S i e b e n u n d z w a n z i g | J a y c e

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Ich überprüfte zum gefühlt hundertsten Mal, ob auch alles genauso an Ort und Stelle saß, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Neben mir wuselte Rose zwischen den Lichterketten herum, während Josey mit kritischem Blick die kleinen Snacks beäugte, die Kacey sorgfältig auf den Decken verteilt hatte.

Die Mädels hatten mir dabei geholfen, den See in eine 'ekelhafte Kitsch-Kulisse' zu verwandeln, wo 'selbst pinke Einhörner Regenbögen kotzen würden', wie Evelyn meine Arbeit schmeichelnd umschrieben hatte.
Ich war zuversichtlich gewesen, Gwendolyn diese Geste gefallen könnte, doch die Worte ihrer Freundin hatten mich verunsichert.

Zwar hatten mir meine Schwestern geraten, meiner Verlobten etwas mehr Zeit zu geben, doch nach nur drei Tagen hatte ich es schlichtweg nicht mehr ausgehalten und Kacey, sowie Evelyn und Zac, in den Elverstone Palace bestellt, um mir dabei zu helfen, Gwendolyn meine Sicht der Dinge zu erklären.
Ich wusste nicht, ob es etwas an der Situation ändern würde, sollte sie die Hintergründe erfahren, die mich dazu bewegt hatten, dieses Geheimnis vor ihr zu verbergen, aber ich wollte nichts unversucht lassen, um die Schmerzen in ihrer Brust zu lindern.

Nicht etwa, weil die Hochzeit in weniger als einer Woche stattfinden sollte, sondern auch, weil ich ihre Anwesenheit vermisste. Die Art und Weise, wie sie die Augen verdrehte oder mir irgendwelche Beleidigungen um die Ohren knallte. Einfach sie.

"Bist du sicher, dass das genug ist?" Joseys Stimme riss mich aus meinen Gedanken und als ich mich zu meiner Schwester herumwandte, starrte sie immer noch mit zusammengekniffenen Augen auf die kleinen Häppchen.
"Ich will hier keinen Brunch veranstalten, Josey. Für zwei Personen reicht das völlig."
Meine Schwester schien das nicht zu überzeugen. Sie legte die Stirn in Falten und ließ ihren kritischen Blick über die Früchte und Brötchen schweifen, ehe sie mich fixierte.
"Ja, aber Gwen ist psychisch völlig am Ende, weil irgendein Arschloch, dessen Namen ich nicht nennen werde, auf ihren Gefühlen herumgetrampelt hat. Das Mädchen braucht etwas zu Essen!"

"Erstens", mischte sich Evelyn in das Gespräch ein und stieß ein kleines hüsteln aus: "Jayce." Sie schenkte mir einen vernichtenden Blick und erst da begriff ich, dass sie lediglich Joseys 'irgendein Arschloch' freundlicherweise ausgefüllt hatte.
Auch wenn ich ihren Ärger auf mich verstehen konnte, verdrehte ich genervt die Augen.
"Zweitens, Goldlöckchen hat recht. Wenn Gwen sauer ist, verputzt sie mehr als ein Blauwal. Und bei Teufelsnamen, sie ist verdammt sauer. Viel Glück, Prinzessin."
Jetzt lag ein spöttisches Lächeln auf ihren Zügen.

"Jetzt lasst den armen Kerl in Ruhe." Kacey trat an meine Seite und legte mir beruhigend die Hände auf die Schultern. "Er kann nichts dafür, dass er mit dem männlichen Geschlecht verflucht wurde. Und immerhin hat sein Erbsenhirn schon begriffen, dass er etwas falsch gemacht hat. Oder, Jay?"

Ohne auf die Sticheleien meiner Cousine einzugehen, wich ich von ihr zurück, sodass ihre Hände ins Leere fielen, und richtete meine Aufmerksamkeit stattdessen wieder auf Gwens Freundin.
"Wo ist Zac gerade mit ihr?"

Evelyn hatte Gwen zuerst an den See gelockt, wo Zac die beiden Mädchen bereits erwartete. Ich hatte mir gedacht, dass eine positive Überraschung sie vielleicht friedlicher stimmen könnte, bevor ich mit der Tür ins Haus fiel und um Gnade winseln würde, wie ein elendiger Hund.
Zac war also für die Ablenkung zuständig, während Kacey, Rose, Josey, Evelyn und ich die Decken mit Kissen und Snack verziert hatten und diverse Lichterketten über die Äste der Bäume gespannt hatten.

"Ich hab ihm gesagt er soll sie ein paar Mal um den See führen." Evelyn hob lässig den Arm über den Kopf und streckte sich mit einem gemächlichen Seufzen. Meine geschockte Miene schien sie dabei gänzlich zu ignorieren.
"Denkst du, dass das eine besonders gute Idee ist?", warf Rose zögerlich ein und streifte sowohl mich, als auch Gwens durchgeknallte Freundin mit einem verunsicherten Blick. Doch Letztere zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. "Warum denn nicht?"
"Weil wir vielleicht seit einer Stunde hier alles aufbauen und du uns erst jetzt sagst, dass sie hier jederzeit auftauchen könnte?!", knurrte ich sie verärgert an. Wie konnte man denn nur so dämlich sein?
Doch Evelyn wischte meine Bedenken mit einer einfachen Handbewegung zur Seite. "Du führst dich auf, als ob Gwen eine sportlich aktive Person wäre. Wir haben noch locker eine halbe Stunde, bis die Beiden hier aufkreuzen. Der See ist riesig. Entspann dich."

Irgendwo zwischen Wahrheiten und LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt