Ziellos fuhr ich umher, bis ich gut eine Stunde entfernt eine kleine Bar entdeckte. Mein Frust war nicht abgeklungen und so beschloss ich kurzerhand meinen Kummer zu ertränken, die Gedanken an Izzy zu unterdrücken.
Ihre Sturheit war nur eines von den Dingen die ich so an ihr liebte und doch war es gerade genau das, was mich so in Rage versetzte ;
Sie wusste das ihr Vater alles andere als ein Engel war, das er alles in seiner Macht stehende tat um unsere Beziehung und Ehe zu boykottieren und doch ließ sie sich von ihm manipulieren und einlullen - weil sie einerseits immer irgendwie den Wunsch hatte das er sich in dieser Hinsicht ändern würde - andererseits war Calare aber auch ein Mann der verdammt gut log.
Er hatte gezielt kleine Stiche gesetzt um mich zu provozieren und stellte sich dann als Unschuldslamm hin.Ich betrat die Bar und sah mich um. Nur ein paar typische Gäste, deren Leben wohl noch beschissener war als meines im Moment neigten ihre Köpfe über ihre Gläser, tief im Inhalt des Glases versunken. Sie beachteten mich gar nicht und das war mir nur recht.
Hinter der Bar stand eine ältere Frau, die irgendwo in den 80ern hängen geblieben war. Ihr Haar war furchtbar frisiert und bis auf das fehlende Stirnband wirkte sie, als wollte sie zum Aerobic Kurs aufbrechen. Der grell pinke Lippenstift war bizarr.
Ich setzte mich auf den Barhocker und resümierte meine Situation als sich die Barfrau näherte.
"Hey Hübscher, was darfs denn sein?", säuselte sie und leckte sich die Lippen.
Ohne sie überhaupt zu beachten bestellte ich ein Bier und starrte weiter auf die verschmutzte Theke, an der Bier Reste und anderer Kram klebte. Hin und wieder versuchte sie zwar mich an zu flirten, weil sie offenbar nicht merkte das ich kein Interesse hatte, aber nach einer Weile ignorierte sie mich, wie ich sie.
Gott sei Dank.
Die Zeit verging schleppend und so trank ich ein Bier nach dem nächsten, bis eine Gruppe junger Leute die Bar betrat und für Aufsehen sorgte. Die jungen Männer, nicht älter als 20, versuchten ihren weiblichen Begleitern zu imponieren, übten typisches Platzhirsch Gehabe aus. Die Bar die eben noch so ruhig und fast schon unangenehm war wandelte sich in eine Zeitbombe. Besonders die Gestalten die schon bei meinem eintreffen resigniert über ihrem Bier hingen schienen den Aufruhr als störend zu empfinden.
Es dauerte nur wenige Minuten bis der erste Alkoholiker versuchte, eines der jungen Mädchen zu begrapschen und da die Jungs mit denen sie hier her kam so mit sich selbst beschäftigt waren um einzugreifen, hatte sie ihre liebe Mühe den aufdringlichen, versoffenen Idioten Einhalt zu gebieten.
Sie erinnerte mich irgendwie an Izzy, auch wenn sie optisch ganz anders aussah. Ihr gewelltes schwarzes Haar passte zu ihrer knappen Kleidung, doch ihr Temperament und ihr Organ kamen Izzy's gleich. Ich kippte den Rest meines Bieres herunter, überlegte ob ich es einfach ignorieren sollte, griff dann aber schließlich doch ein.
"Hey, ich glaube die Kleine hat deutlich gemacht das sie auf deinen besoffenen Arsch keine Lust hat, Opa. Lass sie in Ruhe.", knurrte ich als ich mich zu den beiden drehte. Der alte Sack hatte Probleme mich richtig wahrzunehmen, doch dann lächelte er. Die fauligen Zähne in seinem Mund kamen zum Vorschein.
"Halt dich da raus, du Schnösel.", spuckte er in meine Richtung, was mich augenblicklich auf die Beine zog. "Du hast hier gar nichts zu melden."
Autsch.
Ehe er wusste wie ihm geschah, riss ich ihn an seinem versifften Shirt von dem jungen Mädchen weg, das mich mit großen Augen ansah. Ich war nicht mehr ganz Herr meiner Sinne, dachte für einen kurzen Moment Izzy stünde vor mir und packte fester zu. Er hatte keine Chance gegen mich und doch wehrte er sich, versuchte sich von mir zu lösen, als ich ihn hinaus auf die Straße zog. Mit einem Schubs ließ ich ihn schließlich los und baute mich vor ihm auf.
"Verpiss dich und schlaf deinen Rausch aus bevor du etwas tust was du bereust.", knurrte ich. Ich hatte keine Angst vor ihm, im Gegenteil. Ich lauerte sogar darauf das er mich angriff, was er dann tatsächlich auch versuchte.
Er stolperte vorwärts, holte mit der Faust aus und traf ins leere, weil ich ausgewichen war. Der Zorn der in ihm hoch stieg ließ ihn wütend auf schreien als seine Hand den Asphalt berührte, was zur Folge hatte das die meisten aus der Bar hinaus traten und wie Schaulustige zusahen. Einzig das Mädchen, welches ich vor ihm beschützt hatte, griff ein.
"Schon gut, ich mach das, Danke.", flüsterte sie und sah mir dabei ungewöhnlich lange in die Augen. Ihre hatten die selbe Farbe wie Izzy's. Ihr Mut ließ mich Gespenster sehen, die nicht da waren. Nur schwer konnte ich mich von ihrem Gesicht los reißen, aber der Alkoholiker nutzte seine Chance. Mit einem gezielten Schlag traf er mich und ich taumelte zurück.
Die Fesseln die meine Wut zu zähmen versuchten waren gebrochen und so stürzte ich mich auf den Kerl, schlug immer wieder auf ihn ein und ließ all meinen Frust an ihm aus, bis er sich nicht mehr rührte. Dank der Laute die aus seinem Mund kamen wusste ich das er noch lebte, zügelte mich endlich aufzuhören.
Die Barfrau kam heraus und sah mich wütend an. Als würde es irgendetwas entschuldigen warf ich ihr Geld entgegen und verließ die Shit Show. Auf dem Weg zum Wagen hörte ich Schritte hinter mir. Ich tat so, als hätte ich es nicht bemerkt, bis ich zur Tür kam. Blitzschnell fuhr ich herum, griff instinktiv nach dem erst besten was ich greifen konnte und sah dann das erschrockene Gesicht des Mädchens.
Sie war mir gefolgt.
"Scheiße...", grummelte ich und ließ sie los. "Tut mir leid, ich dachte der Sack will ne zweite Runde."
Zittrig fuhr sie sich durchs Haar, dann sah sie mir direkt in die Augen.
"Ich glaube er hat genug. Ein fieser Kater wird morgen nicht sein einziges Problem sein.", gab sie zurück. "Ich wundere mich bloß, wieso du dich eingemischt hast."
Tja.. Was sollte ich ihr sagen? Das sie mich etwas an meine Frau erinnerte? Das ich es nicht mochte, wenn Frauen so behandelt wurden? Das ich einfach nur ein Ventil gesucht hatte, an dem ich mich abreagieren konnte?
Ich wusste es ja nicht einmal selbst so wirklich...
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K I N G × Geliebter Feind
Mystery / ThrillerIch hatte alles im Griff, bis Izzy mich unvorbereitet erwischte. Sie hasst mich. Aber ich werde alles daran setzen, daß zu ändern.