11. Mitternacht

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Endlich hatte Merlin es aus ihrem Mund gehört. "Bist du eine Druidin?" fragte Merlin sie. Sie schüttelte den Kopf "Ich bin noch nie einem Druide begegnet."

"Und was ist mit deinen Eltern? Wo leben sie?" 

"Ich habe keine Eltern. Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen." sagte sie und Merlin sah, wie bedrückt sie bei diesem Thema schien. "Und das tut mir leid." sagte Merlin. "Das macht nichts, ich bin daran gewöhnt, auf der Flucht zu sein." kam es von ihr und wandte sich ein müdes Lächeln ab.

"Camelot ist schon das siebte Land, wo ich um eine Obhut bitte." Merlin war Überrascht. "Was war mit den anderen sechs?"

"In meinem Heimatland, dass ungefähr einen zehn Tagesmarsch von hier entfernt liegt, wurde ich von einer Hexe verflucht. Direkt danach, verwandelte ich mich vor aller Augen in ein Monster. Ich war erst acht Jahre alt, als sie mich aus der Stadt verscheuchten. Mit viel Glück überlebte ich einige Tage in den Wäldern, als ich dann das nächste Königreich fand. Ich hatte meine Zauberkraft grade erst entdeckt, weshalb ich sie nicht wirklich kontrollieren konnte. Ich dachte, der Fluch wäre verflogen, doch irgendwann wurde mir klar, dass es kein Entkommen gab. Du kannst dir vorstellen was passiert war."

Merlin nickte.

"Dort galt ich als besessen und wurde zur Todesstrafe verurteilt. Mir gelang es noch zu fliehen. So ging es immer weiter, doch ab einem bestimmten Punkt an, scheute ich mich nicht sogar Menschen zu verletzen. Niemand von ihnen hatte je etwas anderes als ein Monster in mir gesehen. Irgendwann verbreiteten sich Nachrichten unter verbündeten Ländern, dass ich eine Zauberin, die hochgradig gefährlich ist, sei." um so mehr Gründe sie aufzählte um so wütender wurde sie und besonders als sie über das 'Biest' sprach, sprang sie auf und trat mit aller Kraft auf den Boden, sodass sie eine Schallwelle auslöste und Merlin dabei weg schleuderte.

Merlin prallte gegen die Steinwand hinter sich und stöhnte vor Schmerz laut auf, als er wieder auf den Boden sank und benommen liegen blieb. "Nein!" schrie Lorella als sie bemerkte, was sie angerichtet hatte "Was hab ich nur getan?!" flüsterte sie bitter, als sie zu ihm auf die Knie stürzte und versuchte seine blutende Kopfwunde mit ihren Händen zu stoppen, was ihr aber nicht gelang, denn ein weiterer schmerzerfüllter Stöhner löste sich aus Merlins Kehle. "Nein, nein, du wirst mir hier nicht sterben, nicht so einen unehrenvollen Tod durch mich, und vor allem nicht hier im Dreck an einer Kopfwunde!" sprudelte es aus ihr nur so heraus und sie versuchte Ruhe zu bewahren.

Sie legte ihre Stirn an seine und legte ihre Hand erneut an Merlins Wunde und schloss die Augen. "pufonimst adl fram Guman!" flüsterte sie und als sie ihre Augen wieder öffnete sah man noch das kurze Aufleuchten ihrer farbigen Iris. "Merlin? Komm schon, wach auf!" sagte sie, als sie die Augen fest zusammenkniff und darauf hoffte, dass er etwas von sich gab, doch es kam nichts. "Nein." hauchte sie und die Tränen sammelten sich schon in ihren Augen. "Nih wnen." nuschelte Merlin noch total benommen und öffnete allmählich seine Augen.

Lorella war positiv überrascht, als sie ihre Hand von seinem Kopf nahm und keine Wunde mehr sah, sondern nur noch Blutreste. 

"Was hast du gesagt?" fragte sie ihn "Nicht weinen." wiederholte er sich "Es tut mir so leid, dass wollte ich nicht. Ich ... ich-"
"Du musst lernen deine Magie unter Kontrolle zu kriegen." riet Merlin ihr. "Aber ich weiß nicht wie dass funktionieren soll, ich kenne nur dich und Gaius die Zauberkräfte haben, mal ganz abgesehen von Morgana." sagte Lorella verzweifelt. 

Merlin setzte einen fragenden Blick auf "Gaius und mich? Wir sind keine Zauberer." versuchte Merlin sich noch zu retten, doch sofort kam ein skeptischer Blick von Lorella. "Merlin, ich habe euch letzte Nacht gehört, wie ihr über mich geredet habt. Und selbst als du sagtest 'Das Buch der Alten Religion' wurde mir sofort klar, dass ich nicht alleine bin. Auch du kannst zaubern, genauso wie Gaius." sagte sie überzeugt. "Ich bin aber kein Zauberer und Gaius auch nicht!" sagte er nun energischer.

"Ich habe mit Gaius noch geredet nachdem er aus deinem Zimmer gekommen war. Er hatte keine Chance mich zu überzeugen, dass es anders sei. Dass ihr keine Zauberer seit, doch er hat mir alles erzählt." gestand sie "Bitte, Merlin. Es ist mir wichtig, dass ich nicht alleine bin, sonst wird das vielleicht das letzte Land sein, in das ich Einzug bekommen habe, denn danach wird sehr wahrscheinlich die ganze Welt wissen, dass ich eine Zauberin bin. Und dann gibt es kein entkommen für mich." Lorella schien sehr verzweifelt zu sein, denn eines stand fest: Sie brauchte Merlin nun mehr als je zuvor!

Merlin dachte einen kurzen Moment nach und wusste, dass es wohl besser war, wenn sie ihre Magie unter Kontrolle bekäme, sonst würde sie wohl später wirklich noch Arthur umbringen.

"Na gut, ich werde dir helfen, dich und deine Magie zu kontrollieren, aber dafür wirst du jetzt zurück zu Gaius nach Camelot gehen." sagte Merlin und Lorellas Gesicht hellte sich zu einem Lächeln auf. "Ich finde, das ist ein guter Kompromiss!" stimmte sie ihm somit zu und sprang auf. Merlin stand ebenfalls auf und mit einem Lächeln verabschiedeten sie sich von einander. Sie gingen auf die Lichtung in die entgegengesetzten Richtung von einander und Merlin sah ihr noch für einen kurzen Moment nach, als sie auf einmal ruckartig stehen blieb und zu zittern begann.

Lorella fiel auf die Knie und wimmerte leise "Mitternacht!" Merlin wollte zu ihr stürmen, doch er wurde von ihrer warnenden Hand zum stoppen gebracht. Sie wandte ihren Kopf zu ihm, dessen Mimik angst- und schmerzerfüllt war und formte mit ihrem Mund ein eindeutiges Wort : Lauf!

Dann grub sie sich mit ihren Fingern in die feuchte Erde und ihre Tränen benetzten ein weiteres mal den schlammigen Boden. Merlin konnte nicht anders, er musste gehen. Er konnte nicht mit ansehen wie sie sich dort quälte. Er konnte sich nie ausmalen, wie eine Verwandlung so schmerzhaft sein könnte. Er rannte in den schützenden Wald und konnte nicht anders als noch einmal zurück zu Lorella zu sehen, die sich gerade vom Boden abdrückte und einen schrillen schmerzerfüllten Schrei herausprustete. Merlin zerbrach es das Herz, sie zurück zu lassen. Er lief so schnell er konnte zurück zum Lager und legte sich ganz leise wieder zu den anderen, als er plötzlich einen erneuten schrillen Schrei eines Vogels hörte. Um genau zu sein, dem eines Greifen.

Merlin - Die neuen Abenteuer - Im Bann des GreifenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt