Geständnis

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Als Lina und ich am nächsten Morgen aufwachen ist es schon kurz nach zehn. Schnell ziehen wir uns an und beeilen uns in den Speisesaal zu kommen um noch etwas zum Frühstück zu bekommen. Da es mitten in der Woche ist, ist das Speisezimmer relativ leer. Nur vereinzelt sieht man an dem langen Tische noch ein paar Leute sitzen, mit denen Lina und ich jedoch nie in engeren Kontakt gekommen sind. Aber eine Sache fällt uns doch auf: An einem Ende des Tisches entdecken wir Grindelwald. Das ist insofern ungewöhnlich, weil er Wochentags in der Regel spätestens um neun im Büro sitzt und arbeitet. Und was noch viel merkwürdiger ist: Dumbledore sitzt direkt neben ihm. Als Gellert mir erzählt hat Dumbledore will hier übernachten, dachte ich er verschwindet am nächsten Morgen so schnell wie möglich von hier. Aber da sitzt er; Am Frühstückstisch neben Gellert und unterhält sich mit ihm als wäre nichts gewesen. Die Tatsache, dass sie ja eigentlich Erzfeinde sind, scheint keinen der beiden zu stören. Selbst Gellert wirkt tatsächlich echt und scheint auf seine Manipulatormaske verzichtet zu haben. „Komm wir setzen uns zu den beiden. Ich will mich noch bei Dumbledore bedanken. Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu.", mein Lina, schnappt sich noch schnell etwas vom Buffet und geht dann geradewegs auf beide zu. Ich beeile mich ihr zu folgen und nur wenige Augenblicke später sitze ich neben Gellert, gegenüber von Dumbledore am Tisch.
„Guten Morgen, wie geht es Ihnen heute?", fragt Dumbledore sogleich und mustert Lina intensiv. „Mir geht es wieder sehr gut. Und vielen Dank, dass Sie mich vor diesen Wölfen gerettet haben. Ich hatte meinen Zauberstab nicht dabei und wäre jetzt wahrscheinlich nicht mehr am Leben wenn Sie nicht in der Nähe gewesen wären. Also vielen Dank dafür," Dumbledore winkt ab: „Das war doch selbstverständlich. Ich hab Ihre Schreie gehört und da musste ich einfach nachsehen was passiert ist." „Warum warst du eigentlich noch in der Nähe? Du hattest dich doch doch schon vor Stunden verabschiedet.", mischt sich jetzt Gellert ein. Stimmt, jetzt wo er es anspricht fällt es mir auch auf. „Ich hab noch einen Waldspaziergang gemacht. Ich hatte schließlich eine relativ weite Reise hinter mir. Und dann gleich wieder den ganzen Weg zurück nur für ein Gespräch von 30 Minuten? Es sollte sich wenigstens ein bisschen für mich lohnen extra hergekommen zu sein. Und die Aussicht ist wirklich atemberaubend. So etwas bekomme ich selten zu sehen. Wir haben schließlich keine Berge in England." Gellert rollt die Augen: „Gib doch wenigstens zu, dass du den beiden ihre „uns geht es bestens" -Nummer nicht abgekauft hast und in der Nähe bleiben wolltest für den Fall dass ich ihnen doch noch etwas antue." Ertappt und schuldbewusst blickt Dumbledore von seinem Teller auf: „Tut mir Leid dass ich bei dir immer vom schlimmsten ausgehe, aber du musst zugeben dass es doch etwas seltsam ist: Du tust nie etwas ohne eigenen Nutzen und plötzlich kommt dieser Sinneswandel.", verteidigt sich Dumbledore. Schon wieder ist dieser beinahe verletzte Ausdruck in Gellerts Augen zu finden: „Denkst du wirklich so schlecht von mir? Das ich selbst meiner eigenen Tochter etwas antun würde? Ich dachte du kennst mich besser." Dieses Geständnis lässt mich von meinem Teller aufblicken. Natürlich vertraue ich meinem Vater und glaube auch nicht dass er mich absichtlich verletzen würde, aber dass ich ihm so wichtig bin habe ich einfach nicht erwartet. Sofort bekomme ich Schuldgefühle obwohl seine Worte gar nicht an mich gerichtet waren. Und ich fühle mich fehl am Platz. Das ist ein persönliches Gespräch zwischen meinem Vater und Dumbledore und ich finde einfach nicht, dass Lina und ich hier dabei sein sollten. Es wirkt einfach so als hätten sie den jeweils anderen wirklich vermisst und sind froh über die paar gemeinsamen Stunden bevor sie sich wieder als Feinde gegenüberstehen. Wir beeilen uns unsere Teller zu leeren und verschwinden dann wieder in unser Zimmer.

Pov: Dumbledore

Gellerts Worte treffen mich schon etwas. Eigentlich hat er ja recht: Er lässt unschuldige immer am Leben; Zumindest wenn es sich um magisch begabte unschuldige handelt. Und die Menschen die ihm nahestehen behandelt er immer sehr gut und zuvorkommend. Das war schon immer so. Er war sogar nett zu Aberforth obwohl er allen Grund gehabt hätte ihn nicht zu mögen. Und trotzdem war er immer höflich und freundlich zu ihm gewesen. Einfach nur um mir das Leben leichter zu machen und die Beziehung zu meinem Bruder nicht noch mehr zu zerstören. Aber alles was man in Zeitungen über ihn liest macht es nicht einfach noch den Jungen von damals in ihm zu sehen. „Tut mir Leid, aber du musst mich auch verstehen. Du bist offiziell der gefährlichste dunkle Magier aller Zeiten und auch die Zeitungen zeichnen nicht gerade ein positives Bild von dir. Aber du hast recht. Ich habe dich nie als grausamen Menschen erlebt. Und danke, dass ich hier schlafen durfte, obwohl du gemerkt hast warum ich überhaupt noch in der Nähe war." Gellert winkt ab. „Ist schon ok. Das ist das mindeste was ich für dich tun konnte. Immerhin hast du Lina das Leben gerettet. Würdest du mir helfen die Wölfe zusammenzutreiben und durch eine Zauberbarriere vom Schloss fernhaften?", fügt Gellert noch hinzu und sieht mich direkt an. Ich muss sagen sein Angebot überrascht mich wirklich. Ich hätte nicht gedacht, dass er etwas mit mir unternehmen will. Natürlich könnte er einfach einen seiner Anhänger fragen ob die das erledigen, aber er will es mit mir zusammen machen. Ich weiß nicht warum aber irgendwie freue ich mich darauf. Natürlich weiß ich, dass unsere Beziehung nicht wirklich so werden kann wie früher. Dafür ist einfach zu viel passiert. Aber zu einem Neuanfang würde ich nicht „nein" sagen. „Nur unter einer Bedingung: Ich darf noch ein paar Nächste hierbleiben." Gellert sieht mich überrascht an. Prüfend laufen seine Augen meinen ganzen Körper ab, als vermute er irgendeine Falle. Ich wurde in den letzten Monaten immer mehr dazu gedrängt gegen Gellert zu kämpfen und je mehr ich dazu gedrängt wurde, desto wenig wollte ich. Nicht nur, dass ich es durch den Blutpackt überhaupt nicht kann, ich kann es emotional auch einfach nicht. Ich kann diesem Mann keinen Schaden zufügen. Das würde mein Herz einfach nicht zulassen. Ich habe Gellert immer geliebt und wahrscheinlich werde ich ihn auch immer lieben. Ich weiß, dass er mich nicht mehr liebt, wenn er es denn je getan hat, aber ich habe sowieso keine große Wahl als bei ihm zu bleiben. „Sicher, wenn du willst. Du kannst so lange bleiben wie du willst. Aber ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz warum du hier bleiben willst." Ich schlucke. Das ist wohl der Moment der Wahrheit. Ich muss Gellert gestehen, dass ich nicht gegen ihn kämpfen kann. Den Blutpackt kann man zerstören, irgendwie. Das weiß er genauso gut wie ich. „Der britische Zaubereiminister sitzt mir ziemlich im Nacken. Ich soll dich endlich zur Strecke bringen. Ich kann es aber nicht. Ich will und kann nicht gegen dich kämpfen. Aber wenn ich es nicht tue gelte ich gleich als dein Verbündeter und lande in Askaban. Ich habe also keine große Wahl als bei dir zu bleiben. Nurmengard ist der einzige Ort auf der Welt wo sie mich nicht finden werden. Damit sage ich nicht dass ich gut finde was du tust, aber ich toleriere es wenn die andere Option bedeutet, wir müssen uns auf Leben und Tod duellieren." Gellert sieht mich mit undefinierbarem Blick an. Dann schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen: „Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast. Ich hab dich wirklich vermisst, ob du es glaubst oder nicht. Mir ist klar, dass nicht alles verziehen ist und du nichts mehr mit meinen Plänen zu tun haben willst, aber ich bin trotzdem glücklich nicht gegen dich kämpfen zu müssen."

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