Mein Kopf drückte und meine Gedanken schwirrten umher.
Sollte ich diesen einen Schritt tun?
Sollte ich all dem Leid ein Ende setzen?
Eigentlich wusste mein Herz schon längst die Antwort, doch mein übrig gebliebener Verstand wollte diese nicht akzeptieren.
Für ihn gab es immer einen Grund weiterzuleben. Ein Grund, der mich von dem Abhalten sollte, was ich vorhatte. Der mich umkehren lassen sollte.
So viele Menschen in meinem Leben hatten zu mir gesagt, ich solle stark bleiben. Doch für wen sollte ich stark bleiben? Alle waren bereits gegangen und hatten mich in einer erdrückenden Dunkelheit zurückgelassen.
Meine Beine zitterten und haltsuchend schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper. Ich war mir bewusst, was dieser eine Schritt bedeutete und was er anrichten würde. Doch trotzdem wollte ich es tun.Bleib stark, Jessica! Bleib für mich und vorallem für dich stark! Und denk immer daran, ich liebe dich!
Die traurige Erinnerung blitzte wieder vor meinen Augen auf und die letzten Worte meiner Mutter ließen die schon so lange unterdrückten Tränen aufkommen.
Auch sie hatte mich verlassen. Sie, der einzige Anker der mir bisher die Sicherheit gegeben hat, die ich brauchte. Dieser eine Anker hatte sich gelöst und hatte mich alleine in der stürmischen See ertrinken lassen. Er war davon getrieben, einfach so.
Mein Blick schweifte auf meine dünnen Schuhe und eine kleine Träne verließ meinen Augenwinkel. Sie tropfte auf den kalten Bürgersteig unter mir und vermischte sich mit den nassen Spuren des Regens.
Langsam löste sich mein Fuß vom Boden und bewegte sich vorsichtig weiter auf den Asphalt zu.
Autos fuhren an mir vorbei und ließen meine Haare umherwehen. Mein Blick lag noch immer auf meinem Fuß, welcher sich nun langsam senkte.
In meinem Kopf herrschte langsam Ruhe und meine schönsten Erinnerungen bildeten sich von neuem in meinem Gedächtnis. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ließ mich einen kurzen Funken Freude empfinden.
Mein Fuß berührte nun schon den Rand der kleinen Landstraße und der andere folgte sofort. Mein gesamter Mut spiegelte sich in meiner Handlung wieder und ließ mich für einen kurzen Moment zögern.
War es wirklich das richtige?
Ich hatte meiner Mutter versprochen stark zu bleiben, doch war kläglich gescheitert. Ich hatte es versucht, 3 Jahre lang, doch der Schmerz hatte mich von innen aufgefressen und nun war ich nur noch eine Hülle die nur durch ihre Knochen aufrecht gehalten wurde.
Ich schüttelte die Zweifel an meiner Aktion ab und tat noch einen Schritt.
Ein Schritt, der mich fliegen ließ.
Ein Schritt, der mich erlösen sollte.
Alles zog nur noch in Zeitlupe an mir vorbei und nur leise nahm ich eine Hupe wahr. Langsam drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam und blickte in zwei grelle Lichter, die immer größer wurden. Mein Verstand schrie sich die Seele aus dem Leib und versuchte mich zurückzuziehen. Doch mein Herz war stärker.
Ich blieb stehen.
Mit einer gewaltigen Wucht wurde mein Körper von den Füßen gerissen und kurz flog ich durch die Luft.
Mein Körper machte Begegnung mit dem nassen Asphalt und das dröhnen war wieder in meinem Kopf aufgetaucht.
Stimmen schrien und Schritte ließen bei jeden Schritt den sie taten, die Erde beben. Meine Augen waren weit aufgerissen, um jeden letzten Moment auf dieser grausam Welt aufzunehmen. Schwarze Chucks erschienen in meinem Blickfeld und jemand ging in die Hocke. Vorsichtig hob ich meinen Kopf und blickte in Grün. Ein Grün, was von Verzweiflung getrübt war. Ein Grün, was mir den Atem raubte.
Hände schüttelten meine Schultern, doch mein Blick blieb mit diesen grünen Augen verhackt. Meine Lippen öffneten sich leicht und mit letzter Kraft hauchte ich diese letzten Worte, die ich dem Menschen vor mir widmete.
,, Danke".
DU LIEST GERADE
One Step ~H.S.~
FanfictionEin Schritt, der alles verändern kann. Ein Schritt, der alles in schwarz taucht. Ein Schritt, der Schmerzen bedeutet. Ein Schritt, der alles beenden kann. Ein Schritt, der einem die Hilfe schenkt die man braucht. Ein Schritt, der Erlösung versprich...