Schmutzpfote weigerte sich, zu fühlen.
Sie fühlte den Schmerz in ihren vielen Kratzern und in ihrer Pfote nicht, die gebrochen war. Sie hatte keinen Schmerz gespürt, als Ottersee die entzweiten Knochen wieder in die richtige Position geschoben hatte. Auch nicht, als sie ihr eine Schiene aus Zweigen angelegt hatte, oder brennende Salben in ihre Wunden geleckt hatte.
Sie spürte keine Dankbarkeit. Nicht gegenüber ihrem Vater oder ihren Schwestern, die bei ihr waren. Nicht gegenüber Jubelpfote, die ihr und Sonnenstrahl besorgt gefolgt war und Hilfe geholt hatte, als die Bestie gekommen war. Nicht gegenüber der braunen Heilerin, die sich alle Mühe gab, ihr Kräuter einzuflößen, die alles lindern sollten. Aber Schmutzpfote brauchte die Kräuter gar nicht um nichts mehr zu fühlen.
Alles in ihr war leer. Die Leere hatte alles verschlungen und ließ ein großes Nichts zurück. Nichts zu fühlen, nichts zu denken war mehr da.
Ottersee hatte ihr verboten, aus dem Nest zu kommen, um Sonnenstrahls Totenwache beizuwohnen, aber Schmutzpfote war es egal. Sie verstand erst jetzt, wie Nichtssagend diese Zeremonie war. Keine netten Worte und ehrende Stille würden Sonnenstrahl je wieder zurückbringen.
Schmutzpfote legte den Kopf auf die Pfoten und schob die Mohnsamen, Thymianstängel und den Geißfuß von sich, die Ottersee ihr gebracht hatte. Sie lauschte nur dem Wind, der Ameisensterns Worte zu ihr hinübertrug.
"Heute haben wir einen großartigen Krieger verloren. Sonnenstrahl hat uns an diesem Tag einen großen Dienst erwiesen und nicht nur Schmutzpfote das Leben gerettet sondern auch uns alle davor bewahrt, an seine Stelle treten zu müssen."
Zum ersten Mal kam Schmutzpfote eine Rede von Ameisenstern lächerlich vor. Ein großer Dienst, ein großartiger Krieger. Auf einmal sollte er wieder zu ihnen gehören? Sonnenstrahl hatte seine Clangefährten vielleicht im Stich gelassen, aber dasselbe hatten sie mit ihm gemacht. Sie hatten ihn im Stich gelassen, als er seine gesamte Familie verloren hate, sie hatten ihm den Rücken zugewandt, als er ihre Hilfe gebraucht hätte. Ameisenstern log. Schmutzpfote wusste, dass der Anführer den orangefarbenen Kater nicht wirklich so schätzte, wie er behauptete. Niemand tat das, nicht einmal sie selbst hatte ihn zu schätzen gewusst.
Als Ameisenstern geendet hatte, trat niemand vor, um etwas zu sagen. Auch Rußnarbe nicht. Alles was blieb war peinliches Schweigen um einen Kater um den sich niemand in der Katzenmenge geschert hatte.
Niemand in der Katzenmenge konnte verstehen, wie Schmutzpfote sich fühlte. Vielleicht würden es einige behaupten, sagen, dass auch sie ihren Mentor verloren hatten, aber keiner von ihnen wusste wirklich wie es sich anfühlte, Sonnenstrahl zu verlieren, denn für sie war er nicht verloren. Für sie würde er in den Sternen weiterleben. Aber für Schmutzpfote war das nicht so. Sonnenstrahl war fort. Und es war ihre Schuld.
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WarriorCats-Das Geheimnis der Sonne
Fanfic"Die Blüte der Blattleere und das trauernde Wasser hüten das Geheimnis der Sonne" Eine uralte Prophezeihung, die Rettung verspricht. Rettung vor einer Finsternis, die nie gekommen ist. Die Katzen des SeeClans und des SumpfClans haben die Nachricht i...