verdattert und zornig er über ihre Worte war.
//Was denkt sie sich, so mit mir zu sprechen?! Dieses vulgäre Weib!!//
Aber aus irgendeinem Grund ließ er trotzdem nicht von ihr ab. Er stand noch immer in unveränderter Haltung vor ihr und ihr Gesicht war nicht einmal eine Armlänge von dem seinen entfernt. Womöglich glaubte er, Schwäche zu zeigen, wenn er sich jetzt von ihr zurückzog. Aber der Prinz der Saiyajins war nicht schwach. Und schon gar nicht feige!
Offensichtlich konnte Bulma sehen, wie er innerlich mit sich rang, denn sie blinzelte ihn mit großen Augen und schief gelegtem Kopf an.
„Ach, oh je... Oder weißt du womöglich gar nicht, wie es geht?", stellte sie dann ihre Vermutung an, wobei sie mit einem Finger gegen ihre Wange tippte.
Nun zeigte Vegeta zornig die Zähne. „Natürlich weiß ich das!", fuhr er sie an.
„Na gut." Bulma bäumte sich für einen Moment etwas vor, da sie ihre Arme hinter dem Rücken verschränkte. „Dann zeig's mir doch."
Doch war Vegeta schon von dieser kurzweiligen Annäherung so irritiert, dass er leicht errötete. Und das machte ihn nur umso wütender. Er sah, wie Bulma ihre Augen zu schließen und ihre Lippen zu spitzen begann. Und beim Anblick ihrer zarten, rosafarben Lippen wurde ihm schlagartig ganz mulmig zumute. Und heiß.
Er starrte sie ungehalten an und je länger er zögerte, desto wütender wurde er. Inzwischen hatte er seine beiden Fäuste so fest geballt, dass die Adern auf seinen Handrücken hervortraten.
Als aber auch Sekunden später immer noch nichts geschah, öffnete Bulma ein Auge.
„Willst du mich dabei etwa die ganze Zeit so anstarren?", fragte sie ihn skeptisch und stieß dann einen leisen Seufzer aus. „Herrje, du bist ja genauso unbeholfen wie Son Goku."
Da zuckte Vegeta und sein verdatterter Blick gewann um ein Vielfaches an Zorn.
//Was?! Kakarott und diese nervige Frau...?//
Er starrte ihr wie ein Irrer in die Augen und seine winzigen Pupillen zitterten.
Und plötzlich begann sich sein Gesicht dem ihren zu nähern.
Und da Bulma ihre Augen geöffnet ließ und sah, wie er sich ihr näherte, wurde nun IHR ganz mulmig zumute. Und heiß.
Vegeta winkelte seinen Arm an, als er sich zu ihr beugte. Seine starren Augen ruhten in ihren. Bulmas Nackenhärchen stellten sich auf, als sie seinen Atem auf ihrem Gesicht zu spüren glaubte. Ihre Lider flatterten und sie wartete nur noch darauf, dass sich ihre Lippen jeden Moment berührten. Sie öffnete ihren Mund bereits einen winzigen Spalt.
Doch küsste Vegeta sie nicht. Stattdessen sagte er etwas zu ihr. Und sie konnte ihn nun wirklich spüren, seinen heißen Atem auf ihren Lippen.
„Stell mich bloß nie wieder mit Kakarott auf eine Stufe", warnte er sie in gefährlich ruhigem Ton. „Hast du verstanden?"
Seine Stimme bescherte Bulma eine Gänsehaut, doch wollte sie sich nicht anmerken lassen, wie sehr er sie in jenem Moment verschreckte. Sie hielt seinem nahezu hasserfüllten Blick stand und musste dann schlucken. Doch erwiderte sie nichts darauf.
Schließlich beugte sich Vegeta von ihr zurück und nahm auch seine Hand wieder von der Wand. Dann drehte er sich um und ging, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, einfach fort.
Bulma blieb mit dem Rücken zur Wand stehen, die Arme ließ sie locker seitlich hängen. Leise ließ sie die Luft wieder ausströmen, als er um die Ecke verschwunden war. Und als sie ihren Blick zur Seite wendete, fiel ihr der Abdruck seiner Faust in der Metallwand auf! Die Stelle war völlig eingedellt!
Und in jenem Moment fragte sie sich ernsthaft, ob es so eine gute Idee war, diesen Kerl zu reizen... Sie hob die Hand und knabberte leicht an ihrem Daumennagel mit Blick zur Tür. Denn irgendwie war es auch genau das, was ihr daran gefiel. Der Reiz.
pic by VEGETApsycho https://www.deviantart.com/vegetapsycho/art/Come-Here-599105094
DU LIEST GERADE
Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)
FanfictionIst Trunks aus Liebe entstanden? Oder war es pure Leidenschaft, die seine Eltern damals kurzweilig füreinander hegten? Die niederen Instinkte wissen durchaus zu gedankenlosen Taten zu verführen - doch fallen ihnen in dieser Version der VegeBul-Roman...