K I N G × Geliebter Feind

† Rage

"Hast du völlig den Verstand verloren?", schrie mein Vater während ich ihn ruhig und gelassen beobachtete. Ich zog die Sonnenbrille ab und klemmte sie an mein Shirt. "Du kannst das nicht ernst meinen! Sie sind der Feind! Hast du vergessen was mit deinem Bruder geschehen ist!?"

Ich stand vor ihm, hatte mir die Mühe gemacht die Einladung zur Hochzeit selbst zu überreichen und schon bei betreten des Hauses spürte ich das etwas anders war. Womöglich lag es daran das ich wusste das Calare hier irgendwo in der Nähe war und auf seine Befreiung hoffte.

"Ich meine das Tod ernst. Sie ist keine Bedrohung für dich und Calare offensichtlich auch nicht. All das wird sich nach der Trauung in Luft auflösen und damit wirst auch du dich arrangieren müssen. So einfach ist das, Vater.", gab ich zurück. Ein kleines Lächeln umspielte meine Mundwinkel, doch ich unterdrückte es.

Er tobte, schrie wirres, zusammenhangsloses Zeug und richtete seinen Zeigefinger auf mich.

"DU HAST SCHANDE ÜBER DIESE FAMILIE GEBRACHT! ICH SCHÄME MICH DICH MEINEN SOHN NENNEN ZU MÜSSEN!"

Für mich war das Gespräch beendet. Ich hatte mit der Einladung alles gesagt was es zu sagen gab und so drehte Ich mich um, um das Haus meines Vaters zu verlassen, stieß aber mit Angelica zusammen. Ihre Augen wurden groß als sie mich sah und ich war nicht bereit mich nun auch noch mit ihr auseinander zu setzen, also umrundete ich sie und verließ das Anwesen.

Ich fuhr entspannt nach Hause, dachte an Izzy die ich heute morgen verschlafen aber befriedigt zurück gelassen hatte und freute mich, sie wieder zu sehen und um mich zu haben.

Ihren Wünschen entsprechend würde unsere Hochzeit klassisch stattfinden, in einer Kirche mit Pfarrer und Gästen. Für mich suchte sie den perfekten Smoking aus, was mir nur Recht war - sie hatte einfach mehr Ahnung von diesen Dingen als ich. Caterer, Blumen Arrangements wurden bereits gebucht, alles würde rechtzeitig für die Hochzeit und die Feier danach fertig sein.

3 Tage noch.

Noch 3 Tage und sie würde meinen Ring und Namen tragen und die Welt würde wissen zu wem sie gehörte. Es würde endlich Ruhe einkehren und wir könnten glücklich und zufrieden miteinander leben. 3 Tage trennten mich von der Erfüllung eines Wunsches, von dem ich bis vor kurzem noch nicht einmal wusste, der aber zu meiner absoluten Priorität wurde. Izzy war all das, was ich je gewollt hatte.

Ich bog um die Ecke und war kurz vor meinem Ziel, als ich eine SMS erhielt. Ich fuhr langsamer um sie lesen zu können, doch die drei Worte die auf dem Display erschienen, brannten sich in meine Netzhaut.

'Du hast verloren' stand da in Großbuchstaben. Der Absender war anonym und plötzlich überkam mich die blanke Panik. Ich warf das Handy zur Seite, drückte aufs Gaspedal und schlitterte fast gegen die Hauswand, konnte den Aufprall gerade so noch verhindern.

Ich stieg eilig aus, rannte zur Wohnung und stoppte als ich erkannte das die Haustür offen stand. Mit einer Hand an meinem Rücken, meine Pistole griffbereit, trat ich einen Schritt nach dem nächsten näher, schob die Tür zur Seite und erblickte ein Chaos, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Alles lag in Trümmern, das Sofa war zerfetzt, Vasen, Schüsseln, Gemälde lagen zerstört auf dem Boden.

Izzy. Oh nein...

Eilig rannte ich die Treppe hinauf, blieb am Schlafzimmer stehen, doch da war sie nicht. Blutspritzer befanden sich auf der Decke, die heute morgen noch Izzy's nackten Körper umhüllte.

Vater. Dieser dreckige Bastard hatte mich reingelegt. Er musste gewusst haben das ich sie allein gelassen hatte und auf dem Weg zu ihm war. Er hatte die Gunst der Stunde genutzt...

Ich wurde fast ohnmächtig vor Panik, raufte mir mehrmals durchs Haar und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. So wie es hier aussah musste Izzy sich stark gewehrt haben, was mich für einen kurzen Moment etwas stolz machte. Selbst wenn sie vor Angst gelähmt war, war da immer noch etwas in ihr das sie zum kämpfen aufforderte...

Ich musste sie finden und meinen Vater aufhalten, bevor es zu spät war...

Ich wollte ihn umbringen... Jetzt mehr denn je.