Kapitel 9

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Mit meinen Einkaufstüten im Arm schließe ich die Tür zu meiner Wohnung auf. Ich hänge den Schlüssel an meine Schlüsselwand, stelle die Tüten ab und ziehe meine Jacke aus. Ich lege alle zuschneidenden Gemüsesorten auf meine Küchenarbeitsplatte, wo ich mein Schneidebrett und die entsprechenden Messer schon zurecht gelegt habe.

Sofort beginne ich mit dem Schneiden. Zwiebeln, Paprika, Karotten, Zucchini und Brokkoli verteilen ihre Aromen im ganzen Raum.

Das Hühnchen brate ich mit den Zwiebeln und Kokosfett an. Das Gemüse kippe ich anschließend dazu und würze alles mit Currypulver und meiner ganz besonderen selbst-kreierten Gewürzmischung.

Das Essen brutzelt vor sich hin als es an der Tür klingelt und Tina herein kommt.

„Hey Tini. Schön, dass du da bist!", begrüße ich meine beste Freundin.

„Danke für die Einladung. Oh, das duftet aber herrlich hier Lilly!", sagt sie und leckt sich die Lippen. Wir gehen in die Küche, wo ich uns den Tisch gedeckt habe.

„Ist das etwa mein Lieblingscurry?", fragt sie.

„Ja, das ist es!", antworte ich.

„Wie schön, du das hier für uns gemacht hast. Davon könnte sich Georg wirklich mal eine Scheibe abschneiden. Er kann auch mal romantisch sein, aber meistens erst, wenn ich ihm vorher von etwas vorgeschwärmt habe."

„Ja, typisch Männer eben. Die brauchen einen Tritt in den Hintern bis sie von selbst drauf kommen." Wir setzen uns an den Tisch. Ich schenke Tina ein Glas von der Zitronenbrause ein und fülle ihr etwas von dem Curry auf den Teller.

„Ja, du sagst es. Obwohl Georg hat dazu gelernt. Oh davon muss ich dir unbedingt erzählen. Er war letztens so unglaublich süß."

„Hat er dir eine ganz besondere Überraschung gemacht?", werfe ich hinterher. „Ja, er hat mich ins Aquarium eingeladen. Mit meiner Karte gehe da also rein bis zu dem Ort, an dem er mich dort treffen wollte und dann ist mir der Mund offen stehen geblieben, weil es so unfassbar schön war, was er für uns gemacht hat. Eine Picknickdecke, bunte Blumen, Kerzenlicht und dazu lauter kleine Leckereien. Ich musste vor Glück und Freude weinen, als er mir auch noch eine ziemlich romantische Liebeserklärung gemacht hat. In dem Moment wusste ich genau, warum ich diesen Mann geheiratet habe und wie sehr ich ihn tatsächlich liebe."

„Oh Tini, ist das ganz wundervoll. Ihr zwei seid wirklich das absolute Traumpaar schlecht hin. Es ist so schön zusehen, dass ihr zusammen so glücklich seid", sage ich daraufhin und kann noch immer das Funkeln in ihren Augen sehen.

„Dieses Abendessen ist fantastisch geworden. Einfach himmlisch. Lilly, du hast dich mal wieder selbst übertroffen", sagt sie und stopft sich noch einen Löffel in den Mund.

„Ich wusste, dass es dir schmecken wird. Hier ich habe dir das Rezept und alle Schritte aufgeschrieben, damit du es mit deinem Mann gemeinsam kochen kannst", sage ich und reiche ihr den Zettel mit dem Rezept.

Sie nimmt ihn dankend an und steckt ihn sofort in ihre Jackentasche.

„Jetzt zu dir Lilly, dir brennt doch etwas gehörig auf der Zunge, ich sehe das doch genau. Was ist es?", fragt sie total neugierig, obwohl sie bestimmt schon weiß weshalb ich mit ihr quatschen wollte.

„Du erinnerst dich doch noch an die Situation mit Theo, als ich aufgeregt in deine Wohnung gestürzt bin und dir erzählt habe, dass ich bei ihm übernachtet habe nachdem es mir auf deiner Hochzeit wegen meiner Mutter so die Sprache verschlagen hat?", frage ich sie.

„Natürlich erinnere ich mich daran. Du hast in der Eile dein Handy liegen lassen. Georg wollte es noch mitbringen, weil er Theo ja noch gesehen hat, aber der wollte es dir unbedingt persönlich geben. Alle Überredungskünste von Georg haben wohl nichts gebracht. Der Sturkopf hat sich nicht umstimmen lassen."

„Der Typ stand letztens plötzlich vor meiner Tür. Nur in Handtuch bekleidet drückte ich die Türklinke herunter. Ich wimmelte ihn ab. Der Trottel verlor sein Handy auf dem Weg zur Straße. War das zu fassen?", sage ich mit meiner Stimme, die immer ein wenig tiefer klingt, wenn ich mich über etwas aufrege.

„Solche Methoden hätte ich diesem Kerl gar nicht zugetraut. Da hast du einen mit deinem Charme wohl ziemlich neugierig gemacht!"

„Zugegeben Theo ist kein hässlicher Typ, aber so jemand bleibt doch nie lange alleine und außerdem will ich doch von ihm nur etwas mehr über meine Mutter erfahren."

„So aufgewühlt wie du nach der Übernachtung bei mir aufgetaucht bist, habe ich dich lange nicht erlebt, Lilly. Und jetzt versuchst du dich auch noch zu erklären. Ich will ja nichts sagen, aber du scheinst diesen Kerl ziemlich interessant zu finden", sagt sie und schaut mich dabei mit diesem speziellen Blick an, den sie immer aufsetzt, wenn sie davon überzeugt ist, dass ich etwas unbedingt tun sollte.

„Ach, der Typ ist wirklich unmöglich. Er wollte mir allen Ernstes unseren Lieblingswein wegschnappen, was er dann tatsächlich auch getan hat, weil er mich solange bearbeitet hat, bis mich mit ihm treffe. Die Weinflasche will er mit mir zusammen trinken. Ich hatte keine Zeit mehr, also habe ich zugesagt."

„Uhh, das klingt mir verdächtig nach einem Date."

„Date. Das ist so ein großes Wort. Theo hat das auch so bezeichnet, aber ich nenne es lieber Treffen unter Weinliebhabern, die sich das alkoholische Getränk teilen und dabei ins Gespräch kommen."

„Egal wie du es nennen willst, ihr seht euch. Dann will ich unbedingt eine Berichtserstattung."

„Natürlich bekommst du die, wenn ich da überhaupt hingehe und nicht vorher im Erdboden versinke, weil ich nicht weiß was ich sagen soll."

„Das bekommst du schon hin Lilly. Du nimmst doch sonst auch kein Blatt vor den Mund. Dann wirst du auch mit Theo sprechen können", sagt sie.

In genau dem Moment gibt mein Handy ein Geräusch von sich.

Tina hält mir mein Handy entgegen. „Hey Lilly. Morgen 20 Uhr bei mir? Es gibt auch ein kleines Abendessen. Liebe Grüße Theo"

Wie ist er bitte an meine Nummer gekommen? Ich schaue Tini fragend an.

„Nein Lilly, ich habe absolut nichts damit zu tun. Der Typ ist Arzt schon vergessen. Der hat seine Connections."

Nach dieser Nachricht quatschen wir noch eine Weile weiter bis ich erschöpft ins Bett falle. Jetzt denke ich schon an diesen Kerl, obwohl ich ihn doch eigentlich kaum kenne. Er hinterlässt Fragen und nicht nur die Fragen, die ich sowieso schon habe, wegen meiner Mutter.


An meine lieben und fleißigen Leser/innen schön, dass ihr auch dieses Kapitel gelesen habt.


Dein Herz ist mein HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt