"Kylie, wo hast du dein Board?", hörte ich seine Stimme aus der Garage. Ich wandte mich vom Kühlschrank ab und antwortete ihm: "Das muss oben auf dem Regal liegen. Siehst du es?"
Ich schnappte mir das restliche Essen und legte es in den Picknickkorb. Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Ich finde es nicht"
Ich seufzte und machte mich auf den Weg in die Garage. Ich sah mein Board noch bevor ich den ersten Schritt durch die Tür gesetzt hatte.
"Mason, da ist es doch....", setzte ich an, doch plötzlich wurde ich an der Hüfte gegriffen und rumgewirbelt. Mason stand mir nun so nah, dass ich seinen flachen Atem auf meiner Wange spürte.
"Hey, du hast gelogen", flüsterte ich leicht belustigt.
"Ich konnte es einfach nicht mehr abwarten, da zu tun", sagte er bevor er seine weichen Lippen auf meine senkte. Ich genoss unseren Kuss. Ich legte meine Hand auf seine Brust, woraufhin er zusammenzuckte. Ich fuhr erschrocken zurück.
"Oh Gott, das tut mir Leid!", entschuldigte ich mich schnell.
Er lächelte zufrieden: "Nicht schlimm. Es ist schon fast alles ordentlich verheilt."
Daraufhin lächelte ich ihn auch leicht an.
Mittlerweile waren zwei Monate vergangen seit diesem Tag. Masons Schwellungen waren komplett zurückgegangen, meine Schulter und mein Rücken waren schon verheilt. Manchmal schoss ein reizender Schmerz durch mein Schulterblatt, was aber normal sei, wie der Arzt meinte. Mason hatte allerdings schwerere Verletzungen abbekommen. Einige Rippen waren gebrochen und er war übersäht mit blauen Flecken. Es war echt hart, ihn so zu sehen. Er hatte gegenüber Luke keine Anzeige gestellt, da er immer noch sein Bruder war, dem er das Leben nicht versauen wollte. Jedoch konnte ich sicher sagen, dass er selbst sein Leben wohl nun scheiße fand. Seine Eltern hatten ihn auf ein reines Jungeninternat geschickt, was dazu auch noch in North Carolina lag. Er lag also eine reichliche Distanz zwischen uns, worüber ich sehr froh war. Die ersten Wochen waren schwer gewesen. Ich realisierte, dass alles wirklich die bittere Wahrheit war und musste es akzeptieren. Obwohl ich Luke geliebt hatte, war davon nichts mehr zu spüren. Was passiert war, hatte all meine Ansichten über ihn komplett geändert, sodass es mir nicht schwerfiel, ihn zu vergessen. Mason trug viel dazu bei. Er unternahm einiges mit mir und wir hatten viel Spaß. Er wusste, dass er mir erst einmal Zeit lassen sollte, mich von Luke zu lösen, aber er wusste auch, dass ich ihn liebte. Daran hielt er die Wochen lang fest und tat alles dafür, dass es mir besser ging. Dafür war ich ihm sehr dankbar.
"Die Wellen heute sind klasse!", rief Mason erfreut als er seinen Sportwagen auf den kleinen Parkplatz auf den Klippen fuhr, von wo aus man das Meer sehen konnte.
"Ja, sie sind höher als sonst", stellte ich fest und stieg aus dem Auto. Wir schnallten unsere Boards vom Dach des Autos ab und nahmen unsere restlichen Sachen. Dann gingen wir langsam den schmalen Sandweg entlang zum Strand.
"Weißt du, als ich das letzte Mal surfen war, hatte ich sehr viel Spaß", meinte ich nach einer Weile.
"Ach ja?", Mason schaute mich an und lächelte.
"Eigentlich wollte ich nie wieder surfen, aber eine Person hat mich dazu gebracht und ich bin ihm sehr dankbar", redete ich weiter.
Er lächelte wissend: "Und wer war diese Person?"
"Das musst du alleine herausfinden!", lachte ich und rannte los, um die letzten Meter zum Wasser zu überbrücken. Ich ließ mein Board in den Sand fallen und stellte den Picknickkorb ab. Dann zog ich schnell meine Flipflops aus und ließ die sanften Wellen über meine Füße schwappen. Das kalte Wasser tat gut und entspannte mich. Plötzlich wurde ich von hinten geschupst und fiel ins Wasser. Ich kämpfte mich auf meinen Po, sodass ich nun saß und schaute in das lachende Gesicht von Mason.
"Du MONSTER!", schrie ich lachend und sprang auf. Ich rannte klitschnass auf ihn zu und umarmte ihn fest. Zuerst wandte er sich unter meinem Griff, legte dann jedoch sein Kinn auf meinen Kopf. So blieben wir eine Weile stehen.
"Gern geschehen", sagte er nach einer Weile.
"Wofür?", fragte ich ihn verwundert.
"Dass du wegen mir wieder surfst", meinte er, woraufhin ich lächelte. Natürlich wusste er die ganze Zeit, dass ich von ihm sprach.
Ich befreite mich aus seinem Griff und schaute ihn fordernd an: "Freu dich mal nicht so früh! Jetzt bist du nämlich nicht mehr der beste Surfer."
"Das werden wir ja noch sehen!", erwiderte Mason grinsend, zog seine Klamotten aus, sodass er nur noch seine Badeshorts trug und rannte mit seinem Surfboard ins Wasser.
"HEY!", rief ich ihm empört hinterher, zog mich bis auf den Bikini aus und schnappte ebenfalls mein Board, um ihm zu folgen.
Ich wusste nicht, was sich zwischen uns noch alles entwickeln würde. Aber ich wusste, dass ich ihn liebte und er mich. Das war alles, was in dem Moment zählte, denn wir sind im Hier und Jetzt. Wir sollten die Vergangenheit vergessen, all die schlimmen Dinge, die geschehen sind, vergessen und uns auf die Zukunft freuen, die wir hoffentlich gemeinsam erleben.
Aber jetzt musste ich zuerst meine eine Welle suchen, mit der ich Mason auf jeden Fall schlagen konnte. Obwohl... Gab es daran Zweifel?
The End ♥
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One Wave
Teen FictionKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...