WarriorCats-Das Geheimnis der Sonne

37. Kapitel

Die ganze Nacht hatte Schmutzpfote kaum ein Auge zugemacht. Rußnarbe, der Kater mit den seltsamen, gekreuzten Narben über seinen halben Körper, sollte Sonnenstrahls Sohn sein. Zuzugeben, beide waren Einzelgänger und nicht sonderlich gesprächig, aber es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass die beiden verwandt wären. Und nachdem sie Libellenflügel noch weiter ausgequetscht hatte, wusste sie nun auch, wer seine Mutter war. Aschenweide. Kein Wunder, dass die gefleckte Kätzin so gut über Sonnenstrahl Bescheid wusste. Nur warum war niemand bereit, über die Ereignisse in der Vergangenheit zu sprechen?

Es war wohl das Beste, mit Rußnarbe direkt zu reden, als sich die Antworten wieder über eine andere Katze zu suchen, diesmal würde sie nicht einfach so darum herumkommen, wie mit Farnsilber.

Als die Sonne in den Bau linste, und Schmutzpfote aus einem leichten Dämmerschlaf weckte, kam sie sich vor, als wäre sie von einem Monster erwischt worden. Ihre Muskeln und Kratzer schmerzten und der fehlende Schlaf machte sich nicht gerade unauffällig bemerkbar. Das Licht blendete sie und jede Bewgung sandte kleine, brennende Wellen durch die Krallenwunden an ihrem Rücken. Vermutlich hatte die Wirkung der Salbe über die Nacht nachgelassen. Ob sie sich bei Ottersee Nachschub holen sollte?

Am liebsten hätte Schmutzpfote die Augen gleich wieder zugemacht, sich umgedreht und hätte weiter gedöst, aber auch das wurde ihr nicht gegönnt.

"Guten Morgen, Schwesterherz!", kam da die fröhliche Stimme eines weißen Fellballs aus dem Nest neben der braun Getigerten.

Himmelspfote...

Widerwillig hob Schmutzpfote den Kopf.

"Guten Morgen", murmelte sie. Sie gab es nicht gerne zu, aber Himmelspfotes Enthusiasmus ging ihr manchmal auf die Nerven und sie ahnte bereits, dass die weiße Schülerin den Morgen ebenso mit Geschichten von ihren großartigen Kampfzügen füllen würde, wie den letzten Abend, als Schmutzpfote eigentlich versucht hatte, nachzudenken. Sie gönnte ihrer Schwester den Sieg über diesen Flohpelz, aber langsam war sie die Geschichte leid.

"Wollen wir schnell nachsehen, ob von gestern noch Beute übrig geblieben ist? Ich habe einen Riesenhunger", zwitscherte Himmelspfote fröhlich und begann schon damit, Schmutzpfote aus ihrem Nest zu stupsen.

Murrend rollte sich die braune Kätzin auf ihre Pfoten und stand auf. Auch wenn sie nicht wirklich wach war, Beute hörte sich gut an und allein der Gedanke ließ ihren Magen leise aufknurren. Vielleicht war ja tatsächlich noch das ein oder andere Beutestück da.

Während Schmutzpfote mit ihrer Schwester aus dem Bau auf die helle Lichtung trat und diese überquerte, sah sie, dass Moosschwinge bereits die Morgenpatrouillen zusammenstellte. Schmutzpfote wusste, dass sie heute noch nicht wieder dabei sein würde, da Sonnenstrahl für eine Patrouille nicht unverletzt genug geblieben war. Ihm waren mindestens drei Tage Ruhe verordnet worden, und solange hoffte die Schülerin, dass sie auch im Lager bleiben konnte...zumindest dachte sie so, seit ihrer Kratzer angefangen hatten, wütend zu pochen und zu stechen, sodass keine Position bequem war.

Die zwei Morgenpatrouillen verließen schon das Lager, eine hatte bestimmt die Aufgabe, den Wiesenstreifen zur Sicherheit noch einmal zu überprüfen, damit die Streuner sich nicht nächtlich wieder zurückgeschlichen hatten.

Vom Frischbeutehaufen war wenig übrig geblieben und Himmelspfote schnappte sich die einzige Maus sofort und brachte sie zu Kastanienfall. Königinnen aßen zuerst, das wusste Schmutzpfote natürlich auch, aber der Geruch der fetten Beute ließ sie dann doch wünschen, dass Himmelspfote eine von den Eidechsen oder Fröschen für ihre ehemalige Mentorin ausgesucht hätte. Seufzend nahm sich Schmutzpfote einen Frosch und zog sich an einen Grasfleck zurück, wo ihre Schwester sie auch bald einholte, im Maul ebenfalls einen Frosch.