Ich hätte damals schon zweifeln können. Ich hätte damals schon darauf kommen können, ich hätte es tun sollen, ich hätte dich fragen können, vielleicht hätte sich alles ganz normal geklärt! Vielleicht wäre alles nicht so gekommen, wie es gekommen ist, vielleicht!
Aber ich zweifelte nicht. Nicht am Richtigen. Ich dachte, ohne zu verstehen. Ich hoffte, ohne einen Anlass zum Hoffen zu haben. Ich glaubte, es wäre anders.
»Was ist denn?« Du hast mich angelächelt und angestupst und den Kopf geneigt, wie du das immer gemacht hast, wenn du etwas wissen wolltest. Als wäre alles wie immer gewesen. Als hätte es dieses ›immer‹ jemals gegeben.
Ich hatte nur auf Nachtseele gezeigt, die einige Pfotenschritte vor uns den kleinen Bergpass herunterlief, hinab ins Tal, uns beiden voran. Sie war nicht in unserem Clan, aber ich glaube, ich hätte besser ihr vertrauen sollen als dir.
Du nicktest nur und sprangst vor und gemeinsam tappten wir alle den Pfad der Sterne hinunter, weg von der Sternenhöhle, zurück in den Wald, zu unseren Lagern. Ich weiß noch genau, wie ich diesen Weg lief, das Licht des Nachthimmels schien mir auf die Pfoten, der Wind fing sich in meinem Fell, ganz sanft, trieb mich nach Hause, trug mir die Gerüche der Welt herbei, die, von denen ich dachte, es wären die der Welt. Das waren sie nicht. Es war nur ein winzig kleiner Teil der Welt, die ich kannte, nur die Welt des Tals, mehr nicht. Was wusste ich damals schon von der wahren Welt - und was weiß ich jetzt schon?
Aber an all das dachte ich nicht, nicht in diesem Moment. In diesem Moment dachte ich an meine Familie, und wie stolz sie sein würden, wenn sie mich Waldherz nennen konnten, wie stolz ich sein würde, diesen Namen zu hören, und wie stolz mein Clan auf mich sein würde, wenn ich eines Tages meine Welt heilte. Und daran, wie sehr ich dich vermissen würde, wenn du stirbst. Ist das nicht seltsam, Gerstenfeder? Ich dachte an dich, in diesem Moment, in dem ich an dir hätte zweifeln sollen.
»Bis dann«, sagte ich, als Nachtseele sich von uns trennte, um auf die andere Seite des Flusses zu gehen, wo der SonnenClan lebte.
»Bis hoffentlich in einem Mond «, murmelte sie, grimmig wie immer. Das sagte sie immer, hast du mir einmal gesagt, weil alles andere bedeuten würde, dass sie sich eine so furchtbare Katastrophe wünscht, dass sie unsere Hilfe braucht. Ich hielt sie für ein wenig grummelig, vielleicht mochte sie mich einfach nicht.
Ach, was wusste ich damals schon.
»Hab' eine schöne Zeit!«, hast du ihr nachgerufen, bevor du mit mir weggingst und im Schatten einer Eiche stehenbliebst. »Also, was ist passiert?«
»Der SternenClan hat mir eine Prophezeiung gegeben.« Ich sah dir in die Augen und dann wieder betreten auf meine Pfoten. »›Auf einer Reise trennen sich Schatten von Herzen. Sucht nach Sternen, sucht nach Mond und Sonne und nach dem, der das Lager als Junges verließ und nie zurückkehren soll. Nur so werdet ihr erkennen, dass Weizen manchmal nicht von Spreu zu trennen ist.‹«
Zuerst hast du nichts gesagt, weißt du noch? Du hast mich nur angeschaut und geschwiegen. Ich dachte, vielleicht hätte ich etwas falsch gemacht oder einen Satz vergessen oder ein paar Wörter vertauscht, ich dachte, ich hätte vielleicht irgendetwas falsch gemacht, aber dann bist du aufgestanden und losgelaufen.
»Wir müssen mit Falkenstern sprechen«, sagtest du.
Ich sprang dir nach und versuchte, dich aufzuholen, um dir ins Gesicht zu sehen, herauszufinden, was ich falsch gemacht haben könnte, um dich irgendwie dazu zu bringen, zu sprechen, irgendwie - wie naiv ich doch nur war, damals, dass ich glaubte, dich mit einem einfachen Blick zum Reden bringen zu können, wenn es Monde des Vertrauens nicht getan hatten.
Aber davon wusste ich ja noch nichts, damals. Damals dachte ich, ein Blick würde reichen. Damals dachte ich, du würdest mir so sehr vertrauen wie ich dir.
Und darin habe ich mich geirrt. Ich habe mich in dir geirrt. Ich dachte, du wärest jemand anders gewesen.
Als ich merkte, dass ich dich nicht einholen konnte, blieb ich stehen. »Gerstenfeder?«, fragte ich.
Widerwillig warst auch du stehengeblieben. Deine Ohren zuckten nervös, Sternenlicht spiegelte sich in deinen Augen, die ich nur halb sah, weil du deinen Kopf nicht in meine Richtung drehen wolltest. Ich dachte, es wäre vielleicht, weil du nach Hause möchtest. Ich dachte so viel und so wenig davon war wirklich so.
»Was ist denn? Wir sollten zurück.«
Ich sah dich an, neigte den Kopf. Deine Stimme tat mir weh, weißt du das? Sie klang so abweisend. So fremd. So, als wäre ich einfach irgendjemand, der dich nichts angeht. War ich das für dich? War ich nicht mehr für dich in dieser ganzen Zeit, mehr als nur das? Ist das der Grund, wieso du mir nie erzählt hast, was geschehen ist?
»Es ist nichts«, sagte ich und starrte auf den Boden. »Wir sollten zurück.«
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WarriorCats - Als ich glaubte
Fanfiction»Ihr beide?« Unser Anführer sträubte das Fell. »Ich kann euch unmöglich beide weggehen lassen. Waldherz hatte den Traum, er kann doch gehen.« Und ich wusste nicht, wieso du gezögert hast, damals. Ich wusste nur, was ich wollte, damals. »Ich brauche...